Die Problematik um den Standort sei sehr komplex, meint Ortschaftsrat Michael Schneider. Foto: Zawodnik

Kritik am öffentlichen WC stößt auf Unverständis. Einwohnerversammlung am Mittwoch.

Schramberg-Waldmössingen - Zur Diskussion um den neuen WC-Container in der Waldmössinger Ortsmitte melden sich nun auch Mitglieder des Ortsschaftsrats zu Wort. Sie können die Kritik aus der Bevölkerung nur schwer nachvollziehen.

"Dass wir mit der Architektur der Sanitäranlage keinen Blumentopf gewinnen würden, war allen klar", meint Jürgen Kaupp schmunzelnd. Doch da Ästhetik meistens seinen Preis habe, wurden die Prioritäten gleich zu Beginn anders gesetzt. Der ehemalige Ansatz sei trotz allem noch immer ein sehr wichtiger: Mit dem öffentlichen behindertengerechten WC habe man einem großen Anliegen vieler Einwohner Folge geleistet. Denn schon seit einigen Jahren wurde an den Ortschaftsrat regelmäßig die Bitte herangetragen, sich um eine sanitäre Alternative im Ortskern zu kümmern.

Der im April 2015 gestellte schriftliche Antrag im Gremium sei weniger der eigentliche Beginn und mehr eine notwendige Verschriftlichung gewesen, mit der sich die Verwaltung ab diesem Zeitpunkt näher beschäftigen musste. Schon rund zwei Jahre zuvor hatten die Ortschaftsräte das Thema mehrmals angesprochen, doch nie hatte die Projektidee den nötigen Anklang in der Ortsverwaltung gefunden. Durch den Antrag war man jedoch ab Frühjahr 2015 verpflichtet gewesen, das bürgerschaftliche Anliegen weiter zu verfolgen.

Die Problematik rund um den Standpunkt der Anlage sei zudem sehr komplex, räumt Michael Schneider ein. Der Vorschlag, die Sanitäranlagen am Gartenfestplatz auszubauen, sei von der Ortsverwaltung zwar erneut aufgegriffen worden, jedoch nur lückenhaft durchdacht gewesen. Die erwähnten Einsparungen seien nicht nennenswert, erklärt Kaupp. Beim Umbau der Toiletten im Schlachthaus wären die Räumlichkeiten zwar vergrößert, aber nicht der erforderlichen DIN-Norm für behindertengerechte Sanitäranlagen angepasst worden. Selbst ein Durchbruch der Mauer zwischen WC und Konfiskatraum hätte die Nutzung durch Rollstuhlfahrer nicht ermöglicht. Bei einer Toilette im Schlachthaus wären außerdem weitere Kosten angefallen wie durch die Installation der Wegbeleuchtung und die Errichtung einer alternativen Aufbewahrungs- und Entsorgungsanlage der Schlachtabfälle. Auch eine Behinderung des Schlachtbetriebs hätte eine dortige Sanitäranlage nach sich gezogen.

Wer die Hygiene der neuen Anlage im Ortskern kritisiere, müsse sich auch mit den Nachteilen an anderen Standorten beschäftigen. Des Weiteren sei der Container in der Ortsmitte besser einsehbar und somit geschützter, was auch die noch nicht eingetroffenen Vandalismusschäden zeigen. "Eine derartige Bestürzung gegenüber dem neuen WC-Projekt ist in keinem Fall nachvollziehbar", betont auch Bernd Katz.

Da es im Laufe des Kalenderjahrs ohne Zweifel mehr Veranstaltungen in der Ortsmitte gebe als am Gartenfestplatz, sei der Standpunkt sicherlich nicht verkehrt, betont Kaupp. "Denn am Ende des Jahres liegen zwischen Ortskern und Schlachthaus noch immer die besagten 350 Meter. Die verändern sich auch nicht." Man sei in der Pflicht, Anliegen aus der Bürgerschaft nachzugehen.

Nicht nachvollziehbar

Da es in Waldmössingen keine "nette Toilette" gibt, gemeint ist eine Kooperation der Verwaltung mit Gasthäusern, die ihre Sanitäranlagen der Öffentlichkeit zugänglich machen, bleibe nur noch das WC in der Ortsverwaltung. Dieses ist aber an die dortigen Öffnungszeiten gekoppelt und nicht für Rollstuhlfahrer geeignet. Und die von der Verwaltung präsentierten Kosten der Anlage seien nicht aussagekräftig. Immerhin laufe das erste Jahr gerade erst an, wirft Schneider ein. Ein Vertreter der Stadtkämmerei legt offen, dass eine öffentliche Toilette der Stadt jährliche Kosten in Höhe von rund 4700 Euro verursache. Mit dieser Zahl im Hinterkopf könne man die präsentierten Kosten noch einmal überschlagen.

Sich im Nachhinein über ein solches Projekt zu beschweren, sei nicht nachvollziehbar, betonen die Vertreter des Ortschaftsrats gegenüber unserer Zeitung. Das WC erfülle seine Aufgabe, kritische Stimmen hin oder her. Man müsse eine Sensibilisierung für solche Notwendigkeiten schaffen, meint Kaupp. Auch viele der Ortschaftsräte hätten den Container noch kein einziges Mal betreten. Doch nur weil man ihn selbst nicht benötige, könne nicht an der Sinnhaftigkeit der Sache gezweifelt werden.

Kaupp lacht, als er das Stimmungsbild der kritischen Einwohner begutachtet: "Wenn es darum ginge, was man selbst braucht, müsste man vieles nicht mehr machen."

Weitere Informationen: Am Mittwoch findet in Waldmössingen eine Einwohnerversammlung statt. Diese beginnt um 19.30 Uhr in der Kastellhalle.