"Queerbeet" bei ihrem Auftritt mit (von links) Reinhard Günter, Frank Groß, Siegfried Fleig, Melanie Günter, Martin Müller, Roland Hermann und Joachim Kaltenbacher Foto: Benner Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenken: Konzert mit "Querbeet" / "Die eigene Geisteshaltung zu hinterfragen ist eine Notwendigkeit"

Im Gedenken an die Zeiten des Nationalsozialismus in Tennenbronn hatte die Projektgruppe Tennenbronner Heimathaus zu einem Konzert von "Querbeet" in der evangelischen Kirche Tennenbronn geladen.

Schramberg-Tennenbronn. Zu diesem Anlass hatte die aus Tennenbronn und Hardt stammende achtköpfige Gruppe ausgewählte Songs vorbereitet, die an die Sinnlosigkeit von Leiden, Krieg, Terror, Gewalt, Rassismus und den Nationalsozialismus erinnerten.

Dabei wurden sowohl klassisch-instrumentale Stücke wie "O Haupt voll Blut Und Wunden" modern interpretiert, als auch populäre Hits der 1970er bis ins Millennium gesungen. Roland Hermann übernahm den "Wechselbass" als "Mädchen für alles" und wirkte gesanglich mit, derweil zog Gitarrist Reinhard Günter "an allen Saiten", wie Hermann zu berichten wusste.

Siegfried Fleig gab den Hits durch seine virtuose Querflötenperformance eine klangvolle Note und begleitete gesanglich anspruchsvolle Stücke, während Martin Müller sang und ebenfalls Gitarre spielte. Bass und Triangel wurden von Joachim Kaltenbacher geschlagen, Frank Groß brachte am Keyboard die Melodien zum Klingen und Joseph Günter gab am Schlagzeug den Rhythmus vor.

Das "i-Tüpfele" von Querbeet ist Melanie Günter, die vor allem für die Texte und das Entertainment zuständig war, wie auch den Gesang. Günter übernahm in der gefüllten Kirche die Moderation und verknüpfte die vorgetragenen Songs mit den ins Deutsche überführten Texten, um so eine respektvolle und nachdenkliche Atmosphäre zu schaffen. So waren viele Stücke leider immer noch recht aktuell.

Günter erinnerte unter anderem an die gewaltsame Niederschlagung der friedlichen Proteste gegen den Vietnamkrieg unter Nixon im US-Staat Ohio mit dem Song "Ohio" der Band Blackfoot. Mark Knopfler, Sänger der Dire Straits, wurde sogar gleich mehrfach zitiert. Es ging um seine Erzählung eines Soldaten im Falklandkrieg und um die Problematik nur "OneWorld" zu haben. Knopflers Zeichnung vom Krieg wurde zu "Brothers in Arms" auf einen Bildschirm projiziert.

Auch christliche Symbolik wurde aufgegriffen, dazu hatte Hermann eigens ein Bild zum Thema Pieta/Mater dolorosa angefertigt, um die Stimmung in den Konzentrationslagern zu untermalen. Auch den Sänger Hannes Wader hätte es im Herzen geschmerzt als er herausfand, dass Neonazis seine Lieder sangen, erklärte Günter und trug sein Protest-Statement vor. Im Anschluss sang die Band sein Lied "schon so lang".

Es hatte sich schon zu Beginn eine andächtige Stille über das Publikum gelegt, das nach jedem gespielten Stück Applaus spendete. Immer wieder tauschten die Musiker ihre Instrumente untereinander und übernahmen unterschiedliche Gesangsparts. Dies nahm Melanie Günter zum Anlass auch mit längeren Zitaten anzumahnen, beispielsweise von Albert Schweizer, der der Ansicht war, die größte Entscheidung des Lebens sei es die eigene Geisteshaltung zu hinterfragen und zu ändern. Angesichts des Dritten Reiches und aus Ehrfurcht vor dem Leben allein schon eine Notwendigkeit, wie auch das Lied "Kinder" von Bettina Wegner zeigte. Das Thema "Eltern" wurde dann durch den Coversong "Let it Be" der Beatles aufgegriffen, und so zog sich ein thematischer roter Faden durch den besonnenen Abend.

Das Gelassenheitsgebet des Theologen und Politikwissenschaftlers Reinhold Niebuhr kann dabei als Fazit des Abends gesehen werden: "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."