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Berthold Kammerer und Peter Weisser gehen. Reicher Erfahrungsschatz wird Stadt fehlen.

Schramberg - In der letzten Sitzung des Gemeinderats in diesem Jahr hat nicht nur der Haushalt, sondern auch die Verabschiedung der Fachbereichsleiter Berthold Kammerer und Peter Weisser auf der Tagesordnung gestanden.

Selten hatte der große Ratssaal so viele Besucher gesehen: Weggefährten und ehemalige Kollegen der beiden waren zum Abschied gekommen, auch die Schramberger Feuerwehr in Uniform. Ein letztes Mal musste sich Fachbereichsleiter Peter Weisser am Ratstisch bereithalten, um eventuelle Fragen zur Neukalkulation der Verwaltungsgebühren zu beantworten.

Dann war es so weit: Oberbürgermeister Thomas Herzog richtete das Wort an die beiden scheidenden Kollegen, die mit ihren Ehefrauen Walburga Weisser und Roswitha Kammerer am Ratstisch Platz genommen hatten.

Treue Beamte

"Wir kommen mit der Verabschiedung von zwei sehr langjährigen Mitarbeitern der Großen Kreisstadt Schramberg, von zwei treuen Beamten, die im Grunde schon zum Inventar der Stadt gehören, zu einem Ereignis, was wahrlich eine Zäsur für unsere Verwaltung, wenn nicht einen Einschnitt für die gesamte Stadt darstellt", erklärte Herzog. Nacheinander zählte er von Kammerer und danach von Weisser alle deren beruflichen Stationen im Rathaus und damit verbundenen vielfältigen Arbeitsbereiche im Lauf der vielen Jahre auf. Kammerer charakterisierte Herzog als exzellenten Verwaltungsfachmann, Visionär, Strategen, der auch über den Tellerrand seines Fachbereichs schauen konnte. "Ihr reicher Schatz an Wissen und Erfahrung, Ihre Leitungsqualitäten und auch Ihr Humor werden uns fehlen", wandte sich Herzog an Kammerer.

Peter Weisser beschrieb Oberbürgermeister Herzog dann als absoluten Fachmann in allen Rechtsfragen, der für alle anderen Abteilungen, insbesondere die Stadtplanung und den Hoch- und Tiefbau, ein wichtiger Berater und Kollege war: "Sein Wissen von Recht und Gesetz half etliche harte Nüsse im Laufe der Jahre zu knacken." Als Schnittstelle zur Freiwilligen Feuerwehr sei Weisser ein kompetenter und vertrauensvoller Ansprechpartner in allen Fragen rund um die Feuerwehr gewesen. Er habe seinen Fachbereich gut durch ein nicht leichtes Fahrwasser zu steuern vermocht.

Als Vorgesetzter habe er wegen seines Auftretens und fachlichen Könnens Respekt und Ansehen genossen. Scheinbar nichts hätte ihn aus der Ruhe bringen können, stets sachlich, freundlich und korrekt im Handeln. Seine Gabe, zunächst zuzuhören und dann – nach einer "Kunstpause" – in die Diskussion einzusteigen, hätte ihm ein gewisses "Pokerface" verschafft. "Bleiben Sie der Talstadt wohl gewogen, wenn Sie von Tennenbronn aus auf uns herunterschauen", rief Herzog.

Für den Gemeinderat hielt Tanja Witkowski die Laudatio. Sie verwies auf den Roman mit dem für diesen Anlass passenden Titel "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling. Auch Berthold Kammerer will wie Kerkeling auf dem Jakobsweg pilgern. "Wir lassen zwei Fachbereichsleiter und immer verlässliche Ansprechpartner in den Ruhestand ziehen, die uns immer schnell und kompetent Antworten gaben, die immer versuchten, ruhig und sachlich zu argumentieren", erklärte Witkowski. Weisser habe oft den Kopf hinhalten müssen für rechtliche Änderungen, die keiner wollte, die aber umgesetzt werden mussten.

Dass Kammerer den Schwerpunkt eindeutig auf dem sozialen Bereich hatte, wäre unverkennbar gewesen: "Deine sozialdemokratische Wurzeln spürte man in deiner Haltung, aber auch in den Bereich Kultur hast du dich gut eingearbeitet", so Witkowski.

Gestaltungsspielraum

Peter Weisser gab den Dank zurück an das Gremium: "Gerade war man noch gefordert, jetzt ist Ruhestand angesagt. Ohne Ihr Vertrauen und ohne meine Mitarbeiter und Kollegen wäre diese Leistung nicht möglich gewesen. Ich wünsche dem Gremium alles Gute und immer die richtigen Entscheidungen".

Und Berthold Kammerer erklärte: "Vier OBs habe ich erlebt und mehrere Generationen Stadträte. Herrn Herzog danke ich für den Gestaltungsspielraum, den ich hatte. Und ich danke auch meinem Lehrmeister und früheren Hauptamtsleiter Hermann Körner, der heute gekommen ist. Danke für die Ideen, das Engagement, die Unterstützung auch bei kritischen Diskussionen und Momenten. Und auch hier im Gemeinderat habe ich trotz meines Parteibuchs immer ein Grundvertrauen gespürt. Beim Ringen um die beste Lösung ist es immer fair zugegangen: In der Sache hart, im Stil okay. Ich wünsche Ihnen und der Stadt eine gute Zukunft", endete Kammerer unter dem langen Beifall der Stadträte, der Rathausmitarbeiter und der Besucher.