Die Renovierung des alten Waschhüsli in Fahrnau ist weit fortgeschritten. Pfarrerin Ulrike Krumm wünscht sich hier ein interaktives Museum und einen Ort für Geselligkeit.
Als „riesengroßes Geschenk“ bezeichnet es Pfarrerin Ulrike Krumm, dass Bauunternehmer Wilfried Blum die Sanierung des alten Waschhüsli neben dem Fahrnauer Pfarrhaus zu einem Azubi-Projekt seines Bauunternehmens Binder & Blum werden ließ – auf eigene Kosten. Das Gebäude steht auf einem Grundstück im Besitz der Kirche. Die Freude über das Engagement ist ihr im Gespräch mit unserer Zeitung anzuhören. Ursprünglich war geplant, das Gebäude abzureißen, da es einsturzgefährdet ist.
„In dieser Entscheidung steckte viel Herzschmerz“, blickt Krumm heute zurück. Der Zeitungsbericht über den Abriss und auch über die Tatsache, dass das Gebäude den Fahrnauern sehr am Herzen liegt, hätte Wilfried Binder dazu veranlasst, bei der Pfarrerin anzurufen. Das war also die Rettung des rund 175 Jahre alten Waschhauses. „Jetzt bin ich umso froher, dass es zu dieser glücklichen Wendung gekommen ist“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ursprünglichen Eingang wieder herstellen
Was der Pfarrerin wichtig ist: Der ursprüngliche Charakter des Gebäudes konnte durch die Renovierung erhalten bleiben. Gutes Beispiel dafür sind die 150 Jahre alten Ziegel aus der Landwirtschaft, mit denen im Frühjahr das Dach gedeckt wurde. Die Renovierung sei weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen, erzählt Krumm. Die Sanierung des alten Elektro-Leitungssystems stehe noch aus. Von außen müsse das Gebäude noch fertig verputzt werden. Der Eingangsbereich des historischen Gebäudes soll so gestaltet werden, dass man den ursprünglichen Eingang wieder benutzen kann. Dieser führte zum Wuhr, wo früher die Frauen ihre Wäsche wuschen und sei damals zugemauert worden. Der aktuelle Eingang soll wiederum verschlossen werden.
Pfarrerin hat viele Ideen
„Man kann Orte nur dann erhalten, wenn man sie mit Leben füllt“, sagt Krumm. Und so hat sie schon einige Ideen, was nun aus dem historischen Gebäude werden könnte. Interaktiv sollte es schon sein.
Ein Erlebnis-Museum zum Mitmachen schwebe ihr vor. Aber kein Heimatmuseum, immerhin wolle sie nicht in Konkurrenz zu den schon bestehenden Einrichtungen gehen. Sie hat vor, einen öffentlichen Aufruf zu starten, wer Gegenstände hat, die an das Waschen von früher erinnern. Alte Seifen und Bürsten etwa sollen zu bestaunen sein.
Das Hüsli wurde im Jahr 1843 gebaut und wurde wohl bis in die 1960er Jahre genutzt. Nach 1843 wurde ein neues Waschhaus direkt angebaut, das aber bereits wieder entfernt wurde. Deshalb ist Krumm nun auch auf der Suche nach Zeitzeugen dieses neueren Waschhaus. „Ich habe die Idee, dass man erlebbar machen kann, wie früher gewaschen wurde. Vielleicht können dann Schulkinder selbst erleben, wie es ist, wenn man sein T-Shirt nicht in die Waschmaschine werfen kann“, überlegt die Pfarrerin. Immerhin liege das Waschhüsli auch in unmittelbarer Nähe zur Grundschule.
Historische Orte zum Leben erwecken
Multifunktional solle das Gebäude werden, kein reines Museum. Gruppen könnten hier zusammensitzen, es soll ein „Begegnungsort“ werden. Immerhin sei es schon damals für die Waschfrauen ein Ort der Geselligkeit gewesen, wo sie sich ausgetauscht hätten, erzählt Krumm. Auch das benachbarte Krafft-Areal, in dem früher die Schuhfabrik Gebrüder Krafft untergebracht war, gehöre zu dem zentralen historischen Ensemble des Orts, macht Krumm die Bedeutung für die Fahrnauer klar. „Es ist ein wunderschöner, faszinierender Gedanke, diesen Teil von Alt-Fahrnau wieder zu neuem Leben zu erwecken.“