Auch in der Turnhalle der Tennenbronner Grundschule findet seit einer Woche kein Unterricht mehr statt.Archivfoto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Tanja Witkowski betont Bedeutung von Kommunikation / Ärger über "Halbwahrheiten" im Netz

Seit einer Woche sind die Schulen laut Anordnung der Landesregierung geschlossen. Die Schulleiter ziehen Bilanz und schätzen ein, wie es weitergeht.

Schramberg. Wie berichtet, ist Oliver Porsch, Schulleiter des Gymnasiums, nach ersten Erfahrungen mit dem Heimunterricht und der Teilnahme der Schüler größtenteils zufrieden. Dort werden auf einer Internet-Plattform täglich Aufgaben in zwei Fächern gestellt. Das Ausweichprogramm an der Erhard-Junghans-Schule (EJS) sieht etwas anders aus: Dort lösen die Schüler in einem passwort-geschützten Bereich der Schul-Homepage Aufgaben und stehen mit den Lehrern bei Nachfragen in E-Mail-Kontakt. Dabei sollen, wenn auch nicht immer in fest eingeplanten Rhythmen, zu sämtlichen Fächern Aufgaben gestellt werden.

Auch an der EJS fallen sicher einzelne Schüler durchs Raster, sagt Schulleiter Jörg Hezel. "Einzelne Ausfälle hat man aber auch im regulären Unterricht", betont er. Ihm sei wichtig, dass die Möglichkeit des Ersatzunterrichts für alle, die sie nutzen wollen, auch gegeben ist. Er habe jedoch, was die Beteiligung der Schüler betrifft, bislang keine negativen Rückmeldungen bekommen.

Hezel betont, dass die derzeitigen Maßnahmen den regulären Unterricht auf Dauer zwar nicht ersetzen können, sie seien jedoch ein sinnhaftes Mittel, um die Infektionswelle – wie angedacht – zu verlängern, ihr aber gleichzeitig die Intensität zu nehmen. "Wir müssen diese Zeit überbrücken und die Schüler solange sinnvoll weiterbeschäftigen."

Das ist auch bei den Grundschulen eine Herausforderung: "Vor allem für die Erstklässlern ist das Aufgabenspektrum für zuhause ein anderes, weil diese ihre Aufgaben noch nicht immer richtig lesen können", erklärt Tanja Witkowski, Schulleiterin der Tennenbronner Grundschule und geschäftsführende Schulleiterin der Schramberger Schulen.

Dort seien den Kindern natürlich viele Materialien – etwa Arbeitshefte, Kopiervorlagen oder Bücher – mit nach Hause gegeben worden, wobei der Schwerpunkt derzeit zumeist beim Wiederholen und Vertiefen von bereits Gelerntem liege. Die Kinder ihrer Klasse dürften sich zudem daheim ein Buch raussuchen, zu dem sie eine kleine Präsentation vorbereiten sollen, so Witkowski.

Wichtig sei es vor allem, die Kommunikation im Kollegium, unter den Schulleitern und mit den Eltern aufrechtzuerhalten sowie auszubauen. Jene, betont Witkowski, hätten größtenteils trotz der damit einhergehenden Herausforderungen sehr verständnisvoll auf die Maßnahmen der Schulschließungen reagiert. Gerade die Eltern in der kommenden Zeit zu unterstützen, sieht Witkowski als wichtige Aufgabe: "In vielen Familien gibt es Kinder verschiedenen Alters und verschiedener Leistungsstufen. Da müssen die Eltern zum Beispiel den Überblick behalten, welche Schule die Aufgaben wie und wo stellt und müssen jeden Tag überlegen, welches Kind wann an den PC darf."

Gerade hinsichtlich der großen Ungewissheit, ob und wie es nach den Osterferien weitergeht, seien die Schulen derzeit selbst "am Lernen". "Wir sind mittendrin, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu erkennen und umzusetzen." Eine "gemeinsame" Lösung aus der Schublade im Falle von länger andauernden Schulschließungen gebe es – gerade wegen angesprochener verschiedener Anforderungen – nicht. Fest steht für Witkowski: "Wir müssen immer versuchen, das Beste aus der aktuellen Situation zu machen."

Ärgerlich seien für Jörg Hezel angesichts jener Unsicherheit in der Bevölkerung die Auswirkungen durch soziale Medien. So sei er etwa bereits mit dem Gerücht konfrontiert gewesen, dass sämtliche Schüler ihre jeweilige Klasse wiederholen müssten. "Derzeit sprechen wir erst einmal von einem Zeitraum von drei Wochen. Das ist ein Bruchteil eines Schuljahrs", betont der Schulleiter. "Es ist schlimm, dass in diesen Netzwerken Halbwahrheiten gleich als bestätigt gelten", sagt Hezel und verweist darauf, dass sich Eltern und Schüler über die offiziellen Internetseiten der verantwortlichen Institutionen, etwa des Kultusministeriums oder des Robert-Koch-Instituts, informieren sollten.

Seit der Schließungsanordnung muss eine Kindernotbetreuung angeboten werden. Laut Mitteilung der Stadt findet derzeit an fünf von sieben Schramberger Schulen (Berneckschule, GWRS Sulgen, Grundschule Waldmössingen, Ehrhard-Junghans-Schule und Grundschule Tennenbronn) sowie in vier Kitas (Seilerwegle, Martin-Luther-Kindergarten, Kindertagesstätte Eckenhof und Kindergarten Oberreute) eine Betreuung statt.

An jeder Schule beziehungsweise Kita seien es zwischen einem und einigen wenigen Kindern. Die Anfragen von Eltern und Alleinerziehenden seien diese Woche merklich gestiegen. Die Stadt prüfe jeweils im Einzelfall, ob eine Berechtigung für die Notbetreuung besteht oder nicht.