Schramberg - Nachdem etwa ein städtischer "Sitzungsturnus" wegen der Corona-Pandemie ausgefallen war, ging es nun am vergangenen Donnerstag in der Aula des Gymnasiums wieder los.

Auf der Tagesordnung war unter anderem vorgesehen, dass die Räte den Auslobungstext für das anstehende Verfahren unter die Lupe nehmen, mit dem ein Investor für das Großprojekt Sonnenberg-Planie gefunden werden soll. Bekanntlich soll der Bereich veräußert und in städtebaulich passendem Ambiente bebaut werden.

Anregungen von Bürgerinfoveranstaltung eingearbeitet

Fachbereichsleiter Rudolf Mager und Ulrich Neumann vom beratenden Architekturbüro stellten das Projekt beziehungsweise Schriftstück nochmals vor. Dies beinhaltete einige Anpassungen, die die Verwaltung auf Basis der Anregungen eingearbeitet hatte, die bei einer Bürgerinfoveranstaltung Ende Januar aufgekommen waren (wir berichteten). Mit den meisten Anpassungen wie etwa einer zur Nordseite geöffneten Tiefgarage waren die Räte zufrieden.

Neu-CDU-Fraktionssprecher Thomas Brantner meinte, die Verwaltung hätte es geschafft, den Kompromissen in den Unterlagen angemessen Beachtung zu schenken. Die Kritik der Bürgerinitiative "l(i)ebenswerter Sonnenberg" sei seinerzeit jedoch auch konstruktiv gewesen. Wichtig sei der Fraktion, und das sei bei dieser Ausgestaltung der Investorensuche gegeben, dass die Stadt bis zur endgültigen Auswahl Herr des Verfahrens bleibe. Denn: Drei bis zehn auf den Auslobungstext hin eingereichte Vorschläge potenzieller Investoren sollen – ähnlich wie zuletzt bei dem Architektenwettbewerb zum Schulcampus – von einem aus Verwaltungsmitarbeitern, Gemeinderäten und Experten bestehenden Gremium eingehend bewertet und die daraus resultierende Empfehlung im Anschluss dem Gemeinderat vorgestellt werden. Der Beschluss selbst liegt immer beim städtischen Gremium.

Architekten können bei Innovation oder Nachhaltigkeit nicht sparen

Auch ÖDP-Sprecher Bernd Richter ging auf die Interessensgruppe ein. Über deren Vorwurf, den Punkt absichtlich auf der Tagesordnung zu lassen, weil man sich weniger Gegenwind in der Diskussion erhoffe, diesen so "durchwinken" könne und damit quasi die Corona-Krise auszunutzen, habe er sich sehr geärgert. Das werte die Arbeit des Gremiums ab. "Wir gehen hier auch das Risiko ein, uns anzustecken", betonte er.

Zudem wollte Richter hinsichtlich der Nachhaltigkeit einige "zu schwammig" dargestellte Aspekte etwa mit Prozentzahlen konkretisiert und insgesamt stärker gewichtet sehen. Sein Antrag, im Text wieder von 18 bis 25 Wohneinheiten auf 20 bis 25 Wohneinheiten zu erhöhen, wurde im Gremium knapp abgelehnt. Auch, dass den Investoren ein sicherlich kostspieliges Verlegen der Straße zur Geländevergrößerung offen gelassen werde, irritiere ihn. Dem schloss sich unter anderem Tanja Witkowski (SPD/Buntspecht) an.

Hierbei betonte Rudolf Mager den Vorteil des "Zwei-Umschlagverfahrens": Demnach sollen die eingereichten Arbeiten zu 70 Prozent inhaltlich/konzeptuell und zu 30 Prozent hinsichtlich des Preises gewertet werden. "Ein Architekt weiß, das er dann bei Punkten wie Innovation oder Nachhaltigkeit nicht sparen kann", so Mager. Generell zeigten die anwesenden Verwaltungsmitarbeiter sowie Gemeinderäte, die im Schulcampus-Bewertungsgremium gesessen hatten, am Donnerstag großes Vertrauen in Auswahlverfahren dieser Art.

Straßenschäden sollen von Investor getragen werden

So beschloss der Gemeinderat (eine Gegenstimme, zwei Enthaltungen) auf dem Grundstück "Planie am Sonnenberg" das Errichten eines Quartierskonzepts mit 18 bis 25 Wohneinheiten und 2200 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Die Vergabe (zwei Gegenstimmen) sollte mit dem vorliegenden Auslobungstext erfolgen. Ergänzungen sollten ein Abschnitt zu erwähntem 70/30-Prozent-Verfahren, einer Konkretisierung bei der Tiefgarage (Abdecken des ganzen Stellplatzvorkommens) und der möglichen Investorenzahl (drei bis zehn statt drei bis acht) sein.

Zudem wurde auf Anregung von Jürgen Reuter (Aktive Bürger) mit aufgenommen, dass Schäden, die während der Bauarbeiten bei der bestehenden Straße aufkommen, vom Investor getragen werden sollten. Zuletzt wird die Verwaltung beauftragt, Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation und fußläufigen Verbindungen weiter auszuarbeiten.

Die "Sitzung" der anderen Art

Wegen der Abstandsregelungen aufgrund der Corona-Krise wurde die jüngste Sitzung des Gemeinderats in die Aula des Gymnasiums Schramberg verlegt. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr bedankte sich bei dem Hausmeister des Gymnasiums, Michael Kopp, für dessen Vorbereitungen. Die Räte saßen mit mindestens drei Stühlen Abstand zueinander in jeweils einer Stuhlreihe pro Stufenebene (siehe großes Foto). Auf der einen Seite des Mittelgangs saßen CDU und Freie Liste, auf der anderen Seite hatten sich SPD/Buntspecht, ÖDP und Aktive Bürger eingefunden. In den Reihen hinter den Räten saßen die Besucher, während die Verwaltung sich vor der Bühne positioniert hatte.