Die jungen Spieler aus Hardt, Rötenberg und Waldmössingen begeistern. Fotos: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Jugendkapelle HaRöWa stellt sich vor / Viel Beifall beim Dreikönigskonzert

Mit seinem traditionellen Dreikönigskonzert in der Kastellhalle hat der Musikverein Eintracht Waldmössingen neue Maßstäbe gesetzt. Das abwechslungsreiche Programm, gestaltet von Jugend- und Hauptorchester, bot Blasmusik vom Feinsten.

Schramberg-Waldmössingen. Sprecherin Yvonne Wallum konnte unter den Besuchern in der voll besetzten Halle neben dem Vorstandsmitglied des Kreisverbands, Heinrich Bettinger, auch Oberbürgermeister Thomas Herzog und Ortsvorsteherin Claudia Schmid begrüßen.

Mit dem ersten Programmteil stellte sich die neu gebildete Jugendkapelle HaRöWa mit jungen Spielern aus Hardt, Rötenberg und Waldmössingen vor. Unter der engagierten Leitung von Madeleine Geiger bestand sie die Feuerprobe glänzend. Zurecht freute sich die Vorstandssprecherin, in Geiger eine wundervolle Dirigentin gefunden zu haben, "die es versteht, die Jugendlichen für die Musik zu begeistern".

Nachwuchsmusiker gehen in die Vollen

Angesagt von Orell Stephan startete das Jugendorchester sein Programm in der Ouvertüre "Thunderbolt" mit Theaterdonner. Das Stück handelt vom Schicksal eines Kampfflugzeugs im Zweiten Weltkrieg. Die Spieler gingen gleich in die Vollen, doch zeigten sie, dass sie auch die feinen Töne beherrschten. Das anrührende Trompetensolo ging unter die Haut.

Die Faszination der Unterwasserwelt präsentierten die jungen Spieler beim Titel "How far I´ll go". Das Orchester unter seiner präzisen Leiterin nahm die Zuhörer mit zu einer abenteuerlichen Reise durch das Meer. Eingestimmt durch zartes Flötenspiel und Glockenspielgeläut wurden die Gäste durch den Auftritt aller Register in ein furioses musikalisches Abenteuer entführt, dessen Spannung sie sich nicht entziehen konnten.

Einen Höhepunkt präsentierten die Jugendlichen mit dem Medley "Michael Jackson", bei dem die Hits des King of Pop die Zuhörer noch genauso fesselten wie zu Lebzeiten des Idols. Stilgerecht wurde das Blasorchester durch eine E-Gitarre erweitert. Kaum ein Zuhörer konnte angesichts dieses Aufgebots an Rock und Rhythmus die Beine ruhig halten.

Auch das Hauptorchester unter der souveränen Leitung von Robert Stuhlberg demonstrierte mit anspruchsvollen Titeln seine große Klasse. Die Moderation übernahmen Janine Geiger und Annemarie Neumann. Die Komposition "A new Age" ist ein musikalischer Rückblick auf die vielgefeierte Jahrhundertwende. Die bombastische Eröffnung geschah, dem Großereignis entsprechend, mit Fanfaren und Paukenschlag. Immer wieder sorgten aber auch Holzbläser und Tenorhörner für weiche Klänge, doch den gravitätischen Abschluss bildeten wieder dröhnendes Blech und schmetternde Bässe.

Mit dem "Bolero" von Maurice Ravel präsentierte die leistungsfähige Hauptkapelle ein klassisches Werk, das sich wegen seines besonderen Rhythmus und seiner unvergleichlichen Melodik bis heute großer Beliebtheit erfreut. Immer tiefer und intensiver wurden die Zuhörer in die Faszination und den Zauber dieser fremdartigen Musik hineingeführt.

Dirigent leitet ruhig das komplizierte Geschehen

Eingeleitet mit zarten Trommelschlägen, brachte die Trompete in ihrem Solo das Thema des spanischen Tanzes. Das entwickelte in einem großartigen Crescendo immer mehr Dynamik bis zum dramatischen Inferno im Finale. Das synkopierte Thema verlangte von den Spielern äußerste Präzision, doch der Dirigent leitete das komplizierte Geschehen mit ruhiger Hand.

Mit dem Arrangement "Col di Lana" schufen die hervorragend vorbereiteten Musiker einen neuen brillanten Höhepunkt. Die Komposition schildert die Tragödie des Kampfes um den Dolomitenberg Col di Lana und wurde selbst zum Mahnmal, das die Schrecken des Krieges vor Augen führt und sich für Frieden einsetzt. Ruhige Klänge stellten den imposanten Berg als schönes majestätisches Naturdenkmal vor. Das Kriegsgeschehen begann mit aufgeregten Trommelschlägen und Stakkatastößen des Blechs. Lang gezogene Töne erschienen wie Schreie und Hilferufe, während die Kriegsfanfaren zum Kampf aufriefen. Ergreifend brachte das Flügelhornsolo Trauer und Schmerz zum Ausdruck. Pauken- und Trommelschläge peitschten erbarmungslos nieder. Grelles Blech und harte Schläge, furios und alarmierend, stellten das vernichtende Kriegsgeschehen dar. Am Schluss brachen die Töne ab, die Schläge erlahmten, Oboe und Flügelhorn ertönten mit einer klagenden Weise. In einem weichen Crescendo riefen Flöten und Hörner zur Versöhnung und zur Abkehr von Krieg und Vernichtung auf.

Ganz in seiner Kraft war das Orchester auch beim Abschlusstitel "Cervo a Primavera", bei dem die Musiker das Lebensgefühl eines Hirsches im Frühling schilderten. Fröhliches Blech stand für Freiheit und Souveränität. Die musikalischen Läufe führten immer höher hinauf, so dass zum Abschluss des imposanten Konzerts die positive Einstellung zum neuen Jahr die Oberhand hatte.

Die begeisterten Zuhörer erhielten nach ihrem lang anhaltenden Applaus zwei Zugaben: die böhmische Polka "Schöne Zeiten" und den Marsch "Schloss Enn".