Fasnet: Kolpingsfamilie Sulgen bietet tolles Programm / Kauft Donald Trump Tennenbronn statt Grönland?
Im voll besetzten Pfarrhof zog die Kolpingsfamilie Sulgen alle Register närrischen Frohsinns und wurde ihrem Ruf gerecht, mit einem abwechslungsreichen Programm für Jung und Alt einen Höhepunkt in der Sulgener Saalfasnet zu setzen.
Schramberg-Sulgen. Begonnen wurde durch eine starke Abteilung des Sulgener Musikvereins, die mit Narrenmarsch und anderen Fasnetshits die bunt kostümierten Besucher in Stimmung brachte. Sulgener Hansel und eine Kaffeedohle steuerten ihren Teil dazu bei, zeigten sich von ihrer spendablen Seite und verteilten Brezeln und Kaffeebohnen an das begeistert mitsingende Volk. Kolping-Vorsitzender Reinhold Seckinger begrüßte die illustre Narrenschar, fungierte als Moderator und unterhielt zwischen den Nummern die Gäste mit Witz, Humor und Gesang auf das Beste.
Nach der Begrüßung eröffneten stilecht gekleidete Sternsinger das dreistündige Programm mit dem Besuch in einer Gastwirtschaft. Dort saßen bereits ein sehr wortkarger Schwabe und ein schwerreicher Scheich aus dem Morgenland am Stammtisch. Die Unterhaltung wollte nicht so richtig in Gang kommen. Egal wie der Scheich auch ansetzte, die Antwort des Schwaben bestand lediglich aus "Jo" – mehr war ihm nicht zu entlocken. Die Sternsinger auf ihrer Geldsammeltour trugen ihre Sprüche vor und hielten ihre Geldbüchse zuerst dem Scheich hin, der sich nicht lumpen ließ und die Sternsinger mit einem 500-Euro-Schein belohnte. Als diese dem Schwaben die Sammelbüchse hinhielten, wurde dieser plötzlich richtig lebendig, sprang auf, umarmte den Scheich und erklärte den verblüfften Sternsingern: "Wir gehören zusammen." Jürgen Pfaff als Schwabe, Jürgen Reuter als Scheich sowie Hubert Klausmann, Hermann Moosmann und Thomas Flaig als Sternsinger brillierten in diesem Sketch und frönten dem Schwaben-Klischee.
Es folgte ein erster gesanglicher Höhepunkt: Sechs Frauen vom katholischen Kirchenchor hatten als "Pretty-Woman-Singers" einen tollen Auftritt. Sie sangen ein Lied über Hefe, das auf Figurprobleme abhob. "Das kann doch gar nicht sein, es ist wie Zauberei. Ich hatt’ am Bauch noch nie ’nen Ring und plötzlich hab ich zwei! In jeder Frau steckt ein Stück Hefe. Das kleine Luder tut, als ob es schliefe. Doch plötzlich kommt die Zeit – Frauen seid bereit –, dann geht die Hefe auf. So ist unser Lebenslauf! In jeder Frau steckt ein Stück Hefe." Frenetischer Beifall war ihnen sicher. Die geforderte Wiederholung wurde gerne gewährt. Am Keyboard von Jana Kimmich begleitet, sangen sich Waldtraud Geisen, Ulrike Pfaff, Gabi Reuter-Mink, Sigrid Schneider, Susanne Haaga und Daniela Pfaff vor allem in die Herzen der Frauen.
Das Aufdecken lokaler Missgeschicke, aber auch der Umgang mit den Stadtteilen und Nachbargemeinden war dem Duo Herbert Seckinger (Kevin Prince) und Christian Eckel (Justin Jason) vorbehalten. Sie bedienten sich dabei der bekannten elektronischen Sprachassistentin Alexa.
Diese wusste allerhand zu berichten, zum Beispiel auf die Frage: "Alexa, kennst du Tennenbronn?" kam die Antwort: "Tennenbronn ist der badische Stadtteil von Schramberg und hat sich eingemeinden lassen, weil die Tennenbronner ihre Schulden nicht mehr bezahlen wollten." Kevin: "Ja, die waren nicht blöd. Aber wie könnt man die wieder los werden, Alexa?". Alexa: "Das ist praktisch unmöglich. Die habt ihr für immer am Hals."
Justin: "Also der Donald Trump wollte doch mal Grönland kaufen, hat das aber nicht gekriegt. Vielleicht könnte man ihm als Ersatz Tennenbronn anbieten." Kevin: "Ja meinste, der tät’ Tennenbronn kaufen? Und sogar etwas dafür zahlen? Alexa, was meinst du dazu"? Alexa: "Einen Versuch wärs wert. Trump könnte einen Golfplatz mit echten Ureinwohnern daraus machen. Ihr dürft aber nicht sagen, dass die Tennenbronner Badener sind, sonst wird er gleich eine Mauer bauen".
In ihrer unnachahmlichen Art nahmen Kevin und Justin auch die Vereinsmitglieder zum Gelächter des Publikums aufs Korn. Die letzte Frage an Alexa lautete: "Steigt der VfB Stuttgart in die Bundesliga auf"? Alexa: "Natürlich steigt der VfB auf." Dabei kam die personifizierte Alexa (Melanie Bodtländer-Mauch) im VfB-Trikot aus ihrem Versteck herausgesprungen und lüftete damit das Geheimnis, wer hinter der Alexa steckte.
Nach der Verlosung einiger Preise folgten die Club-Ministranten im Schottenrock mit einem schwungvollen Tanz. Die Zugabe verlangte den Akteuren eine sportliche Leistung ab, der aufbrausende Beifall entschädigte für alles. "Ich hab’ am Leben gar keine Freud, ich hab an Bandwurm da im Leib. Und trink ich Wein und trink ich Bier, dann säuft der Bandwurm stets mit mir": Das Bandwurmlied, mit geplagter Mimik vorgetragen von Annette Flaig, Franz Pfaff und Winfried Kunz, erfreute die Ballbesucher und animierte zum Mitsingen.
Die Schlussnummer war den Kolpingfrauen vorbehalten, die seit Jahrzehnten einen glanzvollen Auftritt bieten. In diesem Jahr ließen sie die Weckermädle der Junghans-Uhrenfabrik wieder aufleben. In den 1930er-Jahren und auch kurz nach dem Krieg wurden wichtige Junghans-Kunden von jungen Mitarbeiterinnen empfangen, die in großen Weckernachbildungen steckten. Dies nahm die Gruppe zum Anlass, dieser Zeit die Reminiszenz zu erweisen. Mit selbst genähten Wecker-Kostümen zeigten sie einen anmutigen Tanz, der ihnen Beifall und Anerkennung einbrachte. Natürlich kamen Angelika Seckinger, Anne Herzog, Ulrike Kunz, Helga Lamprecht und Doris Klausmann unter Leitung von Annette Flaig nicht um eine Zugabe herum.
Das Finale brachte unter der Ansage von Reinhold Seckinger nochmals alle Akteure auf die Bühne. Sein Dank galt allen Mitwirkenden im Saal und in der Küche, ein donnernder Applaus war die Belohnung für das Geleistete. Mit einer Polonaise leitete Musikus Wolfgang Kratt mit Stimmungshits zum närrisch-musikalischen Teil über.