Auf der Bank neben der Thaddäus-Kapelle freut sich das Jubelpaar Maria und Paul Herr. Hinter den Eltern strahlen die fünf Kinder (von links) Reinhold, Christiane, Helga, Brigitte und Wolfgang. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Seit 70 Jahren verheiratet / Familie bringt sich bei der Gestaltung der Andacht mit ein

Schonach. Als Maria und Paul Herr vom Ölberg ihr 70-jähriges Ehejubiläum, die Gnadenhochzeit, feierten, strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel, um das harmonische Fest noch zu unterstreichen. Die Braut hatte bei der Hochzeit am 11. September 1948 in der katholischen Kirche von Haslach ein weißes Kleid mit Schleier getragen, was in der Nachkriegszeit eine Seltenheit war. Diesmal kam sie in einer modischen Bluse daher und trug in ihren Händen einen weißen Brautstrauß. Ihr Mann Paul war in festliches Schwarz gekleidet. Bevor die Andacht in der Judas-Thaddäus-Kapelle im Obertal begann, ließ sich das Ehepaar mit seinen fünf Kindern fotografieren. Bei einem Turnfest in Haslach hatten sich die beiden Jugendlichen Ende der 1930er-Jahre kennen gelernt und blieben sich auch treu, als Paul Herr 1940 mit 20 Jahren nach Russland in den Krieg ziehen musste. Erst 1947 kam er aus der französischen Gefangenschaft nach Hause. Nun begannen schon bald die Hochzeitsvorbereitungen und kurz vor dem 28. Geburtstag konnte der junge Uhrmacher seine Verlobte Maria Bühler aus Haslach heiraten und mit ihr ins Elternhaus am Schonacher Ölberg ziehen. Paul Herr war der Jüngste von acht Geschwistern, die alle schon ausgeflogen waren. Mit zwei Söhnen und drei Töchtern wurde die Ehe gesegnet. Neben den fünf Kindern und deren Ehepartnern konnten ein ganzes Dutzend Enkel und neun Urenkel dem Jubelpaar gratulieren. Der Gottesdienst wurde von Gemeindereferentin Birgit Kurzbach geleitet und von den Kindern des Jubelpaares gestaltet. Nach dem ersten Lied trug Reinhold Herr eine Meditation über seine Eltern vor, die er selbst verfasst hatte.

Ja-Wort ein "Ja" geblieben

"Vor 70 Jahren habt ihr euch vor dem Altar die Hände gereicht und später habt ihr euren Kindern die Hände gereicht und sie ins Leben begleitet", sagte er. Er machte darauf aufmerksam, dass das Ja-Wort am Altar für seine Eltern stets ein "Ja" blieb bis zum heutigen Fest. Durch viele Freuden und auch Leiden hätten sie mit unaussprechlicher Liebe einander die Treue gehalten, wie Sohn Reinhold betonte. Die Lesung über die Liebe aus dem ersten Johannesbrief trug sein Bruder Wolfgang vor. Auch die Kurzpredigt der Gemeindereferentin rankte sich um die Liebe. "Sie ist das Markenzeichen Gottes und wurde zum Erkennungszeichen der ersten Christen", stellte Kurzbach fest. "Ihr habt euch sieben Jahrzehnte geliebt und in Freud und Leid zusammen gehalten und Gott hat euch geleitet", wandte sie sich an das Paar. "Auch in Zukunft wird Gott mit euch gehen und euch nahe bleiben", versprach sie zum Abschluss. Neben den bekannten Liedern aus dem Gesangbuch setzte Tochter Christiane mit ihrem Solo-Gesang "Salve Regina" einen bunten Farbtupfer in die Feier.

Die Fürbitten für ihre Eltern und alle Nachkommen sowie für die verstorbenen Angehörigen formulierten die beiden Töchter Helga und Brigitte. Nach dem Segen stimmten alle in das Lied "Großer Gott, wir loben dich" ein.

Draußen vor der Türe überreichte die Gemeindereferentin dem glücklichen Jubelpaar neben dem Geschenk der Kirchengemeinde auch noch eine Gratulations-Urkunde von Erzbischof Stephan Burger. Nach dem kirchlichen Fest in der Obertal-Kapelle wurde die Gnadenhochzeit auf der Wilhelmshöhe im Gasthaus Bärt weiter gefeiert.