Ziel der Denkmalreise mit Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz: der monumentale Terrassenbau mit dem fünfstöckigen Hochhaus davor. Foto: Archiv

Denkmalreise: Mit Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz unterwegs im Regierungsbezirk. Eine Station in Schramberg.

Schramberg -  Die Denkmalreise mit Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz durch den Regierungsbezirk Freiburg macht am 9. September auch Station in Schramberg im Gewerbepark Junghans.

In Baden-Württemberg gibt es mehr als 90 000 Bau- und Kunstdenkmale sowie über 60 000 archäologische Denkmale, vielfach prägen sie das Bild von Städten, Gemeinden und Landschaften sowie deren Identität. Staatssekretärin Schütz wird sich während einer viertägigen Denkmalreise vom 6. bis 9. September in allen vier Regierungsbezirken des Landes über einzelne Denkmale und über den Denkmalschutz in Baden-Württemberg insgesamt informieren, auch, um deren Wert für die Gesellschaft herauszustellen. Schwerpunkt der Denkmalreise ist das bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement beim Schutz und der Pflege von Denkmalen. Das Thema der Reise stellt damit eine Verbindung zum Tag des offenen Denkmals am 11. September 2016 her, der unter dem Motto "Gemeinsam Denkmale erhalten" steht.

Am Freitag, 9. September 2016, führt die Reise zusammen mit fachkundigen Ansprechpartner der Landesdenkmalpflege auch in den Regierungsbezirk Freiburg . Zuerst wird der Junghans-Terrassenbau an der Geißhaldenstraße 45 besichtigt, bevor es danach unter anderem zum St. Georgener Bahnhof mit Güterhalle, einem Schwarzwaldbahn-Kulturdenkmal, und zur mittelalterlichen Stadtbefestigung in Geisingen geht.

Monument des Fortschritts

In den Jahren 1916 bis 1918 wurde der so genannte Terrassenbau als Fabrikationsgebäude der Firma Gebr. Junghans AG nach Plänen des bedeutenden Industriearchitekten Philipp Jakob Manz errichtet. Das Bauwerk ist als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch eingetragen. Der landesweit bekannte kühne Terrassenbau der Uhrenfabrik Junghans in Schramberg wurde vom SWR bereits als "Monument des Fortschritts" im Land gefilmt und beschrieben.

Und auch in der Landeshauptstadt Stuttgart schätzt man das historische bauliche Erbe mindestens so hoch ein wie vor der eigenen Haustür. Das auflagenstarke Fachmagazin "Haus und Grund Württemberg" hat der Stadt Schramberg und ihrem Junghans-Gewerbepark ein ausführliches, reich bebildertes Kapitel unter der Rubrik "Bedeutende Gebäude in der Region" gewidmet.

Der 1861 gegründete Uhrenhersteller Junghans entwickelte aus ursprünglich drei Gebäuden schnell ein weitläufiges Fertigungsareal, das in seiner Hochzeit über 100 Bauten für unterschiedlichste Zwecke umfasste.

Als futuristisch, funktional und auch prestigeträchtig in der Zeit seiner Entstehung wird der neunstufige Terrassenbau beschrieben. Er ist bis heute eines der wenigen Produktionsgebäude in der Welt, dass an einem Steilhang errichtet wurde. Das mit ihm zusammen errichtete fünfstöckige Hochhaus wird teilweise bis heute von der Uhrenfabrik Junghans genutzt. Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Nach mehrfachem Umzug wurde über einen repräsentativen Neubau nachgedacht, der im Ersten Weltkrieg mit einem aus Hoch- und Terrassenbau bestehenden Komplex verwirklicht wurde. In der immer größer werdenden Fabrikstadt war der Platz für Neubauten so beschränkt, dass sich der Blick der Planer auch auf die Berghänge richtete.

Der Terrassenbau wurde von Philipp Jakob Manz (1861 bis 1936) aus Stuttgart geplant und vom Bauunternehmen Dyckerhoff & Widmann aus Karlsruhe gebaut. Die spektakuläre Anlage mit optimaler Tageslichteinstrahlung an den Arbeitsplätzen war für Junghans nicht nur ein Funktionsbau, sondern auch ein Prestigeobjekt. Das Gebäude spielte auch in der Werbung eine große Rolle und wurde 1927 sogar in das Buch "Baukunst der neuesten Zeit" aufgenommen.

Der Terrassenbau hatte acht Arbeitsebenen mit 41 Metern Länge und 4,5 Metern Tiefe. Entlang der Fensterfront befanden sich zwei parallel aufgestellte Langtische mit den Arbeitsplätzen. In Spitzenzeiten waren dort 450 Mitarbeiter zunächst mit der Taschenuhren-, später mit der Armbanduhrenmontage beschäftigt.

Seit den 1970er-Jahren wurde das Gebäude nach und nach aufgegeben und beherbergte zuletzt noch die Lehrlingswerkstatt. Jetzt steht das Spitzenbauwerk in Regie der Eigentümerfamilie Steim als Museums-Standort für eine repräsentative Uhrensammlung vor einer neuen Zukunft.