In der Facebook-Gruppe wird zum Teil heftig über das Stadtgeschehen diskutiert. Foto: Merk

Vermögensberater Jochen Buhr spricht über Facebook-Gruppe. Diskussionsforum über lokale Themen.

Schramberg - Es gibt Dinge, die ein Schramberger nicht sagen würde. Eine Sammlung darüber gibt es in der Facebook-Gruppe, die Jochen Buhr vor mehr als fünf Jahren gegründet hat. Wir haben ihn zum Gespräch in die Redaktion eingeladen.

"Ich war noch nie bei Radio Flaig", das würde ein Schramberger nicht sagen, meint Jochen Buhr, Initiator der Facebook-Gruppe "Dinge, die ein Schramberger nicht sagt". "Jeder hat sich dort mal eine Schallplatte gekauft", so der 43-Jährige, der in Mönchengladbach geboren und in der Fünf-Täler-Stadt aufgewachsen ist und hier lebt. "Ich war noch nie im Freibad", auch das würde ein Schramberger nicht sagen. Oder: "Ich brauche keine KFZ-Werkstatt". Von der Ironie, die in diesen Sätzen steckt, lebt die Gruppe, die Jochen Buhr vor mehr als fünf Jahren gründete und die mittlerweile 1135 Mitglieder hat. Ein weiteres Ding, das ein Schramberger nicht sagen würde: "Ich kann die Uhr am Rathaus lesen." Dies sei ohne Studium nicht möglich, meint Buhr.

Gedacht war die Gruppe zunächst als humorvolles Archiv, in dem Erinnerungen geteilt werden und die Stadtgeschichte dokumentiert wird, erklärt Buhr. So zeigten die ersten hochgeladenen Bilder das Schramberger Freibad und das Radio- und Musikhaus Flaig. Auch im Archiv von Achim Ringwald, Facebook-Beauftragter der Stadtverwaltung, habe er sich schon bedient. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Gruppe weiter zu einem Diskussionsforum über lokale Themen. "Es ist ein digitaler Stammtisch geworden", sagt Buhr.

Die Teilnehmer der Gruppe leben entweder in Schramberg, verfolgen das Geschehen aus der Ferne oder haben sonst einen Bezug zu der Fünf-Täler-Stadt. Am Anfang war die Gruppe noch offen, mittlerweile prüft Jochen Buhr die Beitrittsanfragen. Wer zugelassen wird, für den gelte ein "Mindestmaß an Netiquette". Dass die Gruppe mittlerweile so groß geworden ist, zeige Buhr, dass er einen Nerv getroffen habe. Die Verwaltung der Gruppe sei sehr zeitintensiv, mache aber auch Spaß, betont er. "Es steckt Freude und Herzblut drin", so der Gründer.

Manchmal gehe es auch darum, "den Finger in die Wunde zu legen". Vor allem, wenn hinter verschlossenen Türen Dinge verhandelt werden, die alle Schramberger etwas angehen. "Die Lokalpolitik kommt gefühlt von oben vom hohen Roß herunter", so empfindet es Buhr. Das betreffe Projekte wie das Tennenbronner Freibad oder den Schulcampus. Bei Letzterem fragen sich laut Buhr viele Nutzer seiner Seite, was der Sinn des Millionenprojekts ist, wo es doch eh schon einen Lehrermangel gebe. "Das ist Aktionismus pur", kritisiert Buhr, der sich in der Rolle einer außenparlamentarischen Opposition durchaus wohlfühlt.

Stadtmetzger auf Platz Eins

Was die Schramberger wirklich wollen, das zeige eine kürzlich gestartete Umfrage in seiner Gruppe. Auf Platz 1 liegt hier der Wunsch nach einem Stadtmetzger (89 Stimmen), dicht gefolgt von Krankenhaus (70 Stimmen) und einem gutbürgerlichen Restaurant (58 Stimmen). Auf den weiteren Plätzen befindet sich der Wunsch nach einem Freibad (40 Stimmen) und mehr Wohnraum (34 Stimmen). Der Schulcampus zum Beispiel landet mit sieben Stimmen auf den hinteren Plätzen. Umfragen wie diese seien ein Spiegelbild der Stimmung in der Bevölkerung und zeigten, was die Bürger wirklich wollen, ist sich Buhr sicher.

Auch klassische Themen der Lokalpolitik landen auf der Seite. So stand in jüngerer Zeit vor allem die Karikatur, die am 1. Dezember im Schwarzwälder Boten erschienen ist und bekanntlich hohe Wellen schlug, im Vordergrund. Auch die zahlreichen abgerissenen Gebäude in der Talstadt sorgen für Gesprächsstoff auf der Seite. "Die Entscheidungen werden nicht vernünftig kommuniziert", so Jochen Buhr, der in der Gruppe einen Dialog starten und etwas Bewegung in das Stadtgeschehen bringen möchte.

Abschließend noch eine Pointe aus der Gruppe: "Ich weiß nicht, wie eine Feger-Wurst schmeckt." Als der Grillbudenwagen nach mehr als 20 Jahren aufgehört hat, war auch das ein viel kommentiertes Thema in der Gruppe.