Pina Bucci nimmt sich viel Zeit für ihre Gäste. Foto: Hartmann Foto: Schwarzwälder Bote

Theaterring: "Pina Bucci Teatro" eröffnet mit "Pinocchio" die neue Saison des Kindertheaters

Italiens wohl bekannteste Kinderbuchfigur ist ein Holzkopf: Die Geschichte von Pinocchio hat das "Pina Bucci Teatro" aus Horb für die vielen Zuschauer im Subiaco auf die Bühne gebracht und eröffnete so das Kinderprogramm des Theaterrings der aktuellen Saison.

Schramberg. Schauspielerin und Regisseurin Pina Bucci entführte das Publikum in einem Eine-Frau-Stück mit Puppen und Musik in die Toskana zu Holzschnitzer Gepetto und seinem zum Leben erwachten Holzjungen.

Letzterer hat es faustdick hinter den Ohren – er schwänzt die Schule, läuft ständig von zu Hause weg und beschert seinem besorgten Babbo einige schlaflose Nächte. Er schließt sich spontan einem Puppentheater an, lässt sich von zwei Gaunern, die ihn um seine Ersparnisse bringen wollen, zu einigen Nächten im Wald überreden und erlebt auch sonst allerlei Abenteuer.

Immer dann, wenn er wirklich in Schwierigkeiten steckt, taucht eine geheimnisvolle blaue Fee auf, befreit Pinocchio aus seinem Schlamassel und verpasst ihm ganz nebenbei eine Lektion fürs Leben. Erst als sich Gepetto aus Sorge um seinen Sohn auf dem Meer in Lebensgefahr begibt, schafft es der Holzjunge, seine guten Vorsätze in die Tat umzusetzen. Er rettet sich und seinen Babbo aus dem Bauch eines gefräßigen Fisches und bekommt quasi als Belohnung für seine Selbstlosigkeit seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: Er wacht eines Morgens als echter Junge wieder auf.

Der Holzjunge aus der Feder von Carlo Colludi kann in seiner Entwicklung zum richtigen Jungen als Prozess des Erwachsenwerdens verstanden werden, mit ganz eindeutig pädagogischen Absichten. Lügen, so die Botschaft, Faulheit und Egoismus muss der kleine Holzjunge überwinden. Erst als er hilfsbereit, fleißig und aufrichtig ist, kann er ein Mensch werden.

Auf den mahnenden Zeigefinger verzichtet Pina Bucci nahezu ganz. Vielmehr erzählt sie die Geschichte des kleinen Jungen spielerisch, mit viel Liebe zum Detail und Humor. Da ist beispielsweise das wohl bekannteste "Accessoire" des Holzjungen: seine Nase, die bei jeder Lüge länger wird. Dass die nicht nur nicht besonders hübsch ist, sondern auch reichlich unpraktisch, ließ Bucci ihren Pinocchio zur Begeisterung der Zuschauer schnell lernen: Ein Vogel hielt seine lange Nase für einen Ast, lies sich darauf nieder und begann, gnadenlos nach Maden zu picken.

Immer wieder bezog Bucci ihre kleinen Zuschauer auch ganz bewusst mit ein. Da trieb sich Pinocchio im Publikum herum, um neue Freunde zu finden, fragte diese immer wieder um Rat, selbst auf der Bühne kamen sie zum Einsatz. Die Kleinen spielten Fuchs und Katze auf der Bühne und sorgten, als Gepetto sein Boot in einen Sturm steuert, nicht nur für die passende Geräuschkulisse, sondern auch für die Wellen.

Selbst als das frisch "gecastete" Meer etwas zu stürmisch wurde und die Kulisse demolierte, schaffte Bucci es souverän, die Ordnung wiederherzustellen ohne den Erzählfluss zu unterbrechen.

Am Ende des Stücks nahm Bucci sich viel Zeit für ihr Publikum, beantwortete mit Geduld Fragen und ließ die kleinen Besucher ihre Puppen und Figuren ganz aus der Nähe bewundern. Genau so geht großes Theater für die ganz Kleinen.