Prost! Narro und Altes Weib sorgen bei ihren Zuhörern für schallendes Gelächter und helfen bei trockenen Kehlen. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Trotz Dürre-Jahr: Nicht nur beim Regen haben die Aufsager wieder eine Ausbeute an Geschichten zusammengetragen

Als erste Station der Aufsager-Runde durch die Gasthäuser sind ein Narro und ein Altes Weib am Donnerstag ins Café Hirschbrunnen gekommen.

Schramberg. Hat die lange Trockenheit im Sommer auch die Bereitschaft der Schramberger zu Missgeschick und schrägen Taten gebremst? Der Narro ist davon überzeugt: "Es ist nicht nur vom Regen im Sommer her ein Dürre-Jahr, sondern auch bei der Ausbeute an Geschichten." Trotzdem haben es wieder eine Reihe von Schrambergern ins Aufsager-Buch geschafft. "Jedem zur Freud, aber niemand zum Leid – oder so", sagt der Narro und lacht verhalten. Im Lachen klingt mit: Ein bisschen pieksen darf der Wortwitz schon. Und wer hinter den Masken steckt und einen gerade aufs Korn oder die Schippe nimmt, soll man nicht so genau wissen.

Da wegen der späten Ankündigung nicht so viele Gäste ins Café kamen, nutzen die Beiden die Gunst der Stunde: "Jetzt setzen wir uns dazu und machen das Aufsagen am Tisch wie früher", erklärt der Narro.

Das Alte Weib beginnt: Regina W. hatte einen Trümmerbruch gehabt. Der Fehrenbacher musste ran für die Beweglichkeit, er macht Termine auch ganz früh am Morgen. Regina war knapp in der Zeit auf dem Weg zu Termin. Aber der Tank war praktisch leer. Sie schafft es noch bis zur Tankstelle am Hammergraben. Doch die darf erst später öffnen – dank Anneliese B., die bei diesem Thema ihre Finger im Spiel gehabt habe, so der Narro. Das war’s mit dem Termin.

Das nächste Missgeschick passierte dem "Schüttler", in Reimen erzählt unter der Überschrift "Windige Kehrwoche". Der "Schlucki" aus der Nachbarschaft musste ihn aus einer schwierigen Lage retten.

"Jetzt kommt ein Kandidat, der es fast jedes Jahr in unsere Geschichten schafft", bemerkt der Narro. "Hanselausschuss" heißt die Überschrift. Dieser wollte nach Bayreuth fahren, der Bus war organisiert. "Trinkt heute nicht so viel und seid pünktlich", mahnte Ausschussmitglied Achim B. seine Kollegen am Abend zuvor. Es ist morgen, der Bus steht bereit und alle sind da – nur Achim nicht. Wie die Geschichte weitergeht, dazu gibt es sogar ein Bilddokument, der Narro hält es unter dem Johlen der Gäste hoch. "Da gibt es schönere Sachen", sagt eine der anwesenden Frauen.

Für das Kapitel "Löschteichüberprüfung" muss die Feuerwehr Schramberg herhalten. Es geht um ganz spezielle Löschteiche mit besonderen Flüssigkeiten. Man ahnt schon, welcher Art sie sind. "Nicht überall, wo die Feuerwehr löscht, muss es auch brennen", stellen Narro und das Alte Weib fest.

Dann kommt die Geschichte, wo es dem Pröbstle von der Stadtverwaltung richtig unheimlich wurde: "Seltene Vögel am Berneckstrand gesichtet" – und zwar gleich drei. Tatsächlich fast manngroße Vögel, die sich dann über die Bernecksstraße in die Innenstadt bewegten, auch einige Hinterhöfe und Gärten heimsuchten. Auch dieses Geschehen wurden von den beiden mit Fotos akribisch dokumentiert. Ein weiblicher Gast bestätigt die Geschichte: "Auch bei mir waren sie im Garten."

Den Abschluss bildet "Tobses Ölkrise". Zur Fasnets-Zeit vor einem Jahr war es kalt. Tobse D. sieht Tankwagen, die Heizöl bei den Nachbarn anliefern. Tobse geht in den Keller und schaut auf die Tankuhr: fast leer. Ihm kriecht es kalt den Rücken runter. Er telefoniert: Die Warteliste ist lang, drei Wochen Lieferzeit. Er findet eine bizarre Lösung, auch wenn sie mühsam ist. Not macht eben erfinderisch.

Jetzt sind alle Geschichten erzählt, Narro und Altes Weib bleiben bei den Gästen sitzen. Das Aufsagen am Tisch hat einen weiteren Effekt: Auch die Gäste erzählen lustige Geschichten und der Narro gibt einen aus: Stilecht aus einem kleinen Benzinkanister füllt er ein dunkles Gebräu in winzige Becher. Und das Alte Weib geht noch mit dem Körbchen rum und sammelt kleine Spenden ein. Dann zieht sie mit dem Narro weiter zum Spunden, der zweiten Station des Abends, wo auch das Salatfidle dazustoßen soll.

Weitere Informationen: Eine letzte Gelegenheit, die Aufsager zu erleben, besteht morgen, Sonntag, ab 20 Uhr im Gasthof Hotel Hirsch.