Dorothee Eisenlohr vor dem Bild Ursula Plakes Foto: Schwarzwälder Bote

Feierstunde: Gedenken zum 100. Geburtstag der Ehrenbürgerin / Stimmenkönigin und "Stadtmutter"

Schramberg (czh). Zum 100. Geburtstag hatte die Stadt Schramberg mit Frauen Union, Kreisverband Rottweil und Stadtverband der CDU zum Gedenken an Ehrenbürgerin Ursula Plake eingeladen.

Nach der Ballade "Blue Moon" vom Caprichörle begrüßte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr im Schlossfoyer zahlreiche Vertreter der eingeladenen Organisationen sowie die Familie der Tochter Heide Neukirchen aus München. Sie freue sich über die vielen Besucher und sei gespannt, was sie über die Ehrenbürgerin erfahren werde.

Die Kreisvorsitzende der Frauen Union, Karin Schmeh, hob den seltenen Jubeltag für die "Stadtmutter" hervor, die nicht gepredigt, sondern gehandelt habe.

Für den CDU-Stadtverband betonte der Vorsitzende Thomas Brantner das sozialpolitische Engagement und erinnerte an die Seniorenausfahrten, die Ursula Plake organisiert habe.

In der Bildergalerie der 18 Ehrenbürger im Sitzungssaal im Rathaus seien zwei Frauen, zeigte Stadtarchivar Carsten Kohlmann das Foto von Ursula Plake, die 1943 im Alter von 23 Jahren von Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern nach Schramberg gezogen war. Sie wohnte mit ihrem Ehemann, dem Physiker Ewald Plake, im Beamtenbau der Führungskräfte der Uhrenfabriken Junghans mitten in der Stadt. Nachdem ihr Mann schon 1951 nach einer schweren Krankheit verstarb, musste die junge Mutter in der schweren Nachkriegszeit ihre beiden Töchter Karin und Heide "mit eiserner Sparsamkeit" über die Runden bringen. Als "Kriegerwitwe" engagierte sich Ursula Plake im Bund deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener und erwarb dabei ihre Erfahrungen in der Politik, vermutete Carsten Kohlmann.

In bürgerlich-konservativer Gesinnung trat sie 1970 der CDU bei, gründete ein Jahr später die Frauen-Vereinigung der CDU und bewarb sich für die Kreistags- und die Gemeinderatswahlen. Als Nachrückerin übernahm sie 1974 ein Mandat im Gemeinderat und bestätigte das in der folgenden Wahl 1975 mit 5883 Stimmen. Ihr sozialpolitisches Engagement steigerte nicht nur ihre Bekanntheit, sondern machte sie zur "Stimmenkönigin" und ehrenamtlichen Stellvertreterin des Oberbürgermeisters. Nach 20 Jahren im Gemeinderat wurde sie 1994 von OB Herbert Zinell aus dem Gremium verabschiedet und für die Ehrenbürgerschaft vorgeschlagen. Wenige Tage vor dem großen Festakt verstarb Ursula Plake am 9. Oktober 1999.

Barbara Kunst als Vorsitzende des städtischen Frauenbeirats wusste, dass Ursula Plake "den Beirat anfangs und später nicht schätzte", aber sie lobte ihr großes sozialpolitisches Engagement.

Tochter Heide Neukirchen legte Wert auf eine differenzierte Einschätzung ihrer Mutter, die überzeugt war, Frauen seien in der Politik nicht so gut wie die Männer, aber "sie seien anders und sie kümmerten sich um den Kleinkram". Sie freue sich über die große Ehrung für die Arbeit ihrer Mutter.