Fotos: Zeger Foto: Schwarzwälder Bote

Agraringenieur und Stadtrat Josef Günter kämpft seit Jahren für noch mehr Windkraft

Vor mehr als zehn Jahren hat die Eingemeindungsfrage Tennenbronn gespalten, heute scheint es das Thema Windkraft zu sein. Agraringenieur und Stadtrat Josef Günter gehört zu dem Teil der Bevölkerung, der für noch mehr Anlagen in der Raumschaft Schramberg kämpft.

Schramberg-Tennenbronn. Auf der Winterecke hinter dem Mooshof drehen sich seit gut einem Jahr zwei Windkraftanlagen. Vier hätten in diesem Bereich der Konzentrationsfläche Platz. Josef Günter hofft darauf, dass auch die anderen beiden Anlagen noch gebaut werden können.

Dass die Stimmung im Dorf, wie von Ortschaftsrat Robert Hermann oder Ortsvorsteher Lutz Strobel beschrieben, kippe und manch einem Tennenbronner die Anzahl der Anlagen genüge (wir berichteten), kann er nicht nachvollziehen.

"Wir sind in der Pflicht. Wie sollen wir sonst das Schramberger Klimaschutzkonzept umsetzen?", fragt sich Günter, der seit mehr als zehn Jahren auch den Vorsitz des Umweltbeirats inne hat. Das Klimaschutzkonzept wurde 1997 erarbeitet. Es hat zum Ziel, die CO2-Immissionen bis zum Jahre 2020 um 22 Prozent zu senken.

Günter erläutert: "Bis 2015 lag die Reduktion bei rund ein Prozent, weil alle Reduktionen beispielsweise durch Heizungserneuerungen, durch den Neubau von Einfamilienhäusern, Gewerbeflächen und ein höheres Verkehrsaufkommen aufgefressen wurden. Fotovoltaik und Windkraft könnten die Bilanz deutlich verbessern".

Für den Tennenbronner gehören die Windkraftanlagen zum Bild einer modernen Heimat. Beeinträchtigungen durch Lärm oder Schlagschatten, Fremdkörper im Landschaftsbild, Sorgen ums Quellwasser, geschredderte Vögel – Günter kennt all die Argumente von Bürgern, die der Windkraft kritisch gegenüberstehen. "Ich habe das große Ganze im Blick und deshalb sehe ich die Windkraft als unsere letzte Chance", sagt der Landwirt und hält dagegen: "Raubvögel kommen mit den Anlagen klar." Er habe noch nie einen toten Vogel bei seinen Anlagen gefunden.

"Fakt ist, dass sich das Klima seit 20 Jahren ändert, wie ich dauernd in meinen Wäldern feststellen kann – vor allem in diesem Jahr bei diesem Borkenkäferbefall. Und wenn das weiter so schnell geht, werden viele Arten verschwinden."

Dass der Bau der Anlagen Auswirkungen auf Wasserquellen haben soll, sieht er "skeptisch". Beim Thema Schlagschatten verweist Günter auf die Abschaltautomatik. Diese werde vom Betreiber so programmiert, dass sich bei einem gewissen Stand der Sonne, die Rotoren langsamer oder gar nicht mehr drehen.

Das Gespräch suchen

Dies sei beispielsweise bei den Windkraftanlagen oberhalb seines Hofes geschehen, weil diese teilweise ihren Schatten bis zur Schneidersiedlung geworfen haben. Dieses Vorgehen komme dann zum Tragen, wenn eine Wohnbebauung betroffen sei. Bei einzelnen Höfen gelte dies nicht. Außerdem gehe der Gesetzgeber davon aus, dass ein Schlagschatten-Wurf von 30 Minuten am Stück vertretbar sei. Es sei wichtig, dass Betreiber und betroffene Bürger das Gespräch suchen, so Günter. Er hofft, sollte das Thema Windkraft bei der Einwohnerversammlung am Dienstag, 16. Oktober, auf den Tisch kommen, auf eine sachlich geführte Diskussion.

Die Windräder beim Mooshof drehen sich außerdem in der Zeit langsamer, wenn Fledermäuse ihre Jagd nach Insekten beginnen.

"Es gibt Phasen, da hört man die Windräder gar nicht", sagt Günter. Und oft überdeckt der Lärm der Straße Richtung St. Georgen alles andere. "Von den Windgeräuschen fühle ich mich nicht belästigt, von dem Lärm der Motorräder oder Autos unten im Tal schon", sagt der Landwirt. So würden es auch die Feriengäste auf dem Biohof sehen. Es habe bislang keinerlei negative Reaktionen auf die Windkraftanlagen gegeben. Im Gegenteil, oft höre er den Satz: "Ich dachte, die sind viel lauter."

Der Tennenbronner sieht darin Potenzial: Dass der Ort in der Solarbundesliga gelistet ist, einen hohen Anteil an eigenerzeugter Energie aufweist, könne seitens der Stadt auch für Werbezwecke genutzt werden.