Viel Prominenz beim Kreisbauertag: Neben den Landtagsabgeordneten Norbert Beck (links) und Timm Kern (rechts) informierten sich (von rechts) Landrat Klaus Michael Rückert, Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf und SPD-Kreisrat Gerhard Gaiser über die Nöte und Sorgen der Landwirte. Foto: Adrian Foto: Adrian

Viele Klagen beim Kreisbauerntag in Oberiflingen. Verbandschef prangert "Regelwut der Politik" und Einschränkungen an.

Kreis Freudenstadt - Wie gewohnt beim alljährlichen Kreisbauerntag, war die Halle des Oberiflinger Sportvereins voll besetzt. Neben vielen Landwirten waren auch zahlreiche Politiker und Gäste anwesend, die sich an den vorgegebenen Themen sehr interessiert zeigten.

Nach der Begrüßung des Verbandsvorsitzenden, Gerhard Faßnacht, stand das erste Grußwort Bürgermeister Klaas Klaassen aus Schopfloch zu. Er freute sich, dass der Kreisbauerntag traditionell in seiner Gemeinde stattfindet. Landrat Klaus Michael Rückert betonte, welch große Wertschätzung der Verband in der hiesigen Region genieße und stellte fest: "Landwirtschaft prägt unseren Kreis, danke für Ihre tägliche Arbeit". Die Landwirte seien in Leidenschaft verwurzelt mit ihrer Heimat, sorgten für gesunde Lebensmittel und seien aktiv in der Landschaftspflege, so Rückert, der die Zuhörer dazu aufforderte, die Landwirte mit dem Einkauf regionaler Lebensmittel zu unterstützen.

Die Landfrauenvorsitzende, Katharina Schmelzle, nutzte die Gelegenheit, auf die vielen Aktivitäten ihres Verbands aufmerksam zu machen. Gerhard Faßnacht berichtete über die Entwicklungen im vergangenen Jahr und prangerte zunächst die Panikmache der Medien an. Dass der Wald sterben würde, habe sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil, er bringe nachhaltigen Ertrag. Die Gewässer seien trotz Düngung der Felder und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sauber, der Bodensee sei mittlerweile der größte Trinkwasserspeicher Baden-Württembergs.

Das BSE-Gespenst verunsichere die Bevölkerung, obwohl bis heute keinerlei Nachweis geführt sei, dass die Krankheit auf Menschen übertragen werden könne. Viele Szenarien hatte der Landwirt parat, beispielsweise zum Thema Tierhaltung, wo den Landwirten Tierquälerei vorgeworfen würde, die Tiere aber heute wesentlich besser gehalten werden könnten als in früheren Zeiten, in denen sie in den hintersten Ecken in feuchten, dunklen Ställen aufgezogen werden mussten.

Allerdings sei ein Bauernhof auch kein Streichelzoo, sondern eben ein landwirtschaftlicher Betrieb, um die Menschen zu ernähren, betonte Faßnacht selbstbewusst. Wenn in früheren Zeiten darüber diskutiert wurde, die Kulturlandschaft zu erhalten, so der Vorsitzende des Agrargesprächskreises, gehe es heute nur noch darum, Naturlandschaften und Grünland in extensiver Weise zu erhalten und den Wald zum Urwald zu machen.

"Landwirtschaft wird zunehmend stigmatisiert"

Die konventionelle Landwirtschaft würde zunehmend stigmatisiert und "schlecht geredet", klagte Faßnacht, sie sei geradezu zum "Buhmann der Nation" degradiert. Faßnacht betonte, dass die Landwirte ihre Verantwortung für die nächste Generation ernst nähmen und hochwertige, schmackhafte, abwechslungsreiche und gesunde Lebensmittel produzierten. Faßnacht prangerte auch die Regelwut der Politik an ebenso die Einschränkungen, die täglich neu auf die Landwirte zukämen.

Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU) ließ es sich in seinem Grußwort nicht nehmen, einen hochrangigen Gast vorzustellen: den kolumbianischen Politiker Louis Alberto Moreno, der als Präsident der internationalen Entwicklungsbank, ansässig in Washington DC, einen höchst verantwortungsvollen Posten einnimmt. Fuchtel betonte, dass er dem wichtigen Gast nicht nur deutsche Großstädte zeigen wolle, sondern ihn bewusst aufs Land entführe, um zu zeigen, welch hohen Stellenwert die Landwirtschaft in Deutschland einnehme.

Das Grußwort der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken (SPD) entfiel, da sie wegen einer anderen Verpflichtung schon früher den Saal verlassen musste. Der Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) betonte, dass seine Partei, wie auch die Mehrzahl der Landwirte, immer gegen den Nationalpark gestimmt habe und kritisierte die Agrarpolitik der Landesregierung. Auch Landtagsabgeordneter Norbert Beck (CDU) war mit der grün-roten Landespolitik nicht einverstanden und fürchtete weiteren Bürokratieaufbau.