Kunst: Steffi Schöne gestaltet Grabmale
Einfach faszinierend: Man läuft auf eine gläserne Grabsäule zu und sieht eine brennende Kerze, einen Leuchtturm oder das Porträtbild des Verstorbenen darin.
Schramberg. Von solchen optischen Täuschungen ließen sich am Montag Besucher bei der Vernissage mit dem Titel "Innovatives Grab- und Denkmaldesign" von Künstlerin Steffi Schöne im Firmenpark Majolika inspirieren.
Bereits auf der Eingangstreppe zu ihrem Studio wurden die Gäste mit ungewöhnlichen Klängen einer "singenden Säge" von Musikerin Mimosa Pale empfangen.
Wie Schöne preisgab, habe sie in den vergangenen drei Jahren in Horb gelebt und sei zuvor viel herumgekommen. Nun sei sie gespannt, ob sie in Schramberg Wurzeln schlagen könne.
Für besondere Menschen brauche es besondere Grabmale, sagte die Künstlerin. Man müsse mutig sein und sich auf Neues einlassen. Mit ihren besonderen Objekten wolle sie zu einer neuen Friedhofskultur beitragen. Ihr Dank gelte Michael und Annette Melvin für die Vermittlung der großzügigen Räume. Ganz praktisch sei es, dass sie ein Studio gleich nebenan habe beziehen können, sagte Schöne.
Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß die Künstlerin willkommen in Schramberg. Mit ihr verbände sie Gemeinsamkeiten wie die Tiefe des Schwarzwalds, Kaffee und den Hang für Neues. Sie hoffe, dass diese besonderen Grabmale in hochmodernem und spannendem Design die Stadt und den Friedhof bald belebten.
Michael Melvin vom Firmenpark Majolika äußerte sich erfreut darüber, Steffi Schöne als neue Mieterin gewonnen zu haben. Sie habe eisern an diesem Standort festgehalten und nach längerem Vorlauf ihre Wunschräume beziehen können. Er hoffe, die Künstlerin finde in Schramberg die notwendige Kreativität für ihre Arbeit, die unmittelbar mit dem Sterben zusammenhänge. Oftmals suggeriere die Werbung einem etwas ganz anderes. Hinsichtlich der von Umweltaktivistin Greta Thunberg initiierten Schulstreiks für den Klimaschutz finde er es geradezu genial, dass Steffi Schöne die Kohlendioxid-freie Kerze erfunden habe, schmunzelte Melvin.
Bei Häppchen und Getränken nutzten die Besucher die Gelegenheit, sich von den modernen Spiegel-Anamorphosen mit magischem Effekt verzaubern zu lassen. Weil hier Grabplatte und Stele mathematisch wie physikalisch zusammenwirken, ist das Bild zu jeder Tageszeit ohne Strom und Leuchtmittel sichtbar. Laut Schöne hätten Menschen bereits in der Renaissance diesen Effekt gekannt und für optische Illusionen zur Unterhaltung genutzt.
In der zylindrischen Spiegelsäule entsteht beispielsweise das Abbild einer Kerze, eines Leuchtturms oder ein menschliches Gesicht, das Schöne auf einer Halbkreisfläche vor der Stele künstlerisch gestaltet hat.
Weitere Informationen: Die Ausstellung in der Bahnhofstraße 25 (bei der Postagentur) ist heute, Donnerstag, und morgen, Freitag, in der Zeit von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag, 26. Oktober, sind Besucher von 12 Uhr bis 15 Uhr und am Sonntag, 27. Oktober, von 14 Uhr bis 18 Uhr willkommen. Außerhalb dieser Zeiten sind Atelierbesuche auch telefonisch unter 0176/43 43 44 56 möglich.