Dass das gesangliche Einbinden des Publikums angesichts der erheblichen Sprachdifferenzen zwischen Schwaben und Alemannen zur komisch-holprigen Sache geriet, war kalkuliert. Und die Zuschauer honorierten die musikalisch wie künstlerisch astreine und ebenso warmherzig wie intelligent gestaltete Vorstellung prompt mit Zugabe-Forderungen. Diese wurden jedoch kurz gehalten, denn mit Roland Baisch wartete hinter der Bühne bereits eine graue Eminenz der Kleinkunstszene.
Der versierte Entertainer, der Rollen-Metamorphosen schneller zu vollziehen vermag, als das Publikum blinzeln kann, brachte die Halle mit seinem Programm "Grauer Star" zum Schäumen. Begleitet von Gitarrist Frank Wekemann, biss und sang, tanzte und rappte sich der künstlerische Alleskönner durch die Neurosen der Alternden und die Absurditäten der Midlife-Crisis. Hatten sich die Zuhörer zuvor noch von der alemannischen Behäbigkeit anstecken lassen, war das Publikum nun am toben.
Es wäre jedoch nicht der Kleinkunstabend des Schwarzwald Musikfestivals gewesen, wenn nicht am Ende noch ein überraschendes und spektakuläres Finale gefolgt wäre. Während HOMAG-Firmengründer Gerhard Schuler sich von der Stimmung auf der Bühne inspirieren ließ und in einem launigen Grußwort den offiziellen Schlusspunkt setzte, schlossen sich dessen Akteure hinter den Kulissen zusammen, um anschließend mit einer gemeinsamen Improvisationsnummer die Bühne zu stürmen und den Glanzpunkt des Abends zu setzen.
Das Ensemble der Musik- und Kunstschule, das nun auch seinen Wohlfühlpunkt im Scheinwerferlicht gefunden hatte, gab den musikalischen Rhythmus vor, in den sich LUDDI, Baisch und Wekemann mit einer grandiosen Mundart-Version von "Stand By Me" und "No Woman No Cry" einreihten. Ein brillantes Solo von Marc Zwingelberg sorgte dabei ebenso für Gejohle wie Baischs souveräne und sichtlich von Spaß begleitete Präsentation des noch schnell auf HOMAG und Schopfloch umgeschriebenen Songtextes.
Zum Schluss waren es aber nicht die Akteure, die den Schlussstrich unter einen opulenten Abend zogen. Das Publikum sang nämlich noch begeistert weiter, als die Künstler winkend und klatschend von der Bühne zogen.
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