Nur noch diesen Monat können im Schramberger Krankenhaus Babies zu Welt kommen und anschließend im Kreissaal in warmem Wasser erstmals gebadet und von der "Käseschmiere" befreit werden (Bild). Zum Monatsende schließt die Geburtshilfeabteilung. Foto: Wegner

"Echten" Schramberger wird es nicht mehr geben. Personalstand bereits zu gering.

Schramberg - Die "echten" Schramberger wird es bereits ab Monatsende nicht mehr geben: Die Geburtshilfe im Krankenhaus schließt Ende September.

Gemeinsam haben sich die Geschäftsführung der Helios-Klinik in Rottweil, Pflegedienstleitung und der Schramberger Betriebsratsvorsitzende Jürgen Roßmannek in Abstimmung mit Belegarzt Rudolf Halder zu diesem Schritt entschlossen. "Es war immer unser Programm ›so lange wie möglich‹, doch sollte es für die Patienten gefährlich werden, geht es nicht mehr", sagte Roßmannek gestern auf Anfrage. Von daher stimmt der Betriebsratsvorsitzende auch der Mitteilung der Helios-Klinik zu, dass "alle geschlossen hinter dieser Entscheidung" stünden.

Honorarkräfte engagiert

Die Entscheidung, die Geburtshilfeabteilung bereits vor Ende des Jahres zu schließen, sei der inzwischen sehr dünnen Personaldecke im Krankenhaus Schramberg geschuldet, informiert Helios. Zahlreiche Mitarbeiter hätten sich um andere Arbeitsstellen bemüht. Um den Betrieb in den letzten Wochen überhaupt aufrecht erhalten zu können seien in den vergangenen Wochen auch Honorarkräfte engagiert worden.

Die anstehenden Austritte zum Quartalsende seien jedoch nicht mehr zu kompensieren, so Helios. Auch Roßmannek bestätigt das Bemühen, dass die Helios Klinik "alles versucht" habe, um den Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, doch speziell seien es eben die Fachkräfte, die gegangen seien, ohne die ein Betrieb nicht mehr möglich sei. Den betroffenen Frauen hat Halder empfohlen sich über in in anderen Kliniken zu informieren.

Betroffen vom Fehlen der Fachkräfte ist auch der OP-Bereich. Ab Oktober könne in der Nacht keine pflegerische Präsenz mehr gewährleistet sein. Dies bedeute, dass keine Not-Kaiserschnitte mehr möglich seien. Mutter und Neugeborenes wären deshalb bei Komplikationen einem erhöhten Risiko ausgesetzt. "In dieser Situation kann ich im Schramberger Krankenhaus keine sicheren Geburten mehr anbieten", so Gynäkologe Rudolf Halder. Er werde aber bis Jahresende weiterhin gynäkologisch-operativ am Krankenhaus Schramberg tätig sein.

Personalengpässe gibt es, so Helios, derzeit bereits im Kinderzimmer: Die fachgerechte Betreuung der Wöchnerinnen und Neugeborenen bei Tag und Nacht könne sei derzeit nur deshalb möglich, weil bis Ende des Monats Kinderkrankenschwestern aus der Helios-Klinik in Rottweil ihre verbliebenen Kolleginnen in Schramberg unterstützten.

In den vergangenen drei Wochen sei intensiv nach Möglichkeiten gesucht worden, die OP-Besetzung auch nach dem 30. September aufrecht zu erhalten, so Helios. Durch eine Rufbereitschaft sei weiterhin sichergestellt, dass Patienten rund um die Uhr chirurgisch versorgt werden könnten. Notfälle in der Nacht und am Wochenende würden jedoch ab 1. Oktober weitgehend in anderen Krankenhäusern betreut.

In diesem Jahr kamen in Schramberg bisher 373 Kinder zur Welt, vier mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum, im Monat August waren es 44. Außerhalb der Geburtshilfe zeigten die Belegungszahlen jedoch, dass sich die Patienten bereits umorientiert hätten. Die Belegung im August habe im Schnitt noch 42 Patienten pro Tag betragen, so der Geschäftsführer der Helios-Klinik Rottweil, Tobias Meixner.