Patrizia Moresco warf einen launigen Blick auf Politik, die sozialen Medien und die Leistungsgesellschaft. Foto: Andreae Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunst: Patrizia Moresco im Subiaco

Mit einer Mischung aus Alltagswitzen, politischem Kabarett und Gesangseinlagen bescherte Patrizia Moresco dem Schramberger Subiaco einen amüsanten Abend

Schramberg. Patrizia Moresco versteht die Welt nicht mehr. Welcher normale Mensch postet auf Facebook Bilder von sich beim Bügeln? Wer nimmt sein Smartphone mit ins Bett? Und warum hat man Interesse an morastartigen Smoothies?

Diese und viele andere Fragen stellt sich die "Italienerin mit schwäbischem Migrationshintergrund" in ihrem brandneuen Soloprogramm "Die Hölle des positiven Denkens".

Erst zum fünften Mal wurde ihre Comedy vor Publikum präsentiert, am vergangenen Mittwoch im Subiaco. Alles war dabei, keiner blieb verschont: Glutenfreie Ernährung, Sport, Soziale Medien, kurz gesagt alle Luxusprobleme unserer Gesellschaft wurden diskutiert. Und dabei sprach Moresco aus, was viele von uns einfach mal sagen wollen. Zwar bewegte sich ihr Programm ober- und unterhalb der Gürtellinie, aber sie traf größtenteils den Humor der Anwesenden.

Aber die Stuttgarterin scheute sich nicht, auch ernste Themen anzusprechen: Die miserable Weltpolitik fasste sie gekonnt in einem Satz zusammen: "Das Rad dreht sich, aber der Hamster ist tot." Zu Zeiten von Erdogan, Putin und Trump könne sich niemand seiner Sache sicher sein. Sie wünscht sich eine Empathie-App, statt der Fitnessanwendung, die ihre Kalorien zählt.

Mehr Einfühlungsvermögen müsse unsere Gesellschaft zeigen, nicht den Drang 24 Stunden auf das Handydisplay zu starren. Was früher noch persönliche Gespräche waren, sind heute Emojis.

Doch der Spaß kam in der Majolika nicht zu kurz: Besonders die Geschichten ihrer längst beendeten Ehe oder die Erzählungen zu Diätversuchen lösten Heiterkeit im gutbesuchten Subiaco aus. Patrizia Moresco ermahnte, das Leben auf der Überholspur sei nicht gut. Während Leistung zum elften Gebot geworden sei, kämen private Interessen oder die Fähigkeit, etwas zu genießen, viel zu kurz. Man lebt ja schließlich nur einmal. Ein Aufruf an die Damen: "Gönnt euch mal was! Und denkt dabei immer an die Mädels, die auf der Titanic die Desertkarte abgelehnt haben." Moresco schaffte den Spagat zwischen Themen wie Datenschutz, dem Rechtsdrall der Politik und der auf Höchstleistung getrimmten Gesellschaft. Ihr Weckruf: Einfach mal loslassen. Das Leben genießen. Und ja nicht bei allem mitmachen, nur weil es die anderen auch tun.