Jubiläum: Marija und Josip Herman aus Schramberg feiern Goldene Hochzeit

Von Lothar Herzog

Schramberg. Josip und Marija Herman in der Roßwaldstraße 19 haben am heutigen Donnerstag doppelten Grund zum Feiern: Seit 50 Jahren sind sie miteinander verheiratet und genau so lange wohnen sie in Schramberg.

Der am 11. August 1946 in Belica/Kroatien geborene Josip Herman ist ein typisches Beispiel für die Redewendung "Sag niemals nie". In seinem beschaulichen 3000-Seelen-Heimatdorf wuchs er mit einem Bruder und drei Schwestern auf. Seine Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft.

Nach der Schule erlernte er in der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Slowenien den Maurerberuf, ehe es ihn mit 18 Jahren nach Deutschland zog. Da er bei Bad Reichenhall unbemerkt zu Fuß illegal die Grenze von Österreich nach Deutschland überschritten hatte, landete er für vier Wochen im Gefängnis. Es folgten weitere Aufenthalte in der ungewöhnlichen Wohnung mit schwedischen Gardinen in Salzburg, Wien und schließlich auch in Kroatien, weil ihm vorgeworfen wurde, sich mit der Auswanderung dem Wehrdienst entziehen zu wollen. "Da habe ich mir gesagt, ich werde nie nach Deutschland gehen", erinnert sich der Jubelbräutigam schmunzelnd.

Dass es dann doch anders kam, daran war seine Frau Marija "schuld". Sie kam am 7. November 1951 im gleichen Dorf zur Welt und hatte eine Schwester und vier Brüder. Sie folgte der Anwerbung der Firma Junghans von Gastarbeitern und kam im Februar 1970 nach Schramberg. Da die Uhrenfabrik weitere Arbeiter suchte, empfahl sie ihren Jugendfreund Josip.

Die Suche nach einer gemeinsamen Wohnung gestaltete sich damals äußerst schwierig, da sie nicht verheiratet waren. So fuhr Marija Vinkovic, wie sie mit Mädchennamen hieß, am 1. Mai 1970 kurz entschlossen zurück in die Heimat. Obwohl beide Eltern gegen die spontane Heirat waren, ließen sie sich am 9. Mai standesamtlich und am 14. Mai 1970 kirchlich in ihrem Heimatort trauen.

Das frisch vermählte Paar musste mehrmals in Schramberg umziehen, ehe sie in der Roßwaldstraße heimisch wurden und 2002 die Gelegenheit nutzten, zusammen mit Marijas Bruder und dessen Frau das Gebäude mit der Hausnummer 19 zu erwerben. Während Josip Herman bei der Firma Junghans bis zum Renteneintritt 2008 arbeitete, wechselte seine Frau zur Elektrofabrik Brugger an der Steige und später zu Trumpf Laser in Sulgen, ihrem letzten Arbeitgeber bis zur Rente.

Auf den ersehnten Nachwuchs musste das Jubelpaar lange und geduldig warten. Sie war bereits 39 Jahre alt, als Sohn Josip Stefan zur Welt kam und das Eheglück bereicherte. Viele Trophäen zeugen von ihren Erfolgen im Kegeln im kroatischen Verein Schramberg. Daneben backt sie gerne Kuchen, hält den Garten in Schuss und unternimmt mit ihrem Mann Spaziergänge.

Er spielt heute noch leidenschaftlich Gitarre, Mundharmonika und Keyboard. "Das tut mir gut", bekräftigt er. Nachdem viele ihrer bekannten Landsleute im Rentenalter in ihre kroatische Heimat zurückkehrten, hatten auch sie mit diesem Gedanken gespielt.

Die Liebe zu ihrem Sohn ließ sie anders entscheiden. "Wir werden hier bleiben. Uns gefällt es in Schramberg sehr gut und wir freuen uns, wenn der Sohn aus Freiburg zu Besuch kommt", betont das Goldhochzeitspaar. Wegen Corona wird allerdings nur im engsten Familienkreis zu Hause gefeiert.