Ein riesiger Uhu mit immenser Spannweite "fliegt" über dem Eingang zum Seminarraum. Foto: Schwarzwälder Bote

Kreativität: Hubert King ist auf Produkte aus Weide spezialisiert / Seminare erfreuen sich großer Beliebtheit

Kunst aus Dingen zu erschaffen, die ihre Schönheit nicht unbedingt auf den ersten Blick zeigen – das gelingt Hubert King. Außerdem hat er sich auf Kreatives aus Weide spezialisiert. Dieses Wissen gibt er in Kursen weiter.

Schramberg-Sulgen. Schon von Weitem sieht das Hofgebäude von Hubert King auf dem Lienberg einladend aus: Ein bunter Bauerngarten, blühende Blumen, imposante Schnitzfiguren aus Holz und filigrane Dekoelemente aus Weide begrüßen die Besucher.

King, der auf dem Lienberg aufgewachsen ist, hat einen Blick für das Besondere. Das wird spätestens in seinem Seminarraum deutlich – unzählige Elemente aus Weide, von dekorativ bis nützlich, Herzen in verschiedenen Größen und Holzarten, kleine Sträußchen aus Lavendel und Hagebutte warten darauf, betrachtet zu werden.

In diesem Raum hält King zwischen Januar und Mai jährlich bis zu 15 Seminare ab und weiht Interessierte in die Kunst der Weidenkunst ein. Seit nunmehr zwölf Jahren bietet er die Kurse an – mit steigender Beliebtheit. Und dass, obwohl King kaum Werbung macht.

Anfangs wollte der gelernte Gärtner und Florist den Kurs vor allem für Berufskollegen anbieten. Schnell stellte sich aber heraus, dass das Interesse von Privatpersonen deutlich größer ist. "Die Teilnehmer setzen sich aus 80 Prozent Privatpersonen und 20 Prozent Floristen zusammen", schätzt King.

Die Teilnehmer kommen größtenteils aus der weiteren Umgebung, aber auch von weit her. So hatte King schon Gäste aus Spanien, Belgien, Holland, der Schweiz und Österreich. Während manche den Kurs mit einem Urlaub im Schwarzwald verbinden, ist "ein Teilnehmer aus den neuen Bundesländern einmal extra 1000 Kilometer nur für das Seminar gefahren", erinnert sich King.

Einige Teilnehmer kommen immer wieder. "Wenn die Vielfältigkeit der Weidenkunst einmal erkannt ist, ist die Suchtgefahr hoch", erzählt King lachend. Und die Vielseitigkeit ist tatsächlich immens: Von Dekoschalen und Gefäßen in unzähligen Größen und Formen über Wandbilder bis Paravents ist vieles machbar.

"Was die Teilnehmer im Seminar herstellen, dürfen sie selbst auswählen", sagt King. Für viele Dinge hat er bereits Vorarbeit geleistet, sodass beispielsweise die benötigten Gestelle schon bereitstehen. Der Weidenkünstler entwickelt immer wieder neue Sachen – nicht nur, um bei den Seminarteilnehmern für Abwechslung zu sorgen, sondern auch um seine eigene Kreativität auszuleben.

Zur Weide gekommen ist King über seinen Beruf als Florist. "Es ist ein großzügiges, flexibles, langes Material", sagt er. Inzwischen baut er auf einem halben Hektar mehr als 40 Sorten an. Einen Teil davon verkauft er über den Großhandel.

Was ihn in seiner Arbeit antreibt, ist der Reiz "aus etwas, das für andere keinen großen Wert hat, etwas Besonderes zu schaffen". Er zeigt auf ein großes Herz aus Tannenholz – übersät mit Mistellöchern und auf den großen Tisch, dessen Platte aus Kirsch- und Birnenholz besteht. "Den gefällten Kirschbaum habe ich auf dem Fohrenbühl entdeckt. Der Eigentümer wollte daraus Brennholz machen."

Schnell schlug King einen Tausch vor: Er bekam den Kirschbaum und brachte dem Eigentümer im Gegenzug eine Ladung Brennholz vorbei. Die Dinge, die er kreativ verarbeitet, sucht er nicht, er findet sie. "Es kann sein, ich gehe zum Pilze sammeln in den Wald – und komme mit einem Stück Holz zurück", erzählt er lachend.

Was King jedoch sucht, ist immer wieder nach etwas Neuem – etwa der Kombination aus unterschiedlichen Dingen. Über der Tür zum Seminarraum hängt dafür ein kaum zu übersehendes Beispiel: ein riesiger Uhu mit drei Metern Spannweite. Den Körper hat King mit der Motorsäge aus einem Holzstamm geschnitzt, die Flügel sind aus Weide geflochten.

Hubert King gibt in den Seminaren nicht nur sein Wissen weiter, auch er profitiert davon: "Ich nehme immer etwas daraus für mich mit", sagt er. Viele Dinge seien erst durch die Anregungen der Kursteilnehmer entstanden.