Wie lange noch die Kläranlage in Waldmössingen im Bereich des Sportgeländes Schmutzwasser reinigt, steht in den Sternen. Es gibt mit Fluorn-Winzeln Überlegungen über ein gemeinsames neues Klärwerk. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Kubikmeterpreis steigt auf 2,35 Euro, das Niederschlagswasser auf 0,67 Euro pro Quadratmeter

Schramberg. Die Abwassergebühren in Schramberg sollen von 2,22 auf 2,35 Euro pro Kubikmeter ansteigen. Dies empfahl der Ausschuss für Umwelt und Technik dem Gemeinderat aufgrund einer Neukalkulation der Abwassergebühren.

"Wir schlagen weiterhin Gebühren mit kalkulatorischen Zinsen vor, da wir immer noch ein negatives Eigenkapital haben", hatte der Betriebsleiter des Eigenbetriebs Stadtwerke, Peter Kälble, in der Ausschusssitzung gesagt. Die Ortschaftsräte Waldmössingen und Tennenbronn hätten der Erhöhung bereits mit zustimmenden Voten empfohlen, so Kälble.

Von der Kalkulation her gingen die Stadtwerke von weiter leicht steigenden Abwassermengen aus, auch die Fläche werde leicht nach oben angepasst. Die Investitionen, die im nächsten Jahr getätigt würden, wirkten sich nur über das Abschreibungsergebnis hinsichtlich der Kosten aus, seien aber langfristig zu sehen. Jährlich stiegen die Gesamtaufwendungen um sechs Promille, lediglich die Kapitalkosten seien in den vergangenen Jahren eher rückläufig gewesen. Für 2020 sei mit 1,8 Millionen Euro ein hoher Materialaufwand eingeplant, ebenfalls sei der Austausch der Klammförderschnecken in Schramberg, höhere Entsorgungskosten für den Schlamm und ein Mehraufwand für Wasseraufbereitungsmittel eingepreist. Insgesamt bilanzierte der Stadtwerkechef Mehraufwendungen für 2020 in Höhe von 232 500 Euro. Da es im Schmutzwasserbereich bislang eine Überdeckung gegeben habe, falle aber die Erhöhung geringer aus, kostendeckend müssten nämlich sonst 2,71 Euro verlangt werden. Im Jahr 2017 hatte dieser Betrag bei 2,55 Euro je Kubikmeter gelegen.

Anders ist laut Kälble die Situation bei der Niederschlagswassergebühr. Dort gebe es bislang Unterdeckungen, was sich "zusätzlich steigernd" auswirke. Dort fallen pro Quadratmeter versiegelter Fläche ab dem kommenden Jahr voraussichtlich 0,67 Euro an – bislang sind es 0,63 Euro.

Für einen "Standardfall" eines Einfamilienhauses rechnet Kälble mit Jahresmehrkosten von rund 28 Euro im Abwasserbereich.

Kalkulatorischer Zinssatz

Jürgen Kaupp (CDU) fragte hinsichtlich der Verzinsungsberechnung nach. Wenn die Stadtwerke anstelle eines kalkulatorischen Zinssatzes nur den tatsächlich gezahlten bilanzieren würden, entstehe dann handelsrechtlich ein Verlust?, fragte er.

Kälble sah hier weder Vor- noch Nachteile vom Ergebnis her – dies sei plus/minus Null. Allerdings verwies er darauf, dass es schon sein sollte, dass das "negative Eigenkapital" mal aufgefüllt werden müsse und die Stadtwerke auf "Null" kämen. Dies sei "sehr sinnvoll". Über das Thema, so Kälble zu Kaupp, "könnten wir uns unterhalten, wenn die Eigenkapitalquote bei Null oder leicht drüber ist." Es gebe eigentlich kein Unternehmen, das eine negative Eigenkapitalquote habe.

Auf den angenommenen Zinssatz von 3,5 Prozent angesprochen, meinte Kälble zu Kaupp, dass ein halber Prozentpunkt über dem Zinssatz möglich sei.

Zum Abschluss wollte Jürgen Kaupp noch wissen, ob der Anschluss an den neu zu gründenden Klärschlammzweckverband Böblingen auch ein Thema sei. Die Stadtwerke, antwortete Kälble, hätten derzeit noch einen laufenden Vertrag, er wisse noch zu wenig, auch wie es wirtschaftlich in Böblingen aussehen werde. Deswegen warteten die Stadtwerke ab, wie es laufe, "wir können dann immer noch aufspringen." Jetzt, so Kälble, sehe er die Gefahr, dass der Preis, der sich dort bilde, "vom Markt wegläuft."

Der Ausschuss empfahl die Erhöhungen einstimmig an den Gemeinderat, genauso wie die entsprechend geänderte Gebührensatzung.

Schramberg-Waldmössingen (lh). Bereits in der Sitzung des Ortschaftsrats Waldmössingen hatte Kälble über "moderat steigende Gesamtkosten der Kläranlagen" in der Gesamtstadt berichtet. Im Planjahr 2020 seien Investitionen von rund 6,5 Millionen Euro geplant, was einen Rekordwert darstelle.

In dieser Summe seien auch Maßnahmen enthalten, um bei Starkregen das Ausbreiten von Fäkalienteilen ins nahegelegene Bachbett des Heimbachs zu verhindern, sagte Kälble.

Obwohl die Stadt drei Kläranlagen betreiben müsse, liege sie bei den Gebühren im Landesvergleich im Mittelfeld. "Wichtig ist, jedes Jahr neu zu kalkulieren, um vor Überraschungen gefeit zu sein und nicht drastisch erhöhen zu müssen. Der Eigenbetrieb ist ständig dabei, die Effizienz zu verbessern".

Auf Anfrage von Rat Roland Weißer verriet der Geschäftsführer, dass eine neue gemeinsame Kläranlage mit der Gemeinde Fluorn-Winzeln weiterhin ein Thema sei und genau geprüft werde. Einstimmig befürwortete das Ratsgremium die vorgeschlagene Gebührenerhöhung.

Für häuslich gesammeltes Schmutzwasser in einer geschlossenen Grube erhöhen sich die Gebühren ebenfalls auf 2,35 Euro pro Kubikmeter und für die Entsorgung über den rollenden Kanal müssen 0,91 Euro (bisher 0,85 Euro) je Kubikmeter bezahlt werden.

Endgültig entscheiden wird darüber der Gemeinderat in dessen Sitzung am 12. Dezember.