Anneliese Bendigkeit (Mitte) mit Andrea Krisp (links) und Katja Gaus, die als Diplom-Sozialpädagoginnen für den Tagesmütter- und Elternverein arbeiten. Foto: Zeger Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Tagesmütter werden im ganzen Landkreis gesucht / Betreuungsform immer beliebter

Die jüngste Tagesmutter ist Anfang 20, die älteste um die 70 Jahre alt. Insgesamt sind beim Tagesmütter- und Elternverein im Kreis Rottweil 168 aktiv – und weitere werden dringend gesucht.

Schramberg. Beratung, Qualifizierung, Vermittlung und Begleitung – das alles gibt es beim Tagesmütter- und Elternverein (TMEV) aus einer Hand. Und genau das macht die Arbeit des Vereins aus, der 2003 in Rottweil gegründet wurde und mittlerweile Niederlassungen in Schramberg, Oberndorf und Sulz hat.

"Immer mehr junge Mütter steigen wieder früh ins Arbeitsleben ein", weiß Diplom-Sozialpädagogin Andrea Krisp. Die Babys seien oft nur wenige Wochen alt, wenn sie bei einer Tagesmutter abgegeben werden. Da sei die familiäre Atmosphäre bei einer Tagesmutter die erste Wahl.

Spezielle Anfragen kämen von Schichtarbeitern. Besonders im Einzelhandel führen die Arbeitszeiten dazu, dass jeder Tag anders geplant werden müsse. "Tagesmütter können eben viel individueller auf die Betreuungs-Wünsche eingehen", fasst Krisp zusammen.

Alternative

Der Verein sieht sich nicht als Konkurrenz zu Krippen, sondern als echte Alternative. Und weil sich immer mehr Eltern für diese Betreuungsform entscheiden, werden dieses Jahr in Kooperation mit dem Jugend- und Versorgungsamt Rottweil sogar zwei Kurse für Tagesmütter angeboten. Einer läuft derzeit in Rottweil, der nächste startet am 17. September in Schramberg. Der Qualifizierungskurs für Tagespflegepersonen umfasst mittlerweile 160 Unterrichtsstunden. Vor ein paar Jahren seien es lediglich 30 gewesen. Während der Kurszeiten wird in Schramberg vor Ort eine Kinderbetreuung angeboten, sodass auch Mütter mit kleineren Kindern teilnehmen können. "Das ist ein echter Pluspunkt", sagt Anneliese Bendigkeit, Gründerin und Vorsitzende des Vereins.

Eine Tagesmutter darf maximal fünf Kinder gleichzeitig betreuen, davon dürfen maximal zwei Kinder unter drei Jahre sein. Auch eine Betreuung im Haushalt der abgebenden Familie als Kinderfrau ist möglich.

Tagesmütter arbeiten auf selbstständiger Basis. "Dies schreckt viele ab", sagt Andrea Krisp. Aber auch für diesen Bereich gibt es wertvolle Ratschläge seitens des Vereins. Durch die Beratung, die Vermittlung und die Ausbildung kenne man sich untereinander gut – was sich positiv auf die Arbeit und letztlich auf das Wohl des Kindes auswirke, so Diplom-Sozialpädagogin Katja Gaus, die, wie Andrea Krisp, vom Verein angestellt ist. Gaus leitet derzeit den Rottweiler Kurs, der abends läuft.

Zu ihr seien jetzt schon Schwangere gekommen, weil sie im Oktober 2019 eine Betreuung benötigen. "Sie haben die Krippensituation auf uns übertragen." Der Verein sei dankbar für jeden, der sich rechtzeitig melde. Doch: "Wir sind schon etwas flexibler als die Krippen. Die meisten Kinder lassen sich zeitnah vermitteln."

Hohe Fluktuation

Deshalb sei es umso wichtiger, dass weitere Tagesmütter gefunden werden. "Die Fluktuation ist sehr hoch", erläutert Andrea Krisp. Dies liege hauptsächlich daran, dass die Verdienstmöglichkeiten nicht die besten seien. Aber der Verein stehe im ständigen Kontakt mit den Organisationen und Verwaltungen auf Landes- und Bundesebene, um die Situation für Tagesmütter weiter zu verbessern. Dafür kämpft Anneliese Bendigkeit seit Jahren. Diese ehrenamtliche Tätigkeit fordert die fast 75-Jährige mitunter ganz schön: "Diese Schriftstücke haben wir per E-Mail bekommen, mussten sie selbst ausdrucken und jetzt darf ich sie noch durcharbeiten", sagt sie und zeigt auf einen dicken Stapel Unterlagen vor sich.

Weitere Informationen: Interessenten können sich mittwochs von 8.30 bis 11.30 Uhr beim Tagesmütterverein in Schramberg, Telefon 07422/99 25 24, oder unter Telefon 0171/800 71 50 direkt bei der Vorsitzenden Anneliese Bendigkeit über den Kurs informieren.