Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg auf einer Zeichnung von Johann Georg Weinhold (1813-1880) aus dem Jahr 1842. Rechts das spätklassizistische Ensemble aus Schloss und Pfarrkirche auf einem Teller der Steingut- und Porzellanfabrik nach einer Lithographie von Isaak Kunz (1821-1889) aus der Zeit um 1845. Fotos: Privat und Stadtmuseum Foto: Schwarzwälder-Bote

125. Todestag von Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg

Von Carsten Kohlmann

Schramberg. Das Schloss der Grafen von Bissingen und Nippenburg ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Fünftälerstadt Schramberg im Schwarzwald.

Am Sonntag war auch der 125. Todestag von Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg. Der Urgroßvater des am gleichen Tag 70 Jahre alt gewordenen Grafen Franz von Bissingen und Nippenburg (wir berichteten) hat dieses Gebäude von 1840 bis 1843 gebaut.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Schramberg ein im mittleren Schwarzwald einzigartiges Ensemble spätklassizistischer Architektur aus Schloss und Pfarrkirche, das bis heute den Geist der Epoche widerspiegelt, in der Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1806 bis 1890) lebte.

Die in dieser Zeit völlig neu gestaltete Adelsresidenz brachte die Architektur und Gartenkunst der Landeshauptstadt Stuttgart nach Schramberg. Der von Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg beauftragte Architekt Friedrich Bernhard Groß (1783 bis 1861) orientierte sich an dem 1824/30 von dem württembergischen Hofbaumeister Giovanni Salucci (1769 bis 1845) aus Florenz gebauten Schloss Rosenstein und dem 1834/40 ebenfalls von ihm gebauten Wilhelmspalais. Wie das Schloss Rosenstein wurde auch das Schloss Schramberg damals als "Landhaus" bezeichnet. Das Schloss wurde in einen bereits bestehenden Park eingebettet, der von dem Oberhofgärtner Johann Wilhelm Bosch (1782 bis 1861) neu gestaltet wurde. Der führende Gartenbaumeister des Königsreichs Württemberg folgte vermutlich in Schramberg wie in Stuttgart dem Vorbild der Parklandschaften Südenglands, die er bei einer Studienreise selbst erkundet hatte. Auf dem historischen Parkgelände befinden sich heute die Bahnhofstraße, das Polizeigebäude, ein Parkplatz, ein Textilgeschäft und ein Supermarkt.

Im Bau des Schlosses, das einen Vorgängerbau ersetzte, zeigt sich ein neues Selbstbewusstsein der Adelsfamilie. Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg hatte 1834 die Besitzungen in Schramberg mit seinem Bruder Graf Ernst von Bissingen und Nippenburg gegen die Besitzungen in Ungarn eingetauscht. Im gleichen Jahr verheiratete er sich mit Gräfin Maria Ludovica von Warsberg (1814 bis 1879), mit deren Unterstützung er die im Gefolge der Mediatisierung in eine Existenzkrise geratene Herrschaft Schramberg mit Erfolg sanieren konnte. Im Treppenhaus des Schlosses ist bis heute ein prachtvolles Glasfenster mit dem Allianzwappen des Ehepaares zu sehen.

Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg machte eine beeindruckende Karriere im österreichischen Staatsdienst, in der er es bis zum Statthalter von Tirol und Vorarlberg (1849 bis 1855) und zum Statthalter von Venedig (1855 bis 1860) aufstieg. Die Städte Wien, Innsbruck, Feldkirch, Bregenz und Bludenz ernannten ihn zum Ehrenbürger.

1860 kehrte er dauerhaft nach Schramberg zurück. Außerdem war er ritterschaftlicher Abgeordneter in der württembergischen Kammer der Abgeordneten (1845 bis 1868), Mitglied des Frankfurter Vorparlaments und des so genannten Fünfzigerausschusses (1848) und Mitglied der Zentrumsfraktion im Reichstag (1872 bis 1881).

1843 kaufte er auf der Suche nach einer Familiengrablege die Falkensteiner Kapelle, mit der er sich als sehr gläubiger Katholik zutiefst verbunden fühlte. 1861 wurde als erstes Familienmitglied seine Tochter Gräfin Maria Anna Theresia von Bissingen und Nippenburg (1835 bis 1852) beigesetzt, deren Gebeine aus Innsbruck nach Schramberg gebracht wurden. Auch er selbst fand hier nach seinem Tod am 10. Mai 1890 seine letzte Ruhestätte.

Ein Nachruf im "Schwarzwälder Bote" würdigte ihn vor 125 Jahren als "eine Persönlichkeit voll Religiosität und Glaubensstärke und edler Gesinnung, voll Mut und Thatkraft, ein Mann von großem Wissen, voll Freundlichkeit und Herablassung, voll köstlichen Humors und treffenden Witzes."