Der Förderkreis Ruine Turmhölzle hat eine Exkursion zum Raitbacher Baudenkmal unternommen. Einige Förderkreis-Mitglieder haben damit begonnen, die ausgebrochene Ringmauer auf der Ostseite der Ruine zu rekonstruieren.
Nach seiner Gründung vor einigen Monaten hat der Förderkreis Ruine Turmhölzle am Samstag die angekündigte Exkursion zum jahrhundertealten Bauwerk in Raitbach gemacht.
Von der Raitbacher Festhalle aus erreicht man die auf einer ovalen Kuppe liegende Ruine Turmhölzle über einen Waldweg in 15 Minuten. Bei der Exkursion zum geschützten Baudenkmal passierte die etwa zwölfköpfige Gruppe auf ihrem Weg auch die „Eselmatt“ und die „Eselhalde“ – beides Flurnamen, die auf die Burgzeit zurückgehen, wie Museumsdirektor Dominik Baiker erläuterte. Mit den Lasttieren wurden Nahrungsmittel zur Burg transportiert.
Die östliche Seite des Turmhölzles, die „Burg Farnegg“ geheißen haben könnte, wird von einem Halsgraben flankiert, den sich die Burgenfreunde ansahen. Wilhelm Tholen fragte, wie die Burgbewohner mit Wasser versorgt wurden. Die Vermutung Baikers: Auf dem 600 Quadratmeter großen Gelände gab es eine Filterzisterne.
Vieles unklar
Vieles über die Burg ist unklar – wer sie gebaut hat, wann und wozu sie gebaut wurde oder wo die Lage des Burgtors war. Baiker schätzt, dass der Baubeginn im elften Jahrhundert war - zur Zeit der Salier. Auch über das Ende der Burg ist schriftlich nichts erhalten. Anhand der Befundlage gehen die Experten aber davon aus, dass sie im späten 13. Jahrhundert aufgeben wurde.
Burgen waren Statussymbole, betonte Baiker, „jeder, der etwas auf sich hielt, hatte eine“. Denkbar sei, dass Farnegg eine Rodungsburg war, von der aus die Gegend gerodet wurde.
Oben auf der Burg erläuterte Förderkreis-Vorsitzender Wolfgang Richter die Bestandteile der Burg. Noch zu sehen sind die Überreste des Bergfrieds, des Palas und der Ringmauer. Der 9,5 Meter mal 7,5 Meter große Bergfried war 15 bis 20 Meter hoch, erklärte Richter. Seine Mauer war 2,5 Meter dick.
An ihn grenzte der Palas, das Wohngebäude der Burgbewohner. „Im ersten Obergeschoss wohnte die adelige Familie, im Erdgeschoss gab es eine Wirtschaft und eine Küche“, vermutet Richter. Er wies auf Balkenlöcher hin, die auf einen Vorgängerbau, möglicherweise aus Holz, hindeuten. Die Balken trugen wahrscheinlich einen Fußboden. Wie schon der 1987 verstorbene Burgenforscher Werner Meyer feststellte, seien die Balkenlöcher jedoch ohne weitere archäologische Ausgrabungen nicht eindeutig deutbar.
Beim Palas gab es zwei Bauphasen. In der erste Phase war das Wohngebäude vom Bergfried getrennt, in der zweiten Phase wurde eine zweite Mauer westlich der bestehenden Mauer eingezogen, wobei letztere bis zum Erdgeschoss abgetragen wurde. Außerdem wurde die im Süden des Palas gelegene Mauer nach Osten bis zum Bergfried verlängert. An ihm findet man Reste einer Tür, die in das erste Obergeschoss des erweiterten Palas führte.
An der Exkursion nahm auch Regina Grethler aus Maulburg teil. 1981 legten Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums unter Anleitung von Archäologen Reste der Ringmauer frei. Grethler war eine von ihnen – sie konnte zwar nicht mehr über Einzelheiten der Ausgrabung berichten, gab aber an, dass das Amt für Bodendenkmalpflege die Aktion damals missbilligte und die Ausgrabung daher nach 14 Tagen aufgegeben wurde.
Teilweise ausgebrochen
Sorgen bereitet den Burgenfreunden, dass die Mauer an der Ostseite teilweise ausgebrochen ist. Die Wurzel eines Baums, der auf der Mauer sitzt, habe die Mauer auseinandergedrückt, so Baiker. Auch Lebewesen (zum Beispiel Wühlmäuse) hätten die Mauer durchwühlt und locker gemacht (Bioturbation) ebenso wie gefrorenes Wasser. Die unterschiedliche Konsistenz des Mörtels – beim Bergfried ist er steinhart, an der nördlichen Mauer pulvrig – spräche für verschiedene Bauphasen. Nun müsse die Mauer stabilisiert werden, erklärte Baiker, auch um Burgenforschern die Untersuchung der salierzeitlichen Anlage zu ermöglichen. Die Konservierung müsse in Absprache mit dem Landesdenkmalamt erfolgen.
Einige Männer machten sich sogleich daran, die Mauer in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Wie diese damals aussah zeigte eine Fotografie, die als Vorlage genutzt wurde. Die Förderkreis-Mitglieder schichteten die losen oder auf den Boden liegenden Steine auf zwei Haufen – und begannen schließlich damit, diese wieder in die Mauer der Burgruine einzusetzen.