Die Veranstaltung lockte einige Besucher in die Aula des Gymnasiums – auf die Einhaltung des Mindestabstands wurde dennoch geachtet.Fotos: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Veranstaltung: Info-Vortrag von Jörn Gutbier von der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Diagnose:Funk

Wege zu einem "verantwortlichen Umgang mit Mobilfunk" hat Diplom-Ingenieur Jörn Gutbier bei seinem Vortrag in der Aula im Gymnasium Schramberg aufgezeigt.

Schramberg. Per Mobilfunk hatten sich die Besucher zuvor anmelden müssen und nicht alle fanden Platz in der mit Corona-Abstand besetzten Aula. Als Ersatz für einen Ende März in Schiltach geplanten Vortrag hatten die Veranstalter von der BUND-Ortsgruppe Schiltach/Schenkenzell, das Eine Welt Forum Schramberg und die ÖDP den Vorsitzenden der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Diagnose:Funk nach Schramberg eingeladen.

Lebendig und anschaulich stellte Jörn Gutbier die schwierige technische Materie dar, erklärte politische Zusammenhänge und blieb auch keine Antwort in der Fragerunde schuldig. Er lasse sich auf keine Spekulationen ein, sondern beziehe sich auf nachprüfbare Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien und Angaben politischer Institutionen. Mobilfunk arbeite mit elektromagnetischen Feldern, die in unterschiedlicher Intensität wellenförmig in ihre Umgebung ausstrahlen und als Frequenzen in der Einheit Hertz (Hz) gemessen werden. Die bisher genutzten Standards arbeiteten auf den Bandbreiten von zehn Megahertz für LTE, 16 MHz für WiFi, 20 MHz für 4G und 50 oder 100 MHz für das neue 5G.

Mit mehr Bandbreite könnten mehr Daten schneller übertragen werden. Mehrere Studien seit 2007 belegten störende Auswirkungen, wenn Strahlung auf Pflanzen, menschliche oder tierische Körper treffen. Deshalb warnten 244 Wissenschaftler aus 42 Nationen seit 2016 vor elektromagnetischer Strahlung im Mikrowellenbereich. Kinder und Schwangere sollten geschützt, sichere Technologien entwickelt und strahlungsfreie Gebiete geschaffen werden. Eine Risikoabschätzung der EU für den Standard 4G solle endlich in diesem Herbst vorgelegt werden, einen Auftrag für eine Risikoabschätzung für 5G gebe es noch gar nicht. Deshalb dürften, so Gutbier, nach dem in der EU geltenden Vorsorgeprinzip die Technologien nicht ausgebaut, schon gar nicht genutzt werden. Hier zeige sich die Abhängigkeit der Politik deutlich, denn für Milliardensummen wurden die Lizenzen für die Nutzung von Frequenzen an die Betreiber versteigert.

Forderungen für einen sicheren Ausbau des Mobilfunknetzes formulierte Gutbier zum Abschluss. Eine strahlungsarme Mobilfunkversorgung wäre mit einem Breitbandnetz mit Glasfaser möglich. Dafür bräuchte es nur ein einziges Netz für alle Betreiber bei einer aktiven Standortplanung für Sendeanlagen, für die Kommunen auch einen Versicherungsschutz abschließen müssten. Wegen der fehlenden Forschung und Risikoabschätzung müsste es ein Moratorium geben für den Ausbau von 5G. Bürger könnten vor Ort mit ihrem Gemeinderat über Standorte von Sendeanlagen entscheiden und über die Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung informieren.

Es sei unsinnig Funkwasserzähler zu installieren, die alle zehn Sekunden einen Impuls aussenden, der nur einmal im Jahr gebraucht werde, um den Wasserverbrauch abzulesen. Alle Geräte im Haushalt sollten abschaltbar sein und vom Stromnetz getrennt werden, wenn sie nicht im Einsatz sind. "Ist der Einsatz dauerstrahlender Geräte im Haushalt, in Kindergärten und Schulen sinnvoll? Wie smart ist die ständige Bestrahlung durch W-LAN?" Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Besucher der Infoveranstaltung.