Der Narrenmarsch ist zukunftsfähig Foto: Ziechaus

Abzeichenverkauf geht zurück. Neues Konzept für Zunftball. Gaststätten-Schließungen trifft Narren.

Schramberg - Die 108. Mitgliederversammlung der Narrenzunft Schramberg ist die letzte im Gasthaus Schraivogel unter der Regie von Bärbel Bajerke und Markus Laub gewesen.

Zum Jahresende wird auch diese traditionelle Fasnets-Hochburg schließen, nachdem hier jahrelang zünftig Fasnet gefeiert wurde.

Neben Ehrenzunftmeister Hubert Dold, den Obernarren und seinen Elferkollegen begrüßte Michael Melvin die "nur dem lichten Glanz einer Süßwasserperle vergleichbaren Elferfrauen". Der Zunftmeister betonte, wie wichtig ihr Einsatz und der vieler Narren in der Stadt sei, "das größte Volksfest unserer Stadt" zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Besucher zu machen. Dazu gehöre auch das älteste Narrenblättle der schwäbisch-alemannischen Fasnet, das seit 143 Jahren Närrisches in Schramberg aufs Korn nimmt.

Kritzelmeister Michael Wiedmann berichtete über die Höhepunkte der vergangenen Fasnet mit dem Ball der Da-Bach-na-Fahrer erstmals in der "Szene 64" und den Hanselsprung mit mehr als 500 Narren. Während die Zuber am Fasnet-Montag noch im Schneeschauer an den Startplatz an der Schiltach rollten, lachte beim Umzug wieder die Sonne.

Seckelmeister Arno Jauch konnte von einem zufrieden stellenden Ergebnis für die Kasse berichten. Wegen "bescheidenem Wetter" ging der Abzeichenverkauf drastisch zurück, von 11 754 im vergangenen Jahr auf 8437 Abzeichen. Den Verkauf müsse man deutlich verbessern.

Der Dank für die professionelle Arbeit mit einer "hervorragend geführten Kasse" war die einstimmige Entlastung, die Oberbürgermeister Thomas Herzog auch für den gesamten Elferrat feststellen konnte.

Bei den Wahlen wurde Franz Rapp als Kassenprüfer bestätigt. Einstimmig wieder gewählt wurden die Elferräte Jürgen Bihlmeier, Stefan Link, Michael Melvin und Tobias Wernz sowie als neuer Maximilian Neudeck.

Es könnte "sehr dünn mit unseren Gaststätten" werden, warnte der wieder gewählte Zunftmeister Michael Melvin vor der drohenden Schließung von "Schraivogel", "Spunden" und dem möglichen Verkauf vom "Bruckbeck". Die Zunft könne diesen gesellschaftlichen Wandel nicht aufhalten, werde aber auch kein Partyverein. Man werde die Vereine in der Stadt anschreiben, um für Bewirtungszelte zu sorgen; auch Besenwirtschaften in Garagen könnten eingerichtet werden, um Besucher zu verköstigen. Der Zunftball müsse mit einem neuen Konzept attraktiver werden, um wieder mehr Besucher in den Bärensaal zu locken.

"Elfer" Tobias Dold habe mit neuen Ideen die Jugendarbeit intensiviert und konnte die Schüler der Berneckschule aktivieren, als Piraten beim Umzug mit zu marschieren. Auch beim Kilbeumzug ist wieder eine wachsende Zahl von Kindern und Eltern auf dem Marsch durch die Stadt. Die Zunft sollte rund ein Dutzend kleiner Bruele- und Da-Bach-na-Fahrer-Kleidle anschaffen, um den Verleih an Kinder anzukurbeln. Unter den 696 Mitgliedern seien 145 Kinder.

Als persönliche Aufgabe sieht Michael Melvin, den Elferrat "in naher Zukunft drastisch zu verjüngen", um in der Vereinsführung zukunftsfähig zu bleiben.

Zukunftsfähig ist ganz offensichtlich der Narrenmarsch, bei dem alle im Lokal aufstanden und mitsangen. Die fetzige Ankündigung, "es goht da Bach na" wird in Schramberg wohl niemals untergehen.