Energie: Grundstückseigentümer enttäuscht / Kompromiss könnte Doppelnutzung mit Landwirtschaft sein

Der Schopflocher Gemeinderat hat am Donnerstagabend den 14 Hektar großen Solarpark der EnBW in der geplanten Ausführung abgelehnet. Grundstückseigentümer, mit denen die EnBW verhandelt hatte, ärgerten sich über die Entscheidung.

Schopfloch. Wie Bürgermeister Klaas Klaassen erinnerte, war die EnBW wegen eines Solarparks im Bereich Seeläcker in Richtung Glatten oberhalb des Steinbruchs auf Gemeinde und Grundstückseigentümer zugekommen. Auf einer Fläche von etwa 14 Hektar will die ENBW einen Zehn-Megawatt-Solarpark errichten. Die Grundstückseigentümer hätten Zusage signalisiert, so Klaassen, jetzt sei der Gemeinderat gefragt.

Dass ein großer Teil des Gremiums sich angesichts des geplanten Standorts schwertut, erklärte der Rathauschef mit zwei Stellungnahmen, die die Gemeinde vom Landwirtschaftsamt und vom Amt für Bau, Umwelt und Wasserwirtschaft eingeholt hatte. Beide wiesen darauf hin, dass die Fläche als Vorbehaltsgebiet für die Landwirtschaft eingestuft sei. Das Schutzgut Landschaft würde durch die Photovoltaikanlage erheblich beeinträchtigt, so die Behörden.

Es stelle sich die Frage, ob man Photovoltaikmodule verwenden könne, mit denen eine Bewirtschaftung möglich sei, suchte Bürgermeister Klaas Klaassen nach einem Kompromiss. Damit müsse weniger landwirtschaftliche Fläche entzogen werden. Dies griff auch Helmut Kugler auf: Eine Doppelnutzung sei wirtschaftlich interessant und sinnvoll. Klaassen hielt nach längerer Diskussion aber als Beschluss fest, dass das Solarfeld in der geplanten Ausführung vom Gemeinderat nicht mitgetragen wird. Offen sei man jedoch für Konzepte, die eine gemischte Nutzung – also Landwirtschaft und Photovoltaik – ermöglichen.

Mehrfach war zwar festgestellt worden, dass die Effizienz bei einem Solarparkt weit höher wäre als mit Maisanbau für Biogasanlagen, der auf einem Großteil der Fläche erfolgt. Dies bestätigte auch Gemeinderat Helmut Kugler, sah es jedoch sehr kritisch, wenn Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung wegfallen. In Schopfloch gebe es auch enormes Potenzial für Photovoltaik auf Dachflächen.

Die EnBW sehe die Sache nur wirtschaftlich, meinte Oberiflingens Ortsvorsteher Andreas Zeller. Er könne das Projekt nicht befürworten, wenn zwei Fachreferate abraten, sagte Gemeinderat Matthias Zeller. Für Gewerbe- und Wohngebiete sei in den vergangenen Jahren schon weit in die Natur eingegriffen worden, argumentierte Gemeinderat Johannes Müller. Mehrfach erwähnten Gemeinderäte, dass auch aus der Bevölkerung kritische Stimmen gekommen seien.

Umschwung im Gremium überrascht Zuhörer

"Irgendwo muss der Strom ja herkommen", stellte Unteriflingens Ortsvorsteher Hermann Schwizler dagegen – da müsse man sich schon Gedanken machen. Schwizler zeigte sich überrascht über den Umschwung im Gremium: "Anfangs war man dafür, auch Helmut Kugler hat gesagt, es wäre besser als Maisanbau für Biogasanlagen."

Auch mancher Zuhörer war mit der Entscheidung nicht einverstanden. Man solle den Eigentümern auch Eigentümerrecht lassen, sagte Siegfried Heinzelmann, und empfand die Entscheidung als "enteignungsähnlichen Eingriff". Das Gebiet bringe kaum Erträge, da greife man nach diesem Strohhalm. Dies bestätigte Hans Burkhardt, früherer Vorsitzender des Kreisbauernverbands, und wunderte sich, dass die EnBW an die Eigentümer mit Vertragsverhandlungen und der Meinung, dass der Gemeinderat nicht abgeneigt sei, herangetreten sei. Was ihn auch wunderte: Schopfloch wolle Energiedorf sein, nun seien alle Gemeinderäte gegen das Projekt, durch das die Landwirtschaft nicht untergehe.

Kurt Schwab warf ein, dass die erneuerbare Energiebilanz in der Gemeinde nicht so positiv sei. Es gebe nur wenige Photovoltaik-Flächen der Gemeinde zur Stromerzeugung. Artur Deger betonte als interessierter Besucher, dass man Flächen brauche, wenn man erneuerbare Energien erzeugen wolle. Er befürwortete den Beschluss, eine Doppelnutzung anzustreben.