Kultur: Großes Interesse an "Rembrandt"
Schramberg. An was denken Sie beim Wort "Waldrausch"? An dunkle Tannen und Bollenhut, an den Titel des Livestyle-Magazins des Schwarzwälder Boten oder an das berühmte Majolika-Dekor "Rembrandt"? Dieses wurde vor mehr als 100 Jahren entworfen und weckt auch heute noch Schwarzwaldgefühle.
Wie interessant und beliebt es immer noch ist, machte das sehr große Interesse an der Eröffnung der Sonderausstellung "Ein Schwarzwaldhaus erobert die Welt – Das Dekor Rembrandt der Schramberger Majolikafabrik" am Freitagabend im Stadtmuseum deutlich.
Der Abend war auch eine Hommage an den Künstler und Obermaler der Majolika Johannes Bartel (1868 – 1923), dem "Rembrandt"-Erfinder.
Doch wer war dieser Johannes Bartel? Ein Künstler, ein Handwerksmeister, ein Unternehmer, ein Produktdesigner oder ein Kunsthandwerker? Der Geschäftsführer der Schramberger Majolikafabrik (SMF), Michael Melvin, begab sich in seinem Grußwort auf Spurensuche. Tatsache sei, dass Bartel alle Bilder, die er in seinem Kopf hatte, handwerklich perfekt und mit großer Kreativität auf Steingut oder Porzellan malen konnte. "Sein Dekor auf dem Steingut der Majolika ist die weltbeste malerische Referenz für den Schwarzwald, die es je gegeben hat", so Melvin.
Als kleine Reminiszenz an den Kerammaler haben die Geschwister Melvin das persönliche Malbuch von Johannes Bartel aus dem Jahr 1911 abfotografiert und in einer limitierten Auflage drucken lassen. Für die Besucher gab es das Büchlein an diesem Abend als kleines Dankeschön für die Wertschätzung, die die Schramberger anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Majolika zeigten. Die Anteilnahme sei groß und käme von Herzen, so Melvin. Das Büchlein ist ab sofort im Stadtmuseum erhältlich.
Die Verbundenheit zur Majolika machten auch die farbigen Erinnerungen von Adolf Rümmele deutlich. Der ehemalige Prokurist erzählte dem Publikum von Eisenbahnwagons, die sich auf dem Majolika-Gelände verselbstständigten, und vom eigens eingerichteten "Rembrandt"-Zimmer. Für die festliche Note sorgten das Gesangstrio EmElVa (Emma Wolber, Elisa Brugger und Valerie Bantle) sowie Mali Melvin. Die Sängerinnen wurden von Claudia Habermann am Klavier begleitet.
Von Kindesbeinen an habe ihn sein Großvater beeindruckt, sagte Stefan Bartel, der mit seiner Frau und seinem Sohn aus Augsburg angereist war, um über Johannes Bartel zu erzählen. Er sei ein pflichtbewusster Künstler, ein Maler, ein Unternehmer gewesen, der seine ganze Energie in sein Schaffen gesteckt habe. "Aber eines war er nicht: ein Familienmensch."
Herkunft ist Zukunft und Herkunft hat Zukunft: Dies machte der Leiter des Stadtarchivs und des Stadtmuseums Carsten Kohlmann in seinem Vortrag deutlich. Er spannte den geschichtlichen Bogen vom Jahr 1900, als Schramberg als eine der schönsten Städte des Schwarzwalds gefeiert wurde, und dem heutigen Schwarzwald, der gerade auch bei jungen Menschen wieder "in" ist – wie eben das Lifestyle-Magazin "Waldrausch" verdeutlicht. Das Stadtmuseum habe im Laufe seiner 40-jährigen Geschichte eine sehr umfangreiche und wertvolle Keramiksammlung aufgebaut. Ein Teil der Schätze könne nun gezeigt werden.
Für Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr war es die erste Ausstellung im Schloss, die sie eröffnen durfte. Sie habe in ihrer bisherigen Amtszeit festgestellt, dass die Majolika "ein Teil der Schramberger DNA" sei. Sie war voll des Lobes für das Museumsteam, das eigens für diese Ausstellung auch ein Mitmachprogramm für Kinder entworfen hat.
Weitere Informationen: Die nächste Veranstaltung im Majolika-Jubiläumsjahr sind die "Sofagespräche" des städtischen Frauenbeirats am Sonntag, 8. März, 11 bis 13 Uhr, im Foyer des Schlosses. Im Blickpunkt stehen dabei Frauen, die in der Majolika gearbeitet haben. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 27. September im Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 13 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr.