Kirchenmusiker Frank Rieger an der historischen Walcker-Orgel. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "neoBrass" gestaltet das Silvesterkonzert in der Kirche St. Maria mit triumphalen Klängen

Das Silvesterkonzert in der Pfarrkirche St. Maria erfreut sich als festlicher Jahresausklang von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit. Namens des Vereins Schramberger Orgelkonzerte konnte Andreas Hettich in der nahezu voll besetzten Kirche eine große Zuhörerschaft begrüßen.

Schramberg. Hettich verband sein Grußwort mit dem Dank an alle Gönner und Sponsoren, ohne deren mannigfaches Engagement solche hochkarätigen Konzerte nicht möglich wären.

Mit der Einladung des Blechbläser-Quintetts "neoBrass" und des Orgelsolisten Frank Rieger als Interpreten des Silvesterkonzerts waren keine Unbekannten gerufen worden. Der Gründer Rainer Benner, der die Formation 2006 ins Leben rief und seit fast zwölf Jahren als Trompeter und Organisator ein unentbehrliches Mitglied ist, wirkt als Leiter und Lehrer für Trompete, Horn und Tenorhorn an der Musikschule Spaichingen.

Takako Yamanoi sorgt für internationale Besetzung

Dort unterrichtet auch Posaunist Andreas Spiegelhalder. Aus dem Schramberger Raum stammt auch Markus Pfundstein, seit zehn Jahren Tubist im Landespolizeiorchester Baden-Württemberg. Verstärkung aus Norddeutschland erhielt "neoBrass" mit Trompeter Fynn Müller. Mit Takako Yamanoi aus Japan hat sich das Ensemble auch für internationale Besetzung geöffnet.

Die Musiker eröffneten ihr Programm, das vorwiegend Werke aus Impressionismus und Neuzeit enthielt, mit "Poème Heroique" aus der Feder des französischen Kirchenmusikers Marcel Dupré in einer Bearbeitung von Fynn Müller. Nach dem fanfarengleichen festlichen Aufruf erklang von Trompete und Orgel ein feierlicher Hymnus, in den bald auch die übrigen Instrumente einstimmten. Im Zusammenspiel der Instrumente kam der Kontrast zwischen Trompete und Tuba wie zwischen Blechbläsern und Orgel schön zur Wirkung. Der herrliche Wohlklang erfüllte den gesamten Kirchenraum.

Sehr gegensätzlich waren die Sätze der "Second Military Suite in F" von Gustav Holst (Arrangement David Sabourin). Exakt wie gemeißelt liefen die Töne der Blechbläser im Marsch vom Stapel. Das Baritonhorn mit seiner gefälligen Marschmelodie wurde begleitet von Tubatupfern. Wie bei einem Rondo übernahm das Ensemble die wiederkehrenden Passagen. Elegisch erklang beim "Song Without Words" das Moll-Thema des Baritonhorns. Dieser Ausdruck des Schmerzes verstärkte sich noch beim Einsatz von Trompete, Horn und Tuba. Kraftvoll zeigte sich der "Song of the Blacksmith", der die Arbeitsatmosphäre in einer Schmiede musikalisch widerspiegelte. Bekannte irische Melodien wie "Green Sleeves" lagen der "Fantasia on the Dargson" zugrunde, die zum Träumen einlud.

Im barocken Stil und doch aus der Feder eines neuzeitlichen Komponisten erklang das "Concert-Präludium" und die Fuge zu dem Choral "Nun danket alle Gott" von Camillo Schumann, bei der Orgelsolist und Kirchenmusiker Frank Rieger an der Walcker-Orgel seine musikalische Stärke und virtuose Gestaltungskraft präsentieren konnte. Unterbrochen durch verschwimmende Bässe und Glissandi erklang nach wuchtigem Einsatz die feierliche Choralmelodie in Etappen. Bei der präzise und transparent gespielten Fuge setzten die Stimmen immer höher ein und verwoben sich zu einem intensiven Klangteppich.

Im zweiten Teil erschien das Liedthema rhythmisch abgewandelt und mit Achtelbewegungen in Moll. Schließlich brachte der Bass wieder das originale Dur-Thema mit mächtigem, triumphalen Klang, der die Kirche erbeben ließ, zurück.

Gestopfte Instrumente verfremdeten den Klang bei dem Stück "Première Gymnopédie" von Eric Satie, wobei das Arrangement wiederum von Trompeter Fynn Müller stammte. Der Tenor lag hier in der behutsamen Registrierung, die eine interessante Mehrstimmigkeit entstehen ließ.

Ein schleppender Tanz mit fremdartigen Klängen

Aus dem Jazz stammte die Komposition "Don’t You Know Why (I Didn’t Come)" von Jesse Harris, wiederum arrangiert von Fynn Müller. Nacheinander kamen alle Melodieinstrumente in einem beeindruckenden Solo zu Wort. Die Trompete nutzte ihr Solo für einen improvisatorischen Ausflug.

Einen weiteren Höhepunkt schuf Orgelsolist Frank Rieger mit dem Arrangement "Danse macabre" von C. Saint-Saens. Eingeleitet mit schaurigen Röhrenglocken, kam bei dem unheimlich anmutenden Thema plötzlich Bewegung in die virtuosen Hände des Interpreten. Ein schleppender Tanz mit fremdartigem Klang folgte. Der Aufstieg der Sequenzen geschah in chromatischen Halbtönen.

Die Melodik, die immer mehr Süße bekam, schien dennoch aus einer anderen Welt. Schließlich erlahmte der Walzer, doch huschten die Geister erneut über die Manuale, schienen mal nah, mal fern. Mit raffiniertem Registerklang erscholl ein keckerndes Lachen aus menschlich anmutender Stimme. Schließlich verschwand der Geisterspuk und die Stimmen erstarben.

Das abschließende Werk "Finale from Symphonie No. 3", komponiert vom selben Meister, war noch einmal dem herrlichen Zusammenspiel der fürstlichen Blasinstrumente mit der Instrumentenkönigin vorbehalten. Mit faszinierendem Rhythmus leitete die Tuba ein fesselndes Spiel ein, wobei jedes Instrument bei diesem feurigen Tanz im Solo seine besonderen Klangqualitäten demonstrierte.

In das harmonische Finale stimmte auch die Orgel wieder mit triumphalen Klangen ein.

Die begeisterten Zuhörer konnten nach ihrem Applaus noch als Zugabe die irische Weise "Londonderry Air" entgegennehmen.