Ferdinand Graf von Bissingen und Nippenburg (links), Pfarrer Hans Schlenker und Leonie Gräfin von Bissingen und Nippenburg mit ihrem Sohn Wilhelm-Cajetan vor der Falkensteiner Kapelle in Schramberg. (2) Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1806 bis 1890) auf einem Holzstich aus der "Illustrirten Zeitung" vom 14. Februar 1857. Fotos: Kohlmann/Stadtarchiv Schramberg Foto: Schwarzwälder-Bote

Graf und Gräfin von Bissingen und Nippenburg feierten die Taufe ihres Sohnes Wilhelm-Cajetan

Von Carsten Kohlmann Schramberg. In der Falkensteiner Kapelle im Bernecktal fand am Samstag ein bemerkenswertes Ereignis statt. Graf und Gräfin von Bissingen und Nippenburg feierten mit vielen Gästen die Taufe ihres Sohnes, der den Namen Wilhelm-Cajetan erhalten hat.Der junge Graf repräsentiert die zehnte Generation der Adelsfamilie, die seit der Mitte des 17. Jahrhunderts im Besitz der vorderösterreichischen Herrschaft Schramberg und noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der später württembergischen Stadt Schramberg wohnhaft war. Das Wappen der Stadt Schramberg wurde deshalb auch dem Familienwappen der Adelsfamilie entnommen.

An die prägende Epoche erinnern noch viele historische Zeugnisse wie das Schloss, das ehemalige Amtshaus der Herrschaft Schramberg ("Schlössle") oder die Epitaphe in der Sankt-Maria-Kirche. In der Falkensteiner Kapelle hat die Adelsfamilie 1861 ihre Grablege eingerichtet. Die spätgotische "Beweinung Christi" auf dem Hochaltar der alten Wallfahrtskirche ist ein Kunstschatz von europäischem Rang.

Die Mutter des Täuflings ist die dritte Tochter des Ehepaares Franz Graf und Rosalie Gräfin von Bissingen und Nippenburg, die sich am 21. Juli 2007 mit Graf Ferdinand von Oppersdorff verheiratet hat, dessen Familie zum oberschlesischen Uradel gehört. In der Falkensteiner Kapelle hat die Adelsfamilie am 25. Mai 2008 bereits die Taufe ihrer Tochter Hermine gefeiert.

Die Taufe ihres Bruders Wilhelm-Cajetan wurde von Pfarrer Hans Schlenker von der katholischen Kirchengemeinde Sankt Nikolaus in Dietingen, zu der das von der Adelsfamilie bewohnte Gut Hohenstein über dem Neckartal gehört, mit einem historischen Taufgeschirr vorgenommen. Der Familientradition folgend wurde der junge Graf nach seiner Taufe in eine kunstvoll bestickte Taufdecke mit einem Bild der Heiligen Familie und dem Familienwappen aus dem 19. Jahrhundert gelegt.

Mit der Wahl des zweiten Vornamens Cajetan erfolgt eine bewusste Erinnerung an mehrere bedeutende Vorfahren des jungen Grafen, insbesondere an seinen Ur-Ur-Ur-Großvater Cajetan Graf von Bissingen und Nippenburg (1806 bis 1890). Er erwarb sich zum einen als Statthalter von Tirol und Vorarlberg sowie später von Venedig ein hohes Ansehen und konnte zum anderen den Familienbesitz nach einer Krisenzeit nicht nur erhalten, sondern auch durch den Erwerb der Güter Ramstein, Hohenstein und Neckarburg weiter vermehren.

1840 bis 1843 baute er nach dem Vorbild des königlichen Wilhelmspalais in der Landeshauptstadt Stuttgart ein neues Schloss in Schramberg, das als spätklassizistischer Adelssitz ein im mittleren Schwarzwald einzigartiges Kulturdenkmal darstellt, in dem sich heute das Stadtmuseum Schramberg befindet.

Über viele Jahrzehnte war er auch ein engagierter Politiker katholischer Prägung, der von 1872 bis 1882 für das Zentrum sogar dem Reichstag angehörte. Im Lauf seines Lebens wurden ihm mehrere Ehrentitel verliehen: Er war Ehrenritter des souveränen Malteserordens und konnte sogar auf vier heute kaum mehr bekannte Ehrenbürgerschaften stolz sein, die ihm von den Städten Bludenz, Bregenz und Wien und vom Land Vorarlberg verliehen wurden.

Sein Ur-Ur-Ur-Enkel Wilhelm-Cajetan wird nun die Tradition der Adelsfamilie fortsetzen, die weiterhin ihrer jahrhundertelangen Heimat in Schramberg verbunden sein wird.