Der Anblick von außen kann sich sehen lassen, allerdings sieht es hinter der Fassade ganz anders aus. Foto: Dold

Umbau zur Behelfsklinik würde zu lange dauern. OB schreibt Projektplaner an.

Schramberg - Das Schramberger Krankenhaus müsste einfach wieder reaktiviert werden: Diese Forderung ist derzeit angesichts der Corona-Epidemie immer wieder zu hören. So einfach ist das aber leider nicht.

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Eine, die es am besten weiß und jeden Winkel des Gebäudes kennt, wie niemand sonst, ist Anneliese Bendigkeit. Sie arbeitete 47 Jahre im Krankenhaus, davon 40 Jahre als Nachtschwester. Seit der Schließung im Jahr 2011 kümmert sie sich immer noch regelmäßig um das Gebäude und schaut dort alle paar Tage nach dem Rechten.

"Der größte Fehler war es, vor über einem Jahr die Heizung abzuschalten", sagt sie. Der damalige OB Thomas Herzog sei dagegen gewesen, er sei aber vom Gemeinderat überstimmt worden. Seitdem gehe im Inneren des Gebäudes immer mehr kaputt. Zudem gebe es immer wieder Probleme mit Vandalismus. So wurden unter anderem Glastüren zertrümmert, Kabel und Leitungen herausgerissen und es sei blinde Zerstörungswut angewandt worden. Es seien schon Einbrechergruppen gekommen, die alles mitgenommen hätten, was nicht niet- und nagelfest ist, so Bendigkeit. Auch die Sauerstoffzufuhr in die Zimmer funktioniere nicht mehr. Wasserleitungen hingegen seien noch halbwegs intakt.

Kurzum, das Gebäude sehe von außen zwar passabel aus, im Inneren hingegen würde es sehr viel zu tun geben. "Und das würde Unmengen von Geld kosten", sagt Anneliese Bendigkeit. "Ich würde aber sofort helfen, wenn hier etwas gemacht würde", sagt die frühere Nachtschwester – auch wenn sie weiß, dass diese Chance gegen Null geht.

Auch Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hat sich mit einer möglichen Reaktivierung des Krankenhauses in der Corona-Krise beschäftigt. "Ich habe dazu Kontakt mit dem Landkreis aufgenommen", teilt sie mit.

Personal fehlt an allen Ecken und Enden

Das Resultat: Der Zustand des Gebäudes sei im Inneren sehr schlecht, so der Bescheid aus dem Landratsamt. Es würde viel Geld kosten und eine ganze Weile dauern, bis Patienten aufgenommen werden könnten. Zeit, die man derzeit nicht hat. Andere Objekte im Landkreis würden schneller und günstiger parat stehen.

Zudem mangele es im Kreis nicht an Immobilien, sondern am medizinischen Personal. Man müsse aller Voraussicht nach mit dem vorhandenen Personal Corona-Patienten an weiteren Standorten betreuen. Gebäude nahe an bestehenden Kliniken würden daher bevorzugt – ein weiterer Minuspunkt also für das Schramberger Krankenhaus.

Das Gesundheitsamt, mit dem die Stadtverwaltung zwei Mal wöchentlich eine Telefonkonferenz hat, sieht im Bedarfsfall folgenden Prioritätenplan vor: Zunächst sollen Kapazitäten an bestehenden Krankenhäusern – also Rottweil und Oberndorf – erweitert werden. Reicht das nicht mehr aus, um die Corona-Patienten zu versorgen, folgt eine Umnutzung von Reha-Einrichtungen und ehemaligen Kliniken. Diese müssten allerdings in sehr gutem Zustand sein, was beim Schramberger Krankenhaus nicht der Fall ist. Als Nächstes würden Hotels und Feriendörfer und dann Hallen für die Versorgung von Patienten aktiviert.

"Selbstverständlich würden wir unsere Hallen in Schramberg sofort zur Verfügung stellen", betont Eisenlohr. "Das habe ich dem Landkreis auch klar kommuniziert. Wir haben das, was zu tun wäre, wenn eine Halle gebraucht würde, verwaltungsintern schon vorbesprochen. Derzeit – zuletzt erst heute – höre ich vom Gesundheitsamt aber noch, dass diese letzte Stufe, die Hallen, hoffentlich nicht gebraucht werden", sagt sie am Mittwoch.

"Für das Schramberger Krankenhaus sprechen würde unser aller Herzenswunsch, dort wieder Leben einkehren zu sehen", so Eisenlohr. Diesen Wunsch nehme sie sehr ernst. Daher habe sie im Januar ein Dutzend Projektentwickler in einem Radius von 100 Kilometern angeschrieben. Ziel sei es gewesen, auf das Objekt in sonniger, innenstadtnaher Halbhöhenlage in der liebenswerten und industriestarken Schwarzwaldstadt aufmerksam zu machen, warb die OB für das Krankenhaus. Wirtschaftsförderer Manfred Jungbeck habe die Projektentwickler vor Kurzem angerufen und trotz Corona-Krise eine vielversprechende Resonanz erhalten. Auch Anneliese Bendigkeit freut sich über das Engagement von Eisenlohr: "Sie setzt sich sehr für das Krankenhaus ein", lobt sie. "Das tut gut."