Die Fahne des Männergesangvereins Liederkranz Schopfloch erinnert künftig in einer Vitrine im Rathaus an den 2017 aufgelöstenTraditionsverein. Mit einer Feierstunde wurde die Dauerausstellung eröffnet. Der Chor hatte nochmals einen Auftritt. Foto: Ade Foto: Schwarzwälder Bote

Feierstunde: Fahne des Männergesangvereins Schopfloch ziert Vitrine im Rathaus / Chor tritt nochmals auf

Die Fahne des 2017 aufgelösten Männergesangvereins Liederkranz Schopfloch hat einen neuen festen Platz. In einer Vitrine im Foyer des ersten Geschosses kann sie von Besuchern des Rathauses betrachtet werden.

Schopfloch. Mit einer Feierstunde wurde jetzt an den bei seiner letzten Hauptversammlung Anfang 2017 aufgelösten Männergesangverein und dessen 114-jährige Geschichte erinnert. "Lassen Sie uns nochmals eintauchen in die Zeit des Männergesangvereins Schopfloch", sagte Bürgermeister Klaas Klaassen und unterstrich, dass die Fahne auf Dauer in der Vitrine bleiben soll – zur Erinnerung an den Männergesangverein.

Alle zuletzt 14 Sänger des aufgelösten Liederkranzes kamen zur Feierstunde, traten dabei nochmals und wohl zum letzten Mal als gemeinsamer Chor auf und sangen unter der Leitung ihrer ehemaligen Dirigentin Katharina Wilding wie in alten Zeiten. Mit zum Festakt gekommen waren auch die Ehefrauen der Sänger und einige Wegbegleiter von früher – etwa ehemalige Vereinsvorsitzende, Vertreter der Feuerwehr und Gemeinderäte.

Auch einige Fotos von Auftritten ausgestellt

Auch der langjährige letzte Vorsitzende des Vereins, Klaus Wolff, begrüßte die Gäste der Feierstunde: "Es freut uns, dass wir nochmals zusammenkommen durften." Wolff wies darauf hin, dass eigentlich Horst Burkhardt der Mann gewesen sei, der die Feier in die Wege geleitet habe. Er habe gesagt, die Fahne dürfe nicht verkommen. Besonders freute sich Wolff über Besuch aus Tübingen: "Herzlichen Dank euch Schopflochern!", hieß er Ingrid Hornberger-Hiller mit Ehemann Wolfgang Hiller willkommen.

Horst Burkhardt entführte die Gäste in die Vereinsgeschichte und ließ in seinen Schilderungen aus Sicht der 120 Jahre alten Fahne diese selbst zu Wort kommen. Zum Auftakt und zwischendurch trug der Chor einige passende Lieder vor. Mit Inbrunst sangen die Männer "Hab oft im Kreise der Lieben im duftigen Grase geruht und mir ein Liedchen gesungen, und alles war hübsch und gut", das Lied vom alten Barbarossa und das Schifferlied – und trällerten neben der ehrwürdigen Fahne die fränkische Volksweise "Lustig ihr Brüder".

Bürgermeister Klaassen erinnerte daran, dass der Männergesangverein in den über 100 Jahren seines Bestehens viel Gutes bewirkt habe. Viele öffentliche Anlässe seien mit Gesang aufgewertet und so Emotionen geweckt worden. Der Chor sei fester Bestandteil des Maibaumstellens, beim Sommerfest oder der Sonnenwendfeier auf dem Rödelsberg, bei der Feier zum Volkstrauertag oder dem Singen in der Kirche während der Advents- und Weihnachtszeit gewesen. Deshalb finde er es richtig, so Klaassen, dass an diese musikalischen Spuren in Schopfloch in angemessener Weise erinnert werde. Schon bei der letzten Versammlung des Männergesangvereins habe er zugesagt, dass man im Rathaus für die Fahne einen würdigen Platz suchen und finden werde.

Nach längeren Überlegungen – vor allem mit Horst Burkhardt – sei man übereingekommen, die Fahne in einer Vitrine unterzubringen, wo sie künftig von Besuchern des Rathauses betrachtet werden kann, so Klaassen. Diese Fahne stehe im Kontext ihrer Zeit des Deutschen Kaiserreichs, als landauf, landab aus Militärvereinen Chöre entstanden. Der Schopflocher Chor sei so ein Beispiel.

Rechts und links neben der Fahne sind zusätzlich einige Fotos vom Männergesangverein von früher bis zu seinem letzten Auftritt aufgehängt. Nach dem Festakt war im Obergeschoss des Rathauses zum Imbiss eingeladen. Im Sitzungssaal versammelte sich der Liederkranz – wohl in dieser kompletten Form ein letztes Mal – und sang "Das Morgenrot" (Am kühlenden Morgen) von Robert Pracht.

(ade). Die Fahnenweihe mit Übergabe an den damaligen Militärverein Schopfloch war mit einem großen Fest und Festumzug am Pfingstmontag, 30. Mai 1898. Im März 1903 wurde der spätere Männergesangverein gegründet. In Schopfloch gab es fortan zwei Gesangvereine. 1927 wurden beide verschmolzen und der Militärverein aufgelöst. 1928 feierte der Männergesangverein sein 25-jähriges Bestehen.

Nach zwölf Jahren ohne Gesang während des Zweiten Weltkriegs ging es ab 21. Februar 1951 weiter. Sangesfreudige junge Männer, darunter Homag-Mitbegründer Eugen Hornberger als Kassierer, ließen den Verein wieder aufleben. Im Mai 1954 wurde mit einjähriger Verspätung das 50-jährige Bestehen gefeiert. Von 1973 bis zum Ende war Klaus Wolff Vereinsvorsitzender. 2003 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert, und der Verein bekam die Zelter-Plakette. 26 Jahre lang leitete Karl Schlumberger den Chor. Ende 2005 übernahm als erste Frau in der Geschichte des Vereins Katharina Wilding die Leitung des Chors – bis zur letzten Versammlung 2017.