Wäre nicht nur beim Kampf gegen den Coronavirus hilfreich: das bereits jahrelang im Dornröschenschlaf liegende ehemalige Krankenhaus in Schramberg. Foto: Brüstle

Erste Hamsterkäufe. Schließung des Krankenhauses wieder einmal mehr ärgerlich.

Schramberg - Es sei damit zu rechnen, dass es bald auch in Schramberg Fälle des Coronaviruses gebe, prognostiziert Jürgen Winter, Sprecher des Ärzteverbunds Schramberg. Und trotzdem: "Das ist kein Grund für Panik. Es ist keine Pest".

Trotzdem wurden gestern bereits Menschen gesehen, die in Schramberg regelrechte Hamsterkäufe tätigten. So wurden vor allem Desinfektions- und Reinigungsmittel sowie Nudeln, Toastbrot oder Kartoffeln in die Einkaufswagen gestapelt.

Am Donnerstag Nachmittag gab es noch keine Fälle in Schramberg, wohl aber einen nachgewiesenen Fall in Rottweil und zwei Verdachtsfälle in Oberndorf. "Wir müssen uns so positionieren, dass wir schnell handeln können, wenn es soweit sein sollte", sagt der Allgemeinmediziner.

Die Organisationsstrukturen seien jedenfalls geschaffen. Hierzu zählt Winter vor allem die Labore, die bei unklaren Befunden Ergebnisse binnen eines Tages an die Arztpraxen melden würden. Auch die Arzthelferinnen seien für das Thema sensibilisiert. "Wenn jemand beispielsweise in einem von Corona betroffenen Gebiet in Italien war, würde diese Person nicht ins Wartezimmer gesetzt, sondern in einen separaten Raum", sagt Winter. Denn ansonsten könne die betroffene Person weitere Menschen anstecken – und der Virus könne sich weiter verbreiten.

Eine sichere Diagnose könne im Übrigen nur bei einer Untersuchung in der Praxis gestellt werden. Am Telefon lasse sich nicht sagen, ob es sich um Angina, Magen-Darm-Infekt, Grippe oder eben Coronavirus handle. Besonders tückisch an letzterem sei die Tatsache, dass der Betroffene manchmal ohne Symptome bleibe und den Erreger weiter trage, ohne das zu wissen. Treten doch Symptome auf, so sind diese mit Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber ähnlich wie bei einer Grippe.

Problematisch am Coronavirus sei außerdem, dass es hierzu keinerlei Erfahrungswerte gebe. Bei einem Verdachtsfall werde die Person jedenfalls in ein Krankenhaus eingewiesen.

Dass es in Schramberg kein Krankenhaus mehr gibt, ärgere ihn nun einmal mehr. "Ein Krankenhaus vor Ort wäre von Vorteil, wenn es tatsächlich Fälle geben sollte", sagt Winter. Den großen Häusern fehle durch die immer stärkere Spezialisierung der ganzheitliche Blick auf den Patienten. "Das Menschliche geht verloren, da dort andere Schwerpunkte gesetzt werden müssen", so der Arzt. "Auch deswegen bedauere ich es, dass es das Schramberger Krankenhaus nicht mehr gibt", sagt er.

Dass die Fasnet vor wenigen Tagen wie geplant über die Bühne ging, sei vollkommen in Ordnung gewesen. "Da gab es noch keine Anzeichen, dass auch wir von dem Virus überrollt werden könnten", sagt der Mediziner. Doch künftig müsse man sich durchaus überlegen, ob man Großveranstaltungen besuche. Dort sei die Ansteckungsgefahr naturgemäß gegeben, da sich der Virus auch über Tröpfchen verbreite.

Einen absoluten Schutz vor einer Ansteckung gebe es nicht. Ein Mundschutz bräuchte einen extrem hohen Filter, wie er nicht einmal bei einer Operation verwendet werde. Ein herkömmlicher Mundschutz biete daher keinen großen Schutz. Es helfe aber, wenn man auf die Hygiene achte, Hände gegebenenfalls desinfiziere und regelmäßig wasche – mindestens 20 Sekunden lang.

Papiertaschentuch nur einmal benutzen

Das Robert-Koch-Institut rät dazu, in die Armbeuge zu niesen, wenn gerade kein Taschentuch vorhanden sei. Zudem sollte ein Papiertaschentuch nur einmal benutzt werden, bevor es in einen Mülleimer mit Deckel entsorgt werden sollte. Zusätzlich wird eine Grippeimpfung empfohlen, um eine Doppelinfektion von Coronavirus und Grippe zu vermeiden.

Außerdem sollten insbesondere ältere und bereits angeschlagene Menschen nicht ohne Not in die Öffentlichkeit gehen. Arbeitgeber könnten für Mitarbeiter Homeoffice einrichten. So könne die Ausbreitung vermieden oder zumindest verlangsamt werden, so das Robert-Koch-Institut.

Wie sich das Ganze weiterentwickelt, lasse sich nur schwer abschätzen, sagt Winter, da es viele Variablen gebe. Die Menschen dürften aber nicht in die Angstfalle tappen und in Panik verfallen – auch wenn es in Schramberg und Umgebung Fälle geben sollte.