Hier wird nichts dem Zufall überlassen – das japanische Fernsehteam war technisch erstklassig ausgestattet. Foto: Dold

Fernsehteam aus Land der aufgehenden Sonne dreht in evangelischer Stadtkirche.

Die Japaner kommen: Ein zehnköpfiges Team ist in Schramberg und Schiltach zu Gast gewesen, um Aufnahmen für eine TV-Dokumentation über den Schwarzwald zu drehen. Der eine oder andere kulturelle Unterschied wurde dabei rasch deutlich.

Schramberg/Schiltach. Gleich mehrere Wochen ist die Gruppe aus Fernost für die Dreharbeiten in Deutschland zu Gast. "Basislager" war in Freiburg, von dort aus ging es nach Haslach für weitere Aufnahmen. Die Gruppe wurde dabei auf das Thema Flößerei und die Gerberei Trautwein in Schiltach aufmerksam gemacht, der sie prompt einen Besuch abstattete. Um Leder von Trautwein im Einsatz zu sehen, sollte Schramberg die nächste Station sein. Genauer gesagt, die evangelische Stadtkirche. Dort besitzt der Blasebalg der Orgel eine Lederhülle aus dem Schiltacher Traditionsunternehmen.

Es folgte eine Episode, die hierzulande eher nervt, aber für die Besucher aus Japan nicht ungewöhnlich sein dürfte: Der derzeit äußerst zäh fließende Verkehr zwischen Schiltach und Schramberg erinnerte die Gäste an die Rush-Hour ihrer Heimat in den Metropolen wie Tokio oder Osaka.

Einmal in Schramberg angekommen, machten sich die Gäste zunächst mit der Umgebung vertraut. Die Entourage bestand aus Kameraleuten, Tontechnikern, Moderatorinnen, der allgewaltigen Regisseurin sowie einigen Personen, deren Aufgabe nicht klar zu definieren war.

Klaus Schleinitz erklärt Funktionsweise der Orgel

K laus Schleinitz, Orgelbaumeister der Firma Heintz aus Schiltach, wurde dazu auserkoren, dem TV-Team die Funktion der Orgel zu erklären. Die Moderatorinnen versteckten sich derweil unter einem Sonnenschirm, um die empfindliche Haut vor der starken Sonneneinstrahlung im Schwarzwald zu schützen. Dieser wird im Übrigen wie hierzulande ein Regenschirm getragen. Dass Japan eine Techniknation ist, wurde auch bei den Besuchern deutlich. Diese waren mit allerlei elektronischem Schnickschnack ausgestattet – und das zum Teil doppelt und dreifach.

Die Regisseurin zeigte sich resolut: "Keine Fotos von den Personen vor der Kamera", lautete die eindeutige Ansage. Sie hatte Bedenken, dass sonst Bilder der Doku bereits vor dem Sendetermin via Internet in Japan zu sehen sein würden.

Schleinitz wurde mit einem Mikrofon verkabelt und erklärte den Gästen aus dem Land der aufgehenden Sonne die Funktionsweise der 2009 erbauten Orgel und des Blasebalgs aus nächster Nähe. Als er kurz darauf herzhaft in die Tasten griff, fuhr den Japanern der Schreck in die Glieder. Sie zuckten merklich zusammen, da sie nicht mit solch einer Lautstärke in der ansonsten andächtigen Stille der Kirche gerechnet hätten. Nach dem Ende des kurzen Stücks dankten sie Schleinitz mit herzlichem Applaus – und hatten weiteres Sendematerial für ihre Dokumentation im Kasten.

Wann diese dann im japanischen Fernsehen zu sehen sein wird, ist indes noch nicht klar. Um diese zu verstehen, bedarf es allerdings guter Japanischkenntnisse.