Der Bach-Hansel von Erwin Grüner bei der vierten Kanalfahrt am 20. Februar 1939 in Schramberg. Foto: Kasenbacher/Vorlage: Stadtarchiv Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Bei Wurstsalat Heimatgeschichte beleuchtet

Schramberg (czh). 1939, zur letzten Fastnacht vor dem Krieg, tauchte erstmals der Bach-Hansel am Ufer der Schiltach auf. Den Vorläufer ihres Häs feierten die "Da-Bach-na-Fahrer" im Stammlokal Bruckbeck ganz traditionell bei einem "Wurschtsalat-Essen". Mit einem Vortrag erinnerte Bach-na-Fahrer und deren Archivar Sven Kindler an die Zeit vor acht Jahrzehnten, als die ersten Zuber zu Wasser gelassen wurden.

 

1922 Plan ausgeheckt

Im Bruckbeck hatte sich seit 1922 das junge Parlament getroffen und den Plan ausgeheckt, mit einer Kanalfahrt auf der am Haus vorbei fließenden Schiltach die Arbeiter von Junghans in den Bann zu ziehen. Der Fastnacht-Montag sollte mit einem freien Tag gefeiert werden.

Als fesselnde Attraktion rief das junge Parlament als "Marineverein Schramberg" 1936 zur ersten Kanalfahrt in Zubern auf. Und nicht wenige Arbeiter ließen sich locken und säumten die Ufer der Schiltach, noch ohne Verkleidung. Erst 1939, bei der vierten Kanalfahrt schon mit mindestens acht Zuberkapitänen, war der Montag frei zur "Volksfastnacht". Ufer und Brücken an der Schiltach waren gesäumt von Zuschauern, die die Fahrer anfeuerten. Unter ihnen lief als Bach-Hansel Erwin Grüner in seinem neu geschaffenen Häs und mit eigener Maske. Den Zuber aus Stoff trug er mit Trägern und verteilte Brezeln an die Kinder.

Neue Strophe gedichtet

Die neue Strophe für den Narrenmarsch prangte auf einem Schild: "D’r Bach na, D’r Bach na mit Kummer u. mit Sorgen. Bis am Asch, Bis am Asch, Bis am Aschermittwoch-Morge". Der Vers wird genauso noch immer gesungen, aber der Bach-Hansel ist seit 1955 zum Da-Bach-na-Fahrer mit blauem Kittel und Holzzuber geworden.

Die erste Fahrt nach dem Krieg lief 1949 im Schneegestöber und ein Jahr später waren mehr als 30 Zuber am Start.

Seit 1951 Gilde der Zunft

1951 wurden die Bach-na-Fahrer als Gilde in die Narrenzunft aufgenommen. Der erste Fasnetfilm von Karl Faisst aus dem Stadtarchiv zeigt die Fahrt zwischen Zuschauermassen am Bach. Auch hier bewegt sich der Bach-Hansel wieder durch die Zuschauer und selbst 1963 ist das Häs noch auf einem Foto zu sehen. Inzwischen ist der Bach-Hansel im Fundus der Narrenzunft, aber die Bach-Amsel lebt noch immer an der Schiltach.