Auf den Kern-Liebers-Firmensitz in Sulgen kommen Entlassungen zu. Foto: Archiv-Foto: Wegner

Seit Monaten Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung. Ton scheint härter geworden.

Schramberg-Sulgen - Die deutsche Diesel- und weltweite Handelskrise wirken sich mit Auftragsrückgängen besonders stark aus auf Unternehmen, die im Automotive-Bereich tätig sind.

Seit Monaten verhandeln deshalb die IG Metall Freudenstadt und die Geschäftsführung der Kern-Liebers-Firmengruppe über "tarifliche Elemente".

Nach Informationen von Beteiligten sollen auch das Weihnachtsgeld für 2019, das Urlaubsgeld für 2020 und der sogenannten "T-Zug" (jährliches tarifliches Zusatzgeld oder acht freie Tage für bestimmte Mitarbeitergruppen) Verhandlungsthemen sein.

In den letzten Wochen scheint der Ton härter geworden zu sein. In einem Flugblatt hatte die IG Metall Freudenstadt schon Mitte Oktober ihre Mitglieder darüber informiert, die Geschäftsführung von Kern-Liebers erwäge Entlassungen, falls es zu keiner Einigung bei den Sonderzahlungen komme. Im Gespräch mit dem Betriebsrat seien von der Geschäftsführung zwei Szenarien aufgezeigt worden, bei aktuell 1373 Beschäftigten auf dem Sulgen: "Bei Verzicht auf tarifliche Sonderzahlungen soll die Belegschaftsstärke auf 1200 bis 1250 Beschäftigte sinken, das heißt circa 170 Entlassungen. Ohne Verzicht auf tarifliche Sonderzahlungen soll eine Reduzierung der Belegschaft auf unter 1000 Beschäftigte erfolgen, das heißt 370 Entlassungen".

Mitgliederversammlung am 12. November

Bei einer Mitgliederversammlung am 12. November will die IG Metall Freudenstadt ihre Mitglieder entscheiden lassen, ob Verhandlungen aufgenommen werden.

Von der Geschäftsführung war weder eine Bestätigung noch ein Dementi dieser Szenarien zu bekommen. "Kern-Liebers fährt in Anbetracht der Unsicherheiten auf seinen Weltmärkten auf Sicht und passt sich flexibel an die Nachfrage an. Welche weiteren Anpassungsmaßnahmen in den kommenden Monaten notwendig sind, hängt entscheidend von der weiteren Auftragsentwicklung ab", erklärte Udo Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung von Kern-Liebers, dazu am Montag auf die Anfrage.

"Die Konjunkturprognosen werden im Wochentakt nach unten korrigiert und alle Elemente des sich abzeichnenden Abschwungs treffen unsere Unternehmensgruppe direkt und hart", hatte Schnell im August erklärt. Damals hatte er die Führungskräfte der Kern-Liebers Firmengruppe, auch die Geschäftsführer der ausländischen Tochterfirmen, Betriebsräte und Mitglieder des Wirtschaftsausschusses in der Sulgener Zentrale über die Eckpunkte der "Vorwärtsstrategie" des Unternehmens informiert, die Antwort auf die Turbulenzen des europäischen und globalen Absatzmarktes.

Eine Reihe von Maßnahmen und Zielen waren im Unternehmen dazu im "Projekt Zukunft" erarbeitet worden, darunter die Reduzierung von Sach- und Personalkosten, auch mehr Profitabilität im Stammwerk Sulgen.

"Wir werden untersuchen, ob und wie sich die Produktkosten in Schramberg verbessern lassen, ob und wie wir höhere Preise erzielen können, ob wir in günstigere Standorte verlagern können oder ob wir diese Produkte aufgeben müssen", hatte Schnell schon im Sommer den Rahmen für kommende Verhandlungen gesetzt.