Heimatgeschichte: Stadtarchiv und Stadtmuseum erhalten den Nachlass des Fotografen Wilhelm Weiss

Zum Jahresende haben das Stadtarchiv und das Stadtmuseum Schramberg eine besondere Kostbarkeit aus 150 Jahren Stadtgeschichte erhalten.

Schramberg. Der verloren geglaubte Nachlass des Fotografen Wilhelm Weiss mit zahlreichen Fotos aus Schramberg und Umgebung aus den 1950er-Jahren kehrt wieder zurück.

Es war eine große Überraschung, als Hildegard Schuster, die 85 Jahre alte Tochter des Fotografen Wilhelm Weiss (1893 bis 1974) in Staufen im Breisgau, vor einigen Wochen dem Stadtarchiv und Stadtmuseum mitteilte, dass im Nachlass ihres in Stuttgart verstorbenen Bruders Walter Weiss (1926 bis 1999) zahlreiche Fotoalben ihres Vaters gefunden worden seien, von denen sie selbst bis dahin keine Kenntnis hatte.

Nach dem Tod des Vaters in Schramberg hatte ihr Bruder die Fotoalben an sich genommen und seitdem auf der Bühne seines Hauses in Stuttgart aufbewahrt, wo sie nun über vier Jahrzehnte später wieder entdeckt und nun als großzügiges Geschenk dem Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg übergeben werden.

Lebensgeschichte in "D’Kräz" zu finden

Der Fotografenmeister Wilhelm Weiss hatte eine sehr interessante Lebensgeschichte, die Hans Haaser von der Fotogilde Schramberg in der Zeitschrift "D’Kräz" 28 (2008) erstmals in Erinnerung gerufen hat. Wilhelm Weiss wurde am 4. November 1893 in Budapest geboren, wurde von 1907 bis 1910 zum Fotografen ausgebildet und eröffnete nach Lehr- und Wanderjahren 1924 ein eigenes Fotoatelier in Bukarest, wo er als "Hoffotograf" auch für das rumänische Königshaus arbeitete. Im gleichen Jahr verheiratete er sich mit Elisabeth Faist (1902 bis 1968) aus Schramberg, deren Vater Erhard Faist (1876 bis 1942) als Vertreter der Uhrenfabriken Gebrüder Junghans AG in Bukarest tätig war.

Nach Themen geordnete Fotoalben

Am Ende des Zweiten Weltkrieges floh die Familie im Sommer 1944 aus Rumänien nach Schramberg, wo Wilhelm Weiss das 1865 gegründete Fotogeschäft der Familie Faist in der Berneckstraße 14 übernahm, nachdem Carl Faist III (1903 bis 1945), ein Cousin seiner Ehefrau, als "Vermisster" nicht mehr aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam. 1960 ging er in den Ruhestand und starb am 24. März 1974 in Schramberg. Einige Jahre wurde das älteste Fotogeschäft in Schramberg noch von Carl-Otto und Hans Hirsmüller fortgeführt, bevor es Ende der 1960er-Jahre endgültig geschlossen wurde. In den 1950er-Jahren erschloss sich der begabte Landschafts- und Porträtfotograf seine neue Heimat in Schramberg und Umgebung auf zahlreichen Spaziergängen und Wanderungen und hatte dabei natürlich ständig auch seinen Fotoapparat dabei, um schöne Motive festzuhalten. Die Fotonegative blieben leider nicht erhalten, von seinen besten Aufnahmen legte Wilhelm Weiss jedoch nach Themen geordnete Fotoalben an, durch die der Kern seines Schaffens erfreulicherweise doch überliefert ist.

Die Fotoalben enthalten Landschaftsbilder und Ortsansichten aus Schramberg und der Raumschaft im mittleren Schwarzwald (Aichhalden, Lauterbach, Schenkenzell, Schiltach und Tennenbronn). Eindrucksvolle Bilderserien zeigen zudem die Fasnet und die Hochwasserkatastrophe vom 21. Mai 1959. Das Stadtarchiv und das Stadtmuseum Schramberg wollen den wertvollen Bestand in den kommenden Jahren in Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Einige besonders schöne Aufnahmen aus dem Album "Schramberg – Winter" werden an Weihnachten auf der Facebookseite der Großen Kreisstadt Schramberg im Internet veröffentlicht.