Die Sozialplan-Verhandlungen bei ArteM sind abgeschlossen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Sozialplan steht. IG Metall trägt Sanierung mit. Hälfte findet gleich neuen Job. Transfergesellschaft.

Schramberg-Waldmössingen - Beim wirtschaftlich angeschlagenen Möbelhersteller ArteM in Waldmössingen sind die Würfel gefallen: 70 Arbeitsplätze werden gestrichen, um die Firma wieder auf Kurs zu bringen.

Dies bestätigte Stefan Prutscher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Freudenstadt, gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Sozialplanverhandlungen seien abgeschlossen. Prutscher geht davon aus, dass er heute oder morgen unterschrieben wird.

Rund drei Wochen lang hatten sich die Gespräche zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung hingezogen. Schon im Sommer hatte sich abgezeichnet, dass Betriebsrat und Gewerkschaft den Abbau von Arbeitsplätzen mittragen (wir bericheten). Daran hat sich nichts geändert. Die Gespräche verliefen in einvernehmlichen Klima. »Da gab es großen keinen Terz«, sagt Prutscher. Die Firma mache seit Jahren verluste und fahre seit zwei Jahren Kurzarbeit. »Sogar die Belegschaft sagte: Es ist Zeit, zu handeln.« Die gesamte Hülsta-Gruppe, zu der die Waldmössinger Firma gehört, habe »insgesamt ein großes Problem«.

Aus Sicht der Gewerkschaft handelten die beiden Parteien eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen Mitarbeiter aus. Zwar muss ein Viertel der Belegschaft gehen. Allerdings hätten rund 35 von ihnen ArteM bereits freiwillig verlassen. Sie haben bereits einen neuen Arbeitsplatz und die so genannte »Sprinterprämie« genommen – damit wird ein schneller, freiwilliger Austritt über Aufhebungsverträge versüßt. Die gute Konjunktur half mit: Andere Firmen aus dem Raum Schramberg hatten offene Stellen am schwarzen Brett bei ArteM ausgehängt. Laut Prutscher lohnte sich dieser Schritt vor allem für Mitarbeiter, die noch nicht so lange im Unternehmen sind. Deren Abfindung wäre dürftig ausgefallen, gemessen am Verlust des Jobs.

Für die restlichen Mitarbeiter, die ihren Stelle verlieren, gibt es eine Abfindung, laut IG Metall ein Fixbetrag pro Beschäftigungsjahr im Unternehmen. Über die Höhe schweigt sich Prutscher aus. Nur soviel: »Übermäßig hoch« sei die Summe nicht. Dafür würden sie zusätzlich in einer Transfergesellschaft weiterbeschäftigt und vor allem für neue Jobs qualifiziert.

Damit beauftragt wird die Firma Pegasus, die laut Prutscher eine »hohe Vermittlungsquote« vorweisen und den ArteM-Kollegen eine echte Perspektive bieten könne. »Wir sind da guter Hoffnung«, so der Sprecher der IG Metall.

Auch für die verbleibende Belegschaft sieht Prutscher nun wieder Licht am Ende des Tunnels . Der Sozialplan koste ArteM erst mal Geld, aber die gesparten Lohnkosten seien im Gegenzug »nicht unerheblich«. Die Produktivität steige wieder. Außerdem glaubt die Arbeitnehmerseite an die neue Geschäftsführung: »Da sind jetzt die richtigen Leute am Ruder.«

Die IG Metall teilt die Einschätzung des Betriebsrats um dessen Vorsitzenden Dieter Birk, wonach die Krise bei ArteM – einst Möbel Moser – zu 100 Prozent hausgemacht sei. Trotz Warnungen der Belegschaft sei eine neue Strategie verfolgt worden – höherpreisige Möbel für den SB-Markt. »So eine Schnapsidee. Das ging prompt voll in die Hose«, so Prutscher, »naja, aber den Geschäftsführer, der das verbockt hat, gibt’s ja auch nicht mehr.« Jetzt gebe es für den Möbelhersteller »wieder eine Basis, um auf die Füße zu kommen.«