Freie Liste liebäugelt mit kostenlosem Internetzugang. Stadtverwaltung: Viele Gründe sprechen gegen den Hotspot.

Schramberg -  Auf dem hinteren Rathausplatz sitzend schnell und kostenlos E-Mails checken, ohne die eigene Flatrate zu strapazieren? Das könnte mittels eines Hotspots möglich werden.

An Spott über den Rathausplatz mangelt es in Schramberg nicht. Die Einrichtung eines "Hotspots", der dort eine Gratis-Wlan Verbindung zum Internet ermöglichen würde, täte dem Platz gut. Auch in anderen Innenstädten werden solche Hotspots eingerichtet. Logisch, dass die schnelle Verbindung zum Nulltarif bei Bürgern und Touristen in der Regel gut ankommt.

In Pforzheim nutzt man die Maßnahme zudem geschickt als Marketinginstrument. Dort schlossen sich neun ortsansässigen Firmen zur "Medien-/IT-Initiative Pforzheim" zusammen. Mit dem Projekt wollen die Initiatoren ihre Stadt gegenüber Fachkräften als attraktiven Standort präsentieren.

Ob ein Hotspots in Schramberg möglich ist, hat die Stadtverwaltung jetzt auf Antrag der Fraktion der Freien Liste geprüft. Die Ergebnisse werden morgen vom Gemeinderats öffentlich diskutiert. Im Gegensatz zu anderen WLAN-Hotspot-Projekten ist das Vorhaben in Pforzheim ein Non-Profit-Projekt. In etlichen anderen Städten wie Reutlingen gibt es Hotspots, die werbefinanziert betrieben werden. Heidenheim hat laut Stadtverwaltung ihr Wlan für die Innenstadt im Oktober vergangenen Jahres in Betrieb genommen. Betreiber dort sei ein lokales IT-Unternehmen, wobei der Großteil der Kosten durch die Kommune übernommen werde (74.000Euro auf drei Jahre).

Ihre Einschätzung, der Einrichtung eines Hotspots skeptisch gegenüber zu stehen, begründet die Stadtverwaltung auch mit Blick auf das von der Brühler Stadtverwaltung vorgetragene Argument, die meisten Bürger seien aufgrund ihrer Flatrate-Verträge gar nicht an solch einem Angebot interessiert. Zwar stimmt, dass viele mit ihrem Smartphone ins Internet gehen, doch in vielen Fällen ist die Geschwindigkeit und das Datenvolumen trotz Flatrate begrenzt.

Ein weiteres Problem, dass die Schramberger Stadtverwaltung abschreckt, ist die so genannte Störerhaftung. Denn derjenige, der das Netz zur Verfügung stellt, haftet auch dafür, was über seine Datendienste abgerufen wird. So könnten über das kostenlose Wlan-Netz zum Beispiel illegale Seiten besucht oder Daten heruntergeladen werden, die dem Urheberrecht unterliegen, was verboten ist. Als voraussichtliche Kosten nennt die Stadtverwaltung für die einmalige Einrichtung eines Hotspots 5000 Euro, sowie zusätzlichen monatlichen Kosten von 100 Euro, sollte ein externer Anbieter beauftragt werden, einen gefilterten Internetzugang mit 150 Megabit zur Verfügung zu stellen. Werde der Hotspot dennoch gewünscht, müssten weitere "Problematiken" wie der Strahlenschutz oder die mögliche Bevorzugung angrenzender Gebäude noch diskutiert werden.