David Holleber Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Pulc-Ensembles" gastiert in der Alten Kirche St. Laurentius / Josef Doedt dankt den "begnadeten Musikern"

Ein Konzert, bei dem der Schöpfer eines Werks anwesend ist, erleben die Zuhörer nicht alle Tage. Beim Konzert des "Pulc-Ensembles" richtete der junge Komponist des Stückes Miasma, David Holleber, sogar das Wort an die zahlreichen Zuhörer.

Schramberg-Sulgen. Der Komponist erklärte in der Alten Kirche St. Laurentius, er bekomme seine Inspiration häufig über Naturphänomene bei Spaziergängen. In seiner Komposition Miasma (giftiger Nebel) passiere "unheimlich viel, aber auch unheimlich wenig". Man könne das Stück mit einer Fata Morgana mit schwebenden, schillernden Farben vergleichen. Der Zuhörer solle nicht versuchen, irgendeinen Gefallen an der Musik zu finden. Vielmehr solle diese Musik interessant sein, Eindruck machen, zum Nachdenken anregen. Sie verlange nur ein offenes, unvoreingenommenes Ohr.

Auch der Leiter des Ensembles, Benjamin Cote, begrüßte die Zuhörer und bedankte sich beim Förderkreis Alte-St.-Laurentiuskirche für die Einladung. Er stellte das internationale Ensemble aus den USA, Lettland, Kolumbien und Paraguay vor und erklärte seine Intention, in den Konzerten mit einem Multiculti-Ensemble verschiedene Kulturen und Herkünfte zu präsentieren.

Im kommenden Jahr wolle das Ensemble eine Konzertreise nach Bogotá durchführen, wobei das Ensemble Werke von Holleber und eines kolumbianischen Komponisten aufführen werde.

Eröffnet wurde das Konzert ganz klassisch mit dem Oboenquartett in F-Dur KV 370. Mit Schwung führten die Interpreten (Juan Sebastián Velasco, Oboe, Gabriela Rodriguez, Geige, Marta Racene, Bratsche und Benjamin Coyte, Cello) beim Allegro die Zuhörer mitten hinein in die heitere Tonsprache Mozarts. Oboist und Streicher wetteiferten mit virtuosen Läufen in dynamischem Vortrag und schöner Phrasierung.

Der Leiter "dirigierte" nur mit Kopfnicken und Augenbewegung. Mit elegischem Ausdruck und langsamer Melodieführung folgte das Adagio.

Hauchzart

Gespannt erwarteten die Zuhörer die Interpretation des 2018 von David Holleber komponierten Stücks Miasma. Hauchzart setzte das Cello ein, die Töne der Bratsche kamen dazu und rieben sich mit den Cellotönen. Schließlich war mit der Violine das komplette Trio zu hören, mit dissonantem Klang. Wie ein Schauder lief es durch die fluktuierenden und tremolierenden Stimmen, die Streicher schüttelten die Bogenhand, der Oboist verfremdete seine Blastechnik durch Stimmeinsatz. Alles schien in Bewegung, der Klang verbreitete sich in Wellen. Hohe, schneidende Geigentöne schufen das Gefühl von eisiger Kälte und Unbehagen. Das Näherkommen der Töne im Crescendo erfolgte beinahe schmerzhaft und erzeugte die Vorstellung einer Maschinenhalle oder eines Flugplatzes. Das Stück endete wie es begonnen hatte, mit hauchzarten Streicherklängen.

Nach dieser topaktuellen Komposition spielten die Interpreten mit dem "Phantasy Quartett" für Oboe und Streichtrio op.2 von Benjamin Britten ein Werk aus der "klassischen" Moderne.

Beim Andante alla marcia bewegten sich die Instrumente auf einen Höhepunkt zu. Die Streicher fanden sich zu einem gemeinsamen Rhythmus und stellenweise zum Unisono-Klang zusammen. Im zweiten Satz begleiteten die Streicher die elegische Melodie der Oboe mit rhythmischem Stakkato und Pizzicato. Sehr innig und gefühlvoll gestaltete die Oboe als "Singstimme" beim glanzvollen Schlusstitel den Song Maria aus dem Musical West Side Story von Leonard Bernstein.

Vorstandsmitglied Josef Doedt dankte zum Abschluss des Konzerts den "begnadeten Musikern" für die beeindruckende Vorstellung. Der Förderkreis sei stolz, den Zuhörern ein Konzert mit so hochtalentierten Musikern zu präsentieren. Für den Kontakt zum Ensemble dankte er der Leiterin des katholischen Kirchenchors. Mit einem straffen Tango von Mores als Zugabe entließen die Musiker die Zuhörer nach deren riesigen Applaus.