Viele feierten den 110. Geburtstag des Bezirksimkervereins Schramberg im Adolf-Kolping-Saal in Hardt mit. Foto: Herzog

Zum Festakt mit Programm kommen viele Gäste. Bienenhaltung genießt derzeit eine hohe Popularität.

Schramberg/Hardt - Der Bezirksimkerverein Schramberg erfreut sich mit seinen 110 Jahren bester Gesundheit. So feierte er den runden Geburtstag mit zahlreichen Mitgliedern.

Wer am Sonntag im Adolf-Kolping-Saal in Hardt weilte, wurde schon im Foyer durch vielerlei ausgestellte Bienenprodukte, Arbeitsgeräte und Zubehör rund um die Imkerei freundlich empfangen. Im Treppenhaus zogen Makroaufnahmen von Insekten, Bienen, Hummeln und Grashüpfern von Gerd Pfeifer die Blicke auf sich. Das Locherhofer Musikduo "Max und Marlene" spielte auf ihren diatonischen Handorgeln volkstümliche Weisen zum Frühschoppen, während in der Küche die Köche des Männerkochklubs Schramberg eifrig mit dem Vorbereiten des Festmenüs beschäftigt waren.

Gespannt verfolgten am frühen Nachmittag die Gäste dem Vortrag von Bienenzuchtberater Werner Gekeler aus Münsingen zum Thema "Imkerei im Wandel der Zeit". Ein Blick zurück und in die Zukunft, so Gekeler, lohne sich allemal. Die Bienenhaltung genieße derzeit eine hohe Popularität. Bienen lieferten Rohstoffe für Handel, Gewerbe, Kosmetik und Pharmazie und seien insbesondere wichtig für die Bestäubung von Obstbäumen. Dies sei alles nicht neu, aber wieder stärker ins Blickfeld der Menschen gerückt.

Das Bienensterben in vielen Ländern der Erde und auch in Deutschland habe das Problembewusstsein erhöht. Ohne das Bindeglied Biene im Naturhaushalt gebe es vieles nicht, unterstreicht der sachkundige Imkermeister. Er zeigte bei seinem Vortrag nicht nur die technische Entwicklung der Imkerei zwischen 1850 und 1900 mit Erfindungen wie Mittelwand, Honigschleuder und Absperrgitter auf, sondern durchleuchtete auch kritisch die Entwicklung der Flächennutzung in der Landwirtschaft und die sich aus der Energiewende ergebende Umorientierung im landwirtschaftlichen Anbau. Anhand von Grafiken zeigte der Bienenexperte, wie beim Obstanbau ein reger Bienenflug den Ertrag um ein Vielfaches erhöht. Bienen bestäubten 80 Prozent der heimischen Blütenpflanzen.

Das spare der Volkswirtschaft laut Wirtschaftsexperten eine Menge Geld: Auf 150 Milliarden Euro werde der Verlust taxiert, der ohne die fleißigen Insekten entstehen würde. Das Meka-Programm (Marktentlastung und Kulturausgleich durch Flächenstilllegung) in den 80er Jahren habe ein Paradies für Honigbienen und andere Insekten bewirkt. Durch Silage und Mais für Biogasanlagen verschwänden aber immer mehr blühende Wiesen. Es gebe erfreuliche Aktionen in Gemeinden und Städten, die in die richtige Richtung zielten. Doch die bisherigen Bemühungen um mehr Trachtfläche habe für die Honigbiene zu wenig gebracht. Es müsse weiteres geschehen, um die Nahrungsbedingungen für die Bienen zu verbessern. Grundsätzlich entscheide jedoch der Nutzungsberechtigte über Kulturart, Anbauformen, Schädlingsbekämpfung und Düngung. "Ich will nicht jammern, aber gerne Anstöße geben, wie wir Imker wieder mehr Trachtflächen bekommen können", warb der Bienenexperte um Unterstützung.

Bei Kaffee und Kuchen und Stubenmusik mit Zitherspieler Michael Boch klang das Fest in gemütlicher Runde aus.