Wie geht es mit dem Bären weiter? Das steht derzeit in den Sternen. Foto: Privat

Restaurantbetreiber und Verwaltung sind sich nicht einig. Derzeit keine Konzession.

Schramberg - "Unzuverlässig": Dieses eine Wort sorgt dafür, dass im "Bären und Mee(h)r" derzeit kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. Die Stadt hat dies untersagt, was bei Betreiberin Katja Lindner für einen dicken Hals sorgt.

Vor wenigen Tagen flatterte den Betreibern ein Schreiben der Stadt, das der Redaktion vorliegt, auf den Tisch, in dem der Alkoholausschank untersagt wird.

Das Gaststättengesetz sieht mehrere Möglichkeiten vor, was auf eine Unzuverlässigkeit auf Seiten eines Antragstellers einer Konzession hinweist: Wenn er oder sie dem Alkoholmissbrauch, der Unsittlichkeit oder dem verbotenen Glücksspiel Vorschub leistet. Das ist bei den Betreibern des "Bären" natürlich nicht der Fall. Allerdings: Es bestehen Steuerschulden, weshalb sie keine dauerhafte Konzession erhalten. 1450 Euro sind es exakt, die sie dem Fiskus schuldet. Hinzu kommen finanzielle Altlasten, die aber getilgt werden, so die Betreiberin.

Berliner Flughafen bringt Stein ins Rollen

Und das kam so: Katja Lindners Mann Dirk betrieb einst eine GmbH für Ladenbau. Mit dieser richtete er am skandalumwitterten neuen Berliner Flughafen einen 300 Quadratmeter großen Stand eines Autovermieters ein – mit allem drum und dran, von der EDV über die Beleuchtung bis zum Brandschutz. Der Haken an der Sache: Es war vertraglich festgelegt, dass die Rechnung erst nach der Fertigstellung des Flughafens beglichen wird. Dieser ist bekanntlich immer noch nicht fertig und so rutschte die GmbH 2014 in die Insolvenz, was die Steuerschulden und Altlasten nach sich zogen.

"Diese waren aber schon deutlich höher", sagt Katja Lindner, es bewege sich jetzt in die richtige Richtung. Und wie sollten die Schulden abgebaut werden, wenn sie nicht richtig arbeiten könnten, betont sie.

Zudem untersage die Stadt ihrem Mann, so Katja Lindner, dass dieser im Service arbeite und Kundenkontakt habe, beziehungsweise überhaupt im "Bären" mitarbeite. "Was verspricht sich die Stadt davon?", fragt sich die Betreiberin.

Die ersten drei Monate wurde die Konzession des Vorgängers genutzt, bis diese auslief. Nun wäre der Zeitpunkt gekommen, eine eigene Konzession zu erhalten – doch diese versagte die Stadt.

Die Verwaltung sieht es so: "Wer ein Gaststättengewerbe betreiben will und dabei Alkohol ausschenken möchte, bedarf einer Erlaubnis. Diese ist zu beantragen. Ein solcher Antrag liegt aktuell nicht vor", teilt Pressesprecherin Susanne Gorgs-Mager mit. Formal stimme das, sagt Katja Lindner, da bislang die Konzession des früheren Betreibers genutzt wurde, diese aber ausgelaufen sei. In besagtem Schreiben habe die Stadt aber mitgeteilt, dass der Antrag auf eine eigene Konzession kaum Chancen auf Erfolg habe. Grund seien die Zahlungsrückstände und die sich daraus ergebende Prüfung auf Einleitung eines Gewerbeuntersagungsverfahrens. Trotzdem werde sie eine Konzession beantragen, zeigt sich Katja Lindner unbeirrt.

Mit einem Bein in Villingen

Diese hatte sie vor der Eröffnung des "Bären" bereits beantragt. Die Stadt habe ihr aber zu verstehen gegeben, dass sie diese besser zurücknehmen und die bisherige, damals noch bestehende Konzession nutzen solle.

Was die Betreiber besonders ärgert: Sie waren schon mit einem Bein in Villingen, um dort ein Bistro zu betreiben, nachdem sie das Café Mode und Mee(h)r in der Hauptstraße aufgrund der Beendigung des Mietverhältnisses aufgeben mussten. Damals habe sich die Stadt sehr bemüht, dass die beiden in Schramberg bleiben – und nun funke eben diese Stadtverwaltung derart dazwischen, obwohl der "Bären" sehr gut angenommen werde. "Das ist eine reine Ermessenssache der Stadt", sagt Katja Lindner, die hier durchaus Spielraum seitens der Verwaltung sieht.

Alkoholausschank macht 17 Prozent aus

"Wir haben sogar Kunden, die sich bei der Stadt über diese Behandlung beschweren wollen", so die Betreiberin. Der Alkoholausschank mache zwar nur 17 Prozent des Umsatzes aus, trotzdem fühlt sie sich ungerecht behandelt. Was noch weit schwerer wiegt: Die Existenz sei gefährdet, obwohl sie bis zu 14 Stunden pro Tag arbeitet und viele Gäste bewirtet.

Zudem habe sie alle Karten auf den Tisch gelegt und der Stadt die Umsatzzahlen offen gelegt. So könne man sehen, dass sich alles in die richtige Richtung entwickle. Sie würden sich eine vorläufige Konzession – quasi "auf Bewährung" – wünschen. Diese könnte alle sechs Monate erneuert werden, wenn alles in geordneten Bahnen verlaufe. "Selbst jeder Straftäter bekommt eine zweite Chance", moniert Katja Lindner.

"Wenn wir gewusst hätten, dass es so ein Drama gibt, wären wir nach Villingen gegangen", sagt eine sichtlich entnervte Betreiberin – und Schramberg wäre ohne Not um eine weitere Gastronomie ärmer.