Geschätzte 250 Streikende demonstrieren vor dem Hauptsitz der Kern-Liebers-Firmengruppe für Tarifbindung und bessere Entlohnung. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Beschäftigte von regionalen Unternehmen beteiligen sich am flächendeckenden Warnstreik

Die IG Metall stellte im Rahmen von Warnstreiks bei Schweizer Electronic und Kern-Liebers lautstark ihre Forderungen für die laufende vierte Tariverhandlungsrunde vor.

Schramberg-Sulgen. Circa 120 Mitarbeiter versammelten sich am Mittwoch um 11 Uhr unter dem Motto "Miteinander für Morgen" am Werkstor der Schweizer Electronic in der Einsteinstraße. "Mehr ist fair, Tarif muss her", skandierten die Streikenden. Mit Trillerpfeifen und Presslufttröten gaben sie den Forderungen von Gewerkschaftssekretär Stefan Kirschbaum von der IG Metall Freudenstadt in jeder Sprechpause lautstarke Zustimmung. "Druck ist das richtige Mittel, noch nie hat sich der Vorstand der Schweizer Electronic so schnell bereit erklärt, einen kommenden Tarifabschluss zu übernehmen", rief Kirschbaum.

"Wir haben unseren Mitarbeitern bereits angekündigt, dass einer vollen Übernahme der sich derzeit zwischen den Tarifpartnern in Verhandlung befindlichen Lohnerhöhung nichts im Wege steht", bestätigt Nicolas Schweizer, Vorstand der Schweizer Electronic AG. Das reicht der IG Metall und den Demonstranten aber nicht: Sie fordern einen Haustarifvertrag.

Doch Vorstand Schweizer setzt in dem nicht tarifgebundenes Unternehmen nach wie vor auf interne Lösungen: "In Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und den Mitarbeiter haben wir im vergangenen Jahr das sogenannte Schramberger Abkommen erarbeitet." Dessen Ziel sei die Übernahme des externen Tarifabschlusses, der je nach Leistungsfähigkeit des Unternehmens auch überschritten werden könne.

Von Schweizer Electronic zogen die Streikenden mit ihren Trillerpfeifen, Tröten und roten Fahnen, abgesichert von der Polizei Schramberg, im Demozug zur Hauptkundgebung beim nahegelegenen Hauptsitz der Kern-Liebers Firmengruppe. Kurz nach 12 Uhr stießen auch die dort streikenden Mitarbeiter dazu. Mit den inzwischen angekommenen Abordnungen von Vega Grieshaber, Rheinmetall, Heckler & Koch, Trumpf Laser, L’Orange sowie Junghans Microtec wuchs die Menge der Demonstrierenden auf geschätzte 250 an.

Eine Entgelderhöhung von sechs Prozent für zwölf Monate und einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für maximal zwei Jahre sind die Hauptforderungen der IG Metall, außerdem spezielle Regelungen für Beschäftigte in Schichtarbeit oder solche mit Kindern oder pflegebedürftige Angehörigen. Gewerkschaftssekretär Kirschbaum beklagte die "ewige gleiche Leier" der Arbeitgeber bei den Verhandlungen.

Dazu passend spielte der von der IG Metall angeheuerte stadtbekannte "Berger-Sepp" seinen mitgebrachten Leierkasten zur Unterhaltung der Streikenden.