Was alles "Bullshit" sein kann zeigte Frederic Hormuth im "Subiaco" auf. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Frederic Hormuth begeistert im Subiaco / "Wer heute Nahrung zu sich nimmt, ohne das zu posten, ist nicht mehr normal"

Im Stimmengewirr der Werbesprüche, Statements und Meinungen, die aus dem Lautsprecher dröhnten, half nur noch der Buzzer – oder aber der analytische Geist eines Kabarettisten wie Frederic Hormuth.

Schramberg. Bei seiner politsatirischen Vorstellung im Subiaco "Bullshit ist kein Dünger" unterzog er die aktuelle politische und gesellschaftliche Szenerie, den ganz alltäglichen Wahnsinn der akribischen Prüfung: "Bullshit oder nicht?" Die Zuschauer, die den Saal bis zum letzten Platz füllten, konnten sich in der Pause zur Abwehr aber auch eine gelbe Karte abholen.

Bei aller Problematik gab es durch den brillanten Wortwitz und die treffenden Musikeinlagen ständig Anreize für die Lachmuskeln. Es gibt Wörter, die sich nicht eins zu eins in unsere Sprache übersetzen lassen. So ein Wort war nach Ansicht des Kabarettisten der Begriff "Bullshit", der weitaus mehr beinhalte als die wörtliche Übertragung "Bullensch…." und weder mit dem Rinderwahn noch mit dem Brexit ausreichend beschrieben sei. Auch die Übersetzung "Schwachsinn" treffe den Kern der Sache nicht, denn wo bleibe der Sinn? Außerdem könne von schwach keine Rede sein, der Bullshit zeige sich dreist, stark, ja unverschämt.

Als Synonym für den aktuellen "Brechdurchfall" ließ Hormuth die medizinische Diagnose "vomitting diarrhoea" gelten, leider wieder in Englisch.

Der "König des Bullshit" sei aber unbestreitbar Donald Trump, der öffentlich geäußert habe, er sei "hochgebildet" und habe "die besten Wörter". Immer dann, wenn die US-Wirtschaft schlecht aussehe, lenke er ab mit Hämmern wie "Wir kaufen Grönland". Er komme vielleicht auch auf die Idee, den Mond zu kaufen mit dem Argument "Wenn die kein vernünftiges Angebot machen, gibt es eben auch keinen Golfplatz auf dem Mond".

Nomen est Omen: Auch bei Verkehrsminister Scheuer, der vorgeschlagen hatte, dass der Motorrad-Führerschein im Auto-Führerschein enthalten sein solle, just in dem Moment, als es für den Mautminister in Brüssel eng wurde. Ebenso hätte er, wie Hormuth scharfsinnig folgerte, einen Lastwagen-Führerschein für Islamisten einfordern können. Bescheuert fand Hormuth auch Scheuers Idee, Funklöcher durch Apps zu melden.

Einfach unschlagbar waren die Songs, die der hochtalentierte Kabarettist immer wieder am Klavier passend einstreute, so das Lied "Du, du, du, bist mein Geschwätz von gestern". Mit weiteren Beispielen zeigte Hormuth den alltäglichen Bullshit in der Politik auf: Beim Begriff Heimat sei es Seehofer nicht wirklich um dieselbe gegangen. Er habe erreichen wollen, dass sich Rechte "bürgerlich verwählen". Letztendlich kam Hormuth zu der Definition "Heimat ist da, wo es einen guten Italiener gibt". Es gelte aufzupassen, dass der Begriff Heimat nicht im braunen Bullshit versumpfe. Der Ventilator heute heiße Internet, eine super Erfindung, aber leider ideal, um jeden Mist zu verbreiten.

Eine Fundgrube für Bullshit-Sätze fand Hormuth im Fußball: "Vom Feeling her habe ich ein gutes Gefühl". Da musste der bekennende Fußball-Analphabet einfach spontan selbst "bullshitten" mit Sätzen wie "Hinten ist ja alles offen". Wo es um Bullshit ging, konnte der Kabarettist Jens Spahn nicht übergehen, wie bei dessen Bemerkung, Hartz IV bedeute nicht Armut. Dabei erwähnte er unter anderem Spahns Vorschlag, die angespannte Situation im Pflegebereich lasse sich aufhalten, wenn das Personal zwei bis drei Stunden mehr arbeite. Doch die Gewinne seien dem Personal aus den Rippen geschnitten. Menschlichkeit müsse man sich leisten können.

Seinen sozialen Rotstift setzte der Kabarettist auch beim Song "Wir sind eine geschlossene Gesellschaft" an, wo er feststellte: "Unsere Entspannung ist der Überholvorgang".

Wer heute noch Nahrung zu sich nehme, ohne sie zu posten, so der Kabarettist, sei nicht normal. Das passende Lied dazu lautete "Ich like was, was du nicht likest". Unter die Lupe nahm der Bullshit-Experte auch Begriffe wie Fachkräftemangel, Niedriglohn-Sektor oder Ein-Euro-Jobber. Für einen Euro arbeiteten nur die Einkaufswagen und die würden herumgeschoben. Kritisch sah er die "Fast-Food-Intelligenz der Schulabgänger", die bei der Frage nach der Länge des 30-jährigen Krieges passen müssten.

Bei seinen Untersuchungen stieß Hormuth auf das Erscheinungsbild von Bullshit. Bullshit sehe immer besser aus als die Wahrheit. "Die Wahrheit ist der Puff, wir sind nur der Eunuch".

Köstlich waren die Beispiele der verschiedenen Arten von Lügen, die eine Frau gebraucht, um ihrem Mann zu erklären, dass im Schrank ein nackter Mann versteckt ist. Auch das Märchen von Hänsel und Gretel mit dem Bullshit-Lebkuchenhaus diente dem Kabarettisten als Beispiel.

Wer heute Glück und Erfolg habe, nehme sich das Recht heraus, auf andere herunterzuschauen, die lernen müssten, draußen zu bleiben. So sei "Leistungsträger" ein typischer Bullshit-Begriff.

Erkennen könne man den Bullshit, wenn man daraus Schlager machen könne, was den kreativen Kabarettisten auch gleich dazu brachte, Helene Fischer und Andrea Berg in seiner meisterhaft umgedichteten Hitparade aufmarschieren zu lassen. Als emotionalen Absacker nach dem starken Applaus erfolgte der herzergreifende Honigbrot- Song, in dem Hormuth zur Hochform auflief und noch eine neue Variante seiner multiplen Kabarettisten-Persönlichkeit offenbarte.