Wolfgang Bräuer rundet den Vortrag des Pfarrers Hess musikalisch ab. Foto: Schülgen Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Kooperator Hess berichtet über das Leben des Erzbischofs Oscar Romero aus San Salvador

Der Einladung des ökumenischen Altenwerks zum Vortrag des Kooperator Christian Mario Hess mit dem Thema "Wer war Oscar Romero aus San Salvador?" folgten viele Interessenten.

Schramberg-Tennenbronn. Was macht den Jungen Oscar Romero, 1917 in einfachen Verhältnissen geboren, zu so einer herausragenden Figur?

Die politische Macht habe bei der Armee, die wirtschaftliche bei den "14 großen Familien" gelegen. "Sie ließen ihre Kaffeeplantagen von Landarbeitern und Taglöhnern bestellen und wenn diese aufbegehrten setzten diese Familie die Armee in Marsch", erzählte Hess, der selbst ein Studienjahr in San Salvador verbracht hat. General Martines habe 1932 rund 30 000 protestierende Landarbeiter und ihre Familien ermorden lassen.

1942 zum Priester geweiht

Das seien die Verhältnisse in El Salvador in denen Oscar Romero aufwuchs. "Er absolvierte zunächst eine Schreinerlehre und trat 1931 ins Internat ein und begann 1937 das Theologiestudium, das er in Rom fortführte und dort 1942 zum Priester geweiht wurde", berichtet Hess über Romeros Werdegang. Zurück in El Salvador habe er zunächst als Pfarrer gearbeitet, sei 1967 Generalsekretär der Bischofskonferenz geworden. 1970 habe Papst Paul VI. ihn zum Weihbischof ernannt.

"Als Romero 1977 zum Erzbischof bestimmt wurde, hatte er noch nicht den Ruf des Rebellen. Er galt als schüchtern, unpolitisch und theologisch konservativ", beschreibt Hess.

Das gesellschaftliche Klima im El Salvador der späten 70er– Jahre sei geprägt von Gewaltaktionen an Arbeitern, Bauern und unbequemen katholischen Geistlichen gewesen. Mord und Folter seien an der Tagesordnung gewesen.

"Ein Massaker an Demonstranten, die gegen die Wahlfälschung bei der Präsidentenwahl protestieren und die Ermordung seines Freundes Rutilio Grande waren der Auslöser für sein Umdenken", so Hess. Romero habe die Regierung für die Ermordung verantwortlich gemacht. Er sei sich der sozialen Not, der Ungerechtigkeiten und der Unterdrückung bewusst geworden. "Die Kirche definiert er von nun an als Anwältin der Armen", erklärt Hess. Seine Predigten seien im Radio übertragen worden.

Gräueltaten angeprangert

Sein Engagement für die Armen habe ihm Todesdrohungen eingetragen. In seiner letzten Predigt habe er die Gräueltaten des Militärs angeprangert und habe an die Angehörigen der Streitkräfte appelliert nicht länger unmoralischen Befehlen Folge zu leisten. Einen Tag später, am 24. März 1980 seien in einer Krankenhauskapelle die tödlichen Schüsse gefallen.

"Sein Tod und die Schüsse auf die Trauernden bei seinem Begräbnis waren der Auftakt für einen entsetzlichen grausamen Bürgerkrieg zwischen Guerilla und Armee. Zwölf Jahr später waren über 75.000 Menschen tot, rund 8.000 verschwunden, über 1 Millionen waren geflüchtet.", beschreibt Hess die Auswirkungen. Mit einem Waffenstillstand habe der Bürgerkrieg geendet, die Gewalt dauere bis heute an.

Geändert habe sich hingegen die Wahrnehmung des ermordeten Erzbischofs, der einst den Hass der Mächtigen auf sich zog. Bis heute werde dem Geistlichen in vielen Ländern eine große Verehrung zuteil.

Ab 1994 sei im Vatikan der Seligsprechungsprozess für Oscar Romero gelaufen. Am 23. Mai 2015 sei er seliggesprochen worden, am 21. Oktober 2018 sei dann die Heiligsprechung erfolgt.

Im Anschluss an den Vortrag zeigte Hess Bilder aus seiner Studienzeit in San Salvador. Mit Applaus dankten die Anwesenden Hess, der am morgigen Sonntag zum letzten Mal den Gottesdienst in der katholischen Seelsorgeeinheit gestalten wird.

Nach dem Kaffeetrinken erfreute Wolfgang Bräuer mit seiner Musik die Senioren und konnte sie zum kräftigen Mitsingen animieren.