Natur: Hildegard und Hans-Werner Münch sorgen sich um ihr Wasser, wenn die Windräder kommen

Schramberg/Lauterbach. Überm Kopf kreisen Rotmilane und Schwalben, ringsherum nur Wald und Wiesen, auf dem Tisch vor dem Hof steht eine Kanne mit frischem Quellwasser, zu hören ist nur das Fließen und Plätschern des Brunnens vor der Haustür. Diese Idylle auf dem Hilsenbühl sehen Hildegard und Hans-Werner Münch in Gefahr, weil wenige Meter von ihrem Anwesen entfernt der Windpark Falkenhöhe (wir berichteten) entstehen soll.

"Eine Quelle darf man nicht ärgern", wussten schon die Vorfahren von Hildegard Münch, geborene Hils, die auf dem Hilsenbühl aufgewachsen ist. "Besonders die Windkraftanlage eins liegt vollständig im Einzugsgebiet unserer Quelle, die Fassung ist knapp 300 Meter von der Anlage entfernt", sagt Hans-Werner Münch. Überschlägig machen die Anteile der Windkraftanlage (WEA) etwa zwölf bis 15 Prozent der Flächen für die Quellen Hilsenbühl aus. "Das ist erheblich."

Besonders pikant: Acht benachbarte Höfe versorgen sich in Trockenzeiten oder in Notsituationen kostenlos mit Wasser aus der Hilsenbühl-Quelle, weil diese eine starke Schüttung hat. Zwischen 90 und 95 Liter pro Minute wurden im März gemessen und selbst in Zeiten mit geringer Wasserführung liefert die Quelle zuverlässig rund 60 Liter in der Minute.

Und nicht nur mengenmäßig ist die Quelle Gold wert: Die ausgesprochen reine Qualität des Wassers kann das Ehepaar mit hydrologischen Gutachten belegen. Deshalb haben die Bewohner auf und um den Hilsenbühl sich auf einer Unterschriftenliste eingetragen, um ihre Bedenken gegen die Windräder vorzubringen. Ein Nachbar nennt das Vorhaben "unverantwortlich".

Das Ehepaar Münch, das sich mittlerweile rechtlichen Beistand geholt hat, befürchtet durch den Bau der Windräder Auswirkungen auf das Schüttungsverhalten ihrer Quelle und auf die Qualität des Wassers.

"Zur ›Abmilderung der Gefährdung‹ wird in dem Gutachten des Antragsstellers, der Windpark Schonach GmbH, empfohlen, möglichst das Bodensubstrat, den Oberboden, wegen der Filterwirkung nicht abzutragen. Die Baupläne weisen jedoch gerade für die Windkraftanlagen eins und zwei Geländeanpassungen und Erdbewegungen in beträchtlichem Umfang auf", so Hans-Werner Münch.

Leider gebe es für private Quellfassungen keinen amtlichen Schutz. Rechtlich sei es so, dass dann alternativ an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen werden könne. "In einer Antwort auf eine Anfrage bei der Gemeindeverwaltung Lauterbach wurde dies allerdings für die nächsten zehn Jahre aus Kostengründen ausgeschlossen."

"Zwar geben die Betonfundamente und die meist mit Zementbindern befestigten Wege nur geringe, aber messbare Mengen Schwermetalle ab. Über die großen Oberflächen und bei den großen Regenhöhen summieren sich diese Kleinmengen aber bis in den Kilogrammbereich. Ungünstigerweise liegt hier auch noch ein stark saurer Boden vor, in dem solche Schadstoffe sehr gut verfrachtet werden können", bekräftigt ein Experte die Bedenken der Hofbesitzer.

Selbst die Gutachter der Windkraft Schonach kommen nicht umhin, festzustellen, dass die Quellen Hilsenbühl und Oberfalken möglicherweise betroffen sein könnten. Allerdings schränken sie ein: "Mit Sicherheit ist keine mengenmäßige Verringerung zu befürchten".

Diese Erklärungen lassen die Anwohner auf dem Hilsenbühl aber keinesfalls besser schlafen: "Sollten die Windräder gebaut werden und die Quelle liefert nach ein paar Jahren kein Wasser mehr, was machen wir dann? An wen wenden wir uns?", sorgen sich die Münchs.