Wieder vereint: Martina Pfau und ihr Sohn PhilippFoto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Sohn lebt in Wohngruppe der Stiftung / Neun Wochen Kontaktsperre / Dank an die Betreuer

Schramberg-Heiligenbronn. Das schönste Muttertagsgeschenk überhaupt: Nach neun Wochen Kontaktsperre hat Martina Pfau ihren Sohn Philipp, der in einer Wohngruppe der Stiftung St. Franziskus lebt, am vergangenen Sonntag zum ersten Mal wiedergesehen. Für das Engagement der Mitarbeiter in dieser Zeit ist die Mutter sehr dankbar.

Treffen nicht mehr möglich

Seit sechs Jahren lebt der geistig und körperlich behinderte Philipp in der Pirim-Wohngruppe der Stiftung. Normalerweise verbringt er die Wochenenden, Ferien und Feiertage zu Hause und bekommt auch regelmäßig Besuch von seiner Familie. Anfang März wurde den Treffen jedoch der Riegel vorgeschoben: Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, schloss das Kloster seine Türen.

"Das ist ja auch verständlich. Es leben viele Menschen der Risikogruppe dort", meint Pfau, "für die Psyche der Betreuten und ihren Angehörigen ist es aber sehr belastend." Auch ihr Mann, selbst Mitarbeiter der Stiftung, habe den Sohn nur draußen mit zwei Meter Sicherheitsabstand sehen dürfen. "Das haben wir aber irgendwann gelassen, weil ihn das Abstandhalten sehr verwirrt hat."

Nicht nur bei Philipp sei die Stimmung durch das Kontaktverbot gedrückt gewesen, die ganze Familie habe die gemeinsamen Wochenenden vermisst, erzählt Pfau, die noch zwei weitere Söhne hat.

Beschäftigt habe sie auch immer wieder die Angst, dass ihr Sohn sie nach der langen Zeit nicht wiedererkenne. "Alles, was nicht in seinen Alltag integriert ist, vergisst er."

Mit ihren Sorgen ist die Mutter nicht allein: Als stellvertretende Vorsitzende des Vereins Regenbogen für die Betreuung behinderter und nicht behinderter Kinder und Jugendlichen stehe sie im regelmäßigen Austausch mit anderen Eltern. Auch bei den anderen Mitgliedern ist die Erleichterung groß, dass Besuche nun wieder möglich sind.

Großes Engagement

Umso dankbarer ist Pfau, dass die Betreuer der Wohngruppe mit Videoanrufen dafür gesorgt haben, dass der Kontakt nie abgebrochen ist. "Die Mitarbeiter leisten wirklich tolle Arbeit – Hut ab", zollt Pfau den Angestellten ihren Respekt und Dank. Seit 40 Jahren ist sie selber in der Pflege tätig und kennt sich aus: "Ich habe viel erlebt und ich weiß, dass man da manchmal an seine Grenzen kommt. Aber in der Stiftung wird Philipp super versorgt."

Die Mitarbeiter seien auch in stressigen Zeiten immer höflich und hilfsbereit. Besonders freue sie, dass in der Wohngruppe viel unternommen werde – mehrtägige Ausflüge oder Pizza essen an Geburtstagen gehören unter anderem dazu. "Er ist wirklich glücklich dort", meint Pfau.

Inzwischen kehre auch in kleinen Schritten wieder Normalität in den Alltag der Familie ein: "Wir besuchen ihn so oft wie möglich und gehen dann draußen spazieren", freut sich die Mutter.