Die Sanierung des ehemaligen Bezirksamts schreitet voran: Das Dach soll bis Weihnachten neu gedeckt sein, der Sandstein an Sockel, Türen und Fensterrahmen wird seit dieser Woche gereinigt. Im Mai 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Das ehemalige Bezirksamt an der Westflanke des Marktplatzes ist eines der stadtbildprägenden Gebäude. Entsprechend prominent – und zeitweilig buchstäblich „tonangebend“, je nachdem was da gerade gehämmert, gesägt oder gefräst wird – ist denn auch die Baustelle, die sich seit September auf, in und rund um den Verwaltungsbau ausbreitet. Im September haben sie begonnen, im Frühjahr sollen sie fertig sein – knappe Halbzeit also im Moment, und gut im Plan, zeigen sich Harald Klemm vom Architekturbüro Brüderlin + Klemm, Bauleiter Gino Kratzer und Martina Milarch vom städtischen Gebäudemanagement bei einem Baustellenrundgang optimistisch und zufrieden mit dem Gang der Baustellendinge.
Was auf’s Dach
Wichtiger –und derzeit prominentester Teil der Arbeiten ist die Sanierung des undichten Daches, in deren Zuge Photovoltaik-Module installiert werden.
Auf selber Höhe, jedoch eher im Verborgenen spielt sich ein weiterer Teil der Arbeiten ab: Zusätzliche Sanitärräume, ein Sozialraum, der seinen Namen mehr verdient als die derzeitige Teenische und eine Isolation, die die Temperaturen unterm Dach auch im Sommer auf einem erträglichen Maß hält. Zudem wird bisher ungenutzter Speicherraum zu Büroflächen ausgebaut – schon im Rohbau versprechen die Räume dank offener Holzbalkenkonstruktion, und Altbauambiente eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Der Innenausbau startet als letzter Teil des Projekts wohl im Februar.
Frischekur für die Fassade
Ein weiterer Bereich des Sanierungsprojekts ist die Frischekur für die Fassade. Diese wird keineswegs rundum erneuert und verputzt. Der Fokus liegt auf den Sandsteinelementen am Sockel, rund um Türen und Fenster – wohlgemerkt nur an den älteren, in Richtung Hauptstraße liegenden Gebäudeteilen. Wo möglich, wird der Sandstein gereinigt – die Arbeiten haben gerade diese Wochen begonnen –, an etlichen Stellen aber, wo das poröse Material beschädigt und abgesplittert ist, braucht es Ersatz. Die Steinmetze nehmen vor Ort Maß und fertigen die Teile dann in ihrer Werkstatt. Die liegt im Übrigen im bayrischen Bamberg: Fachfirmen sind mittlerweile rar gesät, erklärt Milarch.
Während sie derzeit im Farbton der Fassade überstrichen sind, dürfen die Sandsteinelemente mit ihrer charakteristischen Färbung künftig ihren Teil zum Erscheinungsbild des Gebäudes beitragen: „Wenn wir den Sandstein schon sanieren, dann wollen wir ihn auch zeigen“, sagt Klemm.
Für den Denkmalschutz
Bei einem solch geschichtsträchtigen Gebäude – der älteste Teil stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – hat natürlich auch der Denkmalschutz ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Um das Erscheinungsbild zu erhalten, sind beispielsweise die PV-Module in die Dachfläche integriert und haben einen ähnlichen Farbtone wie die umliegenden Ziegel. „Das ist teurer und hat nicht die gleich Effizienz wie die Standard-Module – das aber ist ein Kompromiss, den die Stadt als Bauherrin gut mittragen kann, sagt Gebäudemanagerin Milarch und lobt die konstruktive Zusammenarbeit mit der Behörde.
Abstimmung und Koordination ist im Übrigen auch das Stichwort mit Blick auf die parallel laufenden Bauarbeiten an der Adolf Müller-Straße/Am Stadtgraben direkt hinterm Bezirksamt mitsamt Straßensperrungen und Baustellenverkehr. „Klar wäre es anders einfacher, aber wir stimmen uns gut ab“, erklärt Bauleiter Gino Kratzer. Zur unkomplizierten Zusammenarbeit rund um die Baustellen trage auch bei, dass lokale Firmen am Werk sind.
Projekt war umstritten
Etwa 2,2 Millionen Euro sind für die Sanierung veranschlagt – „und momentan sieht es gut aus, dass wir das halten können“, sagt Architekt Klemm. Aus dem Altstadt-Sanierungsprogramm erhält die Stadt etwa 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern. Mit Blick auf diesen Zustupf kam die Sanierung gerade noch rechtzeitig: Das Programm läuft 2025 aus.
Dabei stand zwischenzeitlich in Frage, ob der Gemeinderat die Sanierung des Gebäudes überhaupt billigt: Insbesondere die CDU wollte die Sanierung vertagen bis klar ist, wo die Stadt mit dem Gebäude hinwill; denkbar sei schließlich, dass man es in einigen Jahren verkaufe, so das Argument. Andere hielten das (und die darin mitschwingende Überlegung für einen Rathausneubau) für eher unwahrscheinlich. Und selbst wenn: Die Maßnahmen seien nichts anderes als Werterhalt, der ganz unabhängig von künftigen Besitzverhältnissen nötig sei: „Da muss was gemacht werden. Sonst haben wir hier bald einen Schandfleck in bester Lage“, wählte Bürgermeister Harscher in einer der Diskussionen damals drastische Worte.
Im Zuge der Gespräche weggefallen ist eine ursprünglich an der Gebäudefront geplante Rampe, die für einen barrierefreien Zugang sorgen sollte. Ein solcher, so das Argument, ist bereits durch den Aufzug an der Rückseite gegeben. Die übrigen Pläne wurden letztlich mehrheitlich gebilligt.